Lokales

Grünes Licht, aber Bedenken

Ortschaftsrat trägt die Pläne der Stadt fürs Hepsisauer Rathaus mit

Die Weilheimer Stadtverwaltung schmiedet große Pläne für das Hepsisauer Rathaus. Für Gesprächsstoff sorgt vor allem das Vorhaben, in den beiden oberen Stockwerken Flüchtlinge einzuquartieren. Jetzt hat der Ortschaftsrat Stellung bezogen.

Ins Hepsisauer Rathaus sollen Flüchtlinge einziehen. Foto: Jean-Luc Jacques
Ins Hepsisauer Rathaus sollen Flüchtlinge einziehen. Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. In Hepsisau haben die Pläne der Weilheimer Stadtverwaltung, das Hepsisauer Rathaus umzugestalten und Flüchtlinge dort einzuquartieren (siehe Info-Kasten), für einige Diskussionen gesorgt. „Der Vorschlag war für uns zunächst befremdlich und überraschend“, bekannte Ortsvorsteher Hartmut Hummel (UWV) bei der gut besuchten Ortschaftsratssitzung am Montag. Dennoch sei Verständnis aufgekommen. Bei den nicht öffentlichen Vorberatungen habe das Gremium die Ansicht vertreten, dass sich Hepsisau der Aufgabe stellen müsse. „Wir stehen der Unterbringung von Flüchtlingen positiv gegenüber –aber nicht um jeden Preis“, fasste er zusammen.

Deutlich wurde an dem Abend, dass es unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, was akzeptabel ist. „Es ist unsere gesetzliche und moralische Pflicht, etwas zu tun“, sagte Joachim Meyer (FWV). Er störte sich jedoch daran, dass die Wohnungen laut den Verwaltungsskizzen zu klein seien. „Wir wollen ja vom Förderprogramm des Finanzministeriums profitieren, und da müssen wir eben die Mindestvorgaben einhalten“ betonte er. „Es hat ja auch keinen Sinn, die Asylbewerber in zu kleine Wohnungen zu stecken.“ Von der Weilheimer Stadtverwaltung erhielt er geschlossen das Versprechen, die Mindestvorgaben einzuhalten. „Wir planen, wie es das Gesetz vorgibt“, sagte Weilheims Stadtkämmerer Sascha Schneider. Gertrud Schumanns Wunsch, die Wohnungen großzügiger als verlangt zu gestalten, räumte Bürgermeister Johannes Züfle aber geringe Chancen ein. „Wir werden die Mindestzahlen nicht viel überschreiten, sonst müssen wir noch weiteren Wohnraum für die Flüchtlinge suchen.“ In Hepsisau einziehen sollen Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung. Dazu gehören Menschen, die bereits seit über zwei Jahren in Deutschland sind oder eine Aufenthaltsgenehmigung haben. „Wir sind rechtlich dazu verpflichtet, sie aufzunehmen“, erläuterte Züfle. Er rechnet damit, dass die Stadt dieses Jahr noch 18 Plätze zur Verfügung stellen muss und im kommenden Jahr 30.

Dass das Zusammenleben gut gelingen kann, davon zeigte sich der Bürgermeister überzeugt: „Wenn wir zusammenstehen in Stadt, Kirche, Vereinen und beim AK Asyl – der super Strukturen aufgebaut hat – dann können wir die Situation positiv beeinflussen.“

Andreas Gienger (UWV) bat da­rum, dass genügend Abstellraum eingeplant wird – ob für Kinderwagen oder Fahrräder. „So können wir dem Wildwuchs vorbeugen“, sagte er und schlug das städtische Gebäude gegenüber in der Mittleren Ortsstraße 3 als Möglichkeit vor.

Größere Bedenken äußerte Gertrud Schumann (UWV). „Ich finde, es sind zu viele Flüchtlinge für uns. Da passt das Verhältnis nicht.“ Auch betrachte sie Hepsisau grundsätzlich als ungeeignet als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft. „Es gibt ja keinen Laden hier. Wo sollen die Menschen denn einkaufen?“ fragte sie.

Sowohl Bürgermeister Johannes Züfle als auch Ortsvorsteher Hartmut Hummel betrachteten das Problem als lösbar. „Ich denke, dass die Entfernungen zwischen Hepsisau und Weilheim oder Neidlingen nicht so groß sind“, sagte Hummel. Johannes Züfle verwies auf den öffentlichen Nahverkehr: „Es gibt Busverbindungen nach Weilheim – und die Flüchtlinge haben ein Budget.“ Auch seien sie meist gut mit Fahrrädern ausgestattet. Züfle appellierte zudem, den Blickwinkel zu verändern: „Diese Menschen erwarten keinen Supermarkt um die Ecke. Sie sind dankbar, in Frieden und Freiheit zu leben, es warm und trocken zu haben und ein Bad und eine Küche zu besitzen“, betonte er. Gute Lösungen gibt es auch aus Sicht von Anette Pelz-Fischer (SBV). „Es ist mir ein Anliegen, in enger Kooperation mit Weilheim einen AK Asyl ins Leben zu rufen“, brachte sie vor. „Ich könnte mir vorstellen, Einkaufsfahrten zu organisieren.“ Dass eine solche „gelebte Willkommenskultur“ in Weilheim schon Realität ist, betonte Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt: „Da muss niemand nach Kirchheim laufen, das funktioniert bestens.“

Annette Pelz-Fischer bekräftigte zudem noch einmal den allgemeinen Wunsch, dass bevorzugt Familien ins Hepsisauer Rathaus einziehen sollen.

Auch Hartmut Hummel wandte sich mit einem Anliegen an die Stadtverwaltung; „Wir wollen bei den Planungen mit einbezogen werden.“ Schließlich habe sich der Ortschaftsrat um Ortsbild, Ortsmitte und Rathaus zu kümmern.

Bei eine Gegenstimme gab der Ortschaftsrat schließlich grünes Licht für die Planungen.

Die Pläne fürs Rathaus

Bei der Umgestaltung des Hepsisauer Rathauses sind drei wesentliche Schritte geplant. Das Feuerwehrfahrzeug soll künftig in das Nachbargebäude in der Mittleren Ortsstraße 4 verlagert werden. Dort steht bereits ein weiteres Fahrzeug der Feuerwehr. Die Garage dort wäre größer und würde ein Rolltor bekommen. In den frei werdenden Raum im Erdgeschoss des Rathauses zieht die Ortschaftsverwaltung. Geplant ist, einen barrierefreien Zugang zu schaffen. Im ersten und zweiten Obergeschoss entstehen städtische Wohnungen, in denen zunächst Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Angedacht sind sieben Wohnungen für insgesamt 25 Personen. Die gesamte Baumaßnahme soll 650 000 Euro kosten.bil