Lokales

Gemeinsam auf dem letzten Weg

Die Arbeitsgemeinschaft Hospiz in Kirchheim besteht seit 20 Jahren

20 Jahre AG Hospiz: Das bedeutet zwei Jahrzehnte Begleitung für schwerstkranke und sterbende Menschen zu Hause, in Pflegeheimen und im Krankenhaus. Zwei Jahrzehnte Unterstützung der Angehörigen und Trauernden. – Wahrlich Anlass, zum 20. Geburtstag den Dank an die Engagierten in einer kleinen Geburtstagsfeier zum Ausdruck zu bringen.

Rosen für die Ehrenamtlichen gab‘s bei der Feier zum 20. Geburtstag der AG Hospiz.Foto: Jean-Luc Jacques
Rosen für die Ehrenamtlichen gab‘s bei der Feier zum 20. Geburtstag der AG Hospiz.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die Hospizgeschichte im Zeitraffer präsentierten die beiden Koordinatorinnen Ulrike Graf und Sandra Beck: Symbolisch stellten sie anhand der 20-jährigen Geschichte immer mehr Blumen in eine Vase. Schließlich entstand ein prächtiger Strauß, entsprechend dem umfassenden Angebot, das die AG Hospiz mittlerweile bietet.

Angefangen hat alles im Jahr 1992. Eine kleine engagierte Gruppe, nämlich Martin Mayer und Elisabeth Mögelin von der Diakonischen Bezirksstelle sowie Pfarrer i. R. Christoph Hermann, griff damals die Idee auf, in Kirchheim eine Hospizgruppe ins Leben zu rufen. Martin Mayer war auch bei der Geburtstagsfeier anwesend. Ihm und seinen Mitstreitern gelang es, schon 1993 einen ersten Ausbildungskurs mit 17 Teilnehmern ins Leben zu rufen. So konnte 1994 die AG Hospiz offiziell gegründet werden und gleich ihre Arbeit aufnehmen.

Aktuell gehören 33 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Team. Seit 1999 ist der von den Maltesern gegründete Kinderhospizdienst ein wichtiger Kooperationspartner. 2001 wurde die erste feste Mitarbeiterin eingestellt. 2006 wurde Ulrike Graf Koordinatorin, seit 2007 im Verbund mit Sandra Beck.

Sie alle wollten jedoch die ehrenamtlichen Helfer in den Mittelpunkt des Abends stellen, ohne die diese wichtige Arbeit niemals geleistet werden könnte. „Sterbende brauchen neben guter medizinischer Versorgung vor allem menschliche Zuneigung“, betonte Ulrike Schmid von der Diakoniesozialstation. Sie dankte den Helfern herzlich dafür, dass sie ihren sterbenden Mitmenschen das schenkten, was diese am meisten benötigten: Zeit.

„80 Prozent aller Menschen wünschen sich, zu Hause sterben zu können“, sagte Pfarrer Winfried Hierlemann, der gemeinsam mit Dekanin Renate Kath den Vorstand der AG bildet. Doch Alleinsein und Vereinsamung nehmen in der modernen Gesellschaft zu: „Hier ist der Hospizdienst gefragt“, betonte Hierlemann die wachsende Bedeutung dieses Engagements. Nicht zuletzt sei der Hospizdienst Ausdruck des Wir-Gefühls, das in Kirchheim deutlich spürbar sei.

„Sie sind ein wichtiger Teil unserer Sterbe- und Trauerkultur in der Stadt“, bescheinigte auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker den Engagierten aus der AG Hospiz voller Dank. Sich mit Sterbenden gemeinsam auf den letzten Weg zu machen und ihnen Ängste zu nehmen, das sei ausgesprochen viel wert. Dieser Zuspruch könne sehr, sehr tröstlich sein auf dem letzten, unausweichlichen Weg.

Ulrike Tonn vom Diakonischen Werk Württemberg erinnerte an die Anfänge der Hospizdienste als Graswurzelbewegung vor mehr als zwei Jahrzehnten. „Die Fülle des Lebens umfasst eben auch Leid, Einsamkeit und Schmerz“, machte sie klar. Wer Menschen in existenziellen Situationen nicht allein lasse, folge letztlich einem urchristlichen Auftrag. Tonn zeigte sich zufrieden darüber, dass die Hospizbewegung mittlerweile bundesweit zahlreiche Hilfen anbietet und sich auch politisch Gehör verschafft hat. Mittlerweile fördern längst auch die Krankenkassen diese wichtige Tätigkeit.

Um das Engagement vor Ort zu würdigen, bat die ehrenamtliche Geschäftsführerin der AG Hospiz, Ingrid Riedl von der Diakonischen Bezirksstelle, alle Engagierten nach vorn. Sie erhielten symbolisch eine Rose. Einzelne schilderten in bewegenden Worten den Hintergrund ihres Einsatzes und machten klar, dass sie das Gefühl haben, bei ihrer oft schwierigen und stets fordernden Tätigkeit letztlich mehr zu bekommen als sie geben.

Mit der gefühlvollen Darstellung „Ein Tag mit Herrn Jules“ ließ das Duo Mirabelle aus Tübingen den Geburtstagsabend in der Stadthalle passend ausklingen. Menschlich und ohne falsche Sentimentalität stellten die Mimen die Begegnung mit dem Tod dar und lieferten so manchen Impuls für spätere Gespräche.

Im Frühjahr 2015 wird eine neue Ausbildungsgruppe beginnen und dazu laden die Hospizmitarbeiter am Mittwoch, 5. November, und am Montag, 10. November, zu Informationsveranstaltungen ein. Nähere Informationen gibt es unter der Nummer 0 70 22/6 22 60.