Lokales

Hagel und Nässe setzen Wein zu

Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Weilheim kosten letztjährige Tropfen

Hatte das Unwetter am 28. Juli den Obstbauern rund um die Teck die Ernte fast komplett verhagelt, so sind die Wengerter an Limburg und Egelsberg zum Teil noch mit einem blauen Auge davongekommen.

Statt in die Weinberge ging die von Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle (2. v. li.) eingeladene Runde gestern in die Kelter d
Statt in die Weinberge ging die von Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle (2. v. li.) eingeladene Runde gestern in die Kelter der Limburgstadt. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch.Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Dass der Rundgang durch die Weinberge an der Limburg und die vorgesehene Lese des Müller-Thurgau gestern Morgen buchstäblich ins Wasser fielen, passt zum Jahrgang 2013. Abgesehen von zwei sonnenverwöhnten Sommermonaten war Petrus den Weilheimer Wengertern mit einem nassen und kalten Frühjahr, einem verzögerten Austrieb, einer späten Blüte und dem Hagelschlag Ende Juli heuer nicht gerade wohlgesonnen.

Die von Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle eingeladene Runde mit Kollegen aus den Gemeinden des Verwaltungsraums und Vereinsvertretern ließ sich die Laune gestern trotz strömenden Regens nicht verderben. Die Teilnehmer verzichteten auf den Aufstieg zu den Weinbergen und wichen kurz entschlossen in die Kelter, „das handwerkliche Domizil der Wengerter“ aus, wie Züfle es umschrieb. Dort wurden – wie sonst üblicherweise zwischen Weinstöcken an Limburg oder Bürrle – Tropfen des letzten Jahrgangs ausgeschenkt. „Ich bin gespannt, was die Hobby-Wengerter und der Kellermeister uns ins Glas zaubern“, schickte Züfle der Verkostung der Weilheimer Spätlese Bertold II. voraus. – Ein Silvaner, der die Konkurrenz nicht zu scheuen braucht. „Der 2011er und der 2012er waren super Jahrgänge“, betonte Werner Kauderer, Vorsitzender des Vereins der 20 Weilheimer Weinbergbesitzer. Die Trauben hatten es auf stolze 99,5 Öchsle gebracht und damit auf 2,5 Öchsle mehr als der Neuffener Silvaner.

Hatten die Weilheimer Wengerter in ihren Weinbergen vergangenes Jahr fast ausschließlich Trauben für Kabinett und Spätlese an den Reben hängen, so fielen dem Hagel heuer 40 Prozent des Ertrags an der Limburg und 80 Prozent am Egelsberg zum Opfer. „Wir kleinen Weinbergbesitzer an der Limburg haben alles rausgenommen, was betroffen war“, erklärte Kauderer. 80 Stunden lang zupfte er in seiner 17 Ar großen Fläche Beeren ab. „Wer versichert ist, musste alles hängen lassen, damit der Schätzer den Schaden beurteilen konnte“, erläuterte der Fachmann. Hauptberufliche Weinbergbesitzer seien im Übrigen viel besser abgesichert und bekämen ihren Ausfall auch rascher ersetzt als Hobby-Wengerter.

Trotz widriger Bedingungen: Eine dürftige Qualität von 56 bis 59 Öchsle wie in den 1970er Jahren lässt der Blick durchs Refraktometer nicht befürchten, vielmehr sind ordentliche Weine zu erwarten: Acolon und Dornfelder brachten es bei der Vorlese vergangene Woche auf rund 80 Öchsle. Auch der Portugieser und der Spätburgunder bewegen sich in diesem Rahmen, der Müller-Thurgau liegt knapp darunter, der Kerner mit Werten von bis zu 85 Öchsle darüber.

Kauderer präsentierte kompakte Rieslingtrauben. „Man muss sie bis zum Schluss halten. Das Laub wäre noch gut“, sagte er und hoffte auf ein paar Sonnentage bis zur Lese, damit die Trauben noch ein paar Öchsle zulegen. Wanderten 2012 insgesamt 21 000 Kilo in die Presse, so dürften es nach Kauderers Einschätzung dieses Jahr 6 000 Kilo weniger sein.

Beschäftigen wird der Hagelschlag die Weinbauern auch noch in der kommenden Saison: „Die Hagelkörner haben die Fruchttriebe fürs nächste Jahr aufgerissen“, so Kauderer. „Die brechen ab, wenn man nicht gewaltig aufpasst.“ Dennoch seien die Wengerter gegenüber den Obstbauern noch glimpflich davongekommen. Wie der Vorsitzende des Weilheimer Obst- und Gartenbauvereins, Karl Bölz, bestätigte, liege der Ausfall bei den Äpfeln in Weilheim bei fast 80 Prozent. Die Stadt verzeichnet in ihren Anlagen gar einen kompletten Ausfall.