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Hoffen auf Anschluss an Datenautobahn

Neidlingen nimmt einen neuen Anlauf zu DSL-Versorgung der fehlenden Straßenzüge

Zur letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause mussten in Neidlingen zusätzliche Stühle herangeschafft werden. Zahlreiche Bürger wollten wissen, ob sie endlich auf einen schnellen DSL-Anschluss hoffen können. Der Weg dorthin klingt kompliziert, aber die weiteren Schritte sind nun klar.

Bislang ist nur ein Teil der Gemeinde Neidlingen ans schnelle Datennetz angeschlossen. Das soll sich bald ändern. Dabei hofft di
Bislang ist nur ein Teil der Gemeinde Neidlingen ans schnelle Datennetz angeschlossen. Das soll sich bald ändern. Dabei hofft die Kommune auch auf Zuschüsse.Fotomontage: Jean-Luc Jacques

Neidlingen. Ein Teil der Gemeinde Neidlingen ist durch den Anbieter Kabel BW ans schnelle Datennetz angeschlossen. Doch hat dieser Anbieter derzeit kein Interesse, auch die bisher nicht versorgten Straßenzüge zu versorgen. Das ergab eine Anfrage der Gemeindeverwaltung, die sich auch an die Mobilfunkbetreiber wandte. Auch von ihnen ist derzeit keine Abhilfe zu erwarten.

Bleibt die Telekom. Sie hat der Gemeinde im Juni angeboten, das Ortsnetz mit zwei Outdoor-DSLAMs zu ertüchtigen – sofern Neidlingen die Wirtschaftlichkeitslücke von 24 500 Euro schließt. Doch kann die Gemeinde nicht einfach eine Kooperationsvereinbarung mit der Telekom treffen. Damit auch andere Anbieter eine Chance haben, muss sie die Breitbandversorgung öffentlich ausschreiben. Die Telekom hat zugesagt, sich an dieser Ausschreibung zu beteiligen. Die Ausschreibung muss technikneutral sein, theoretisch könnte auch ein Mobilfunkanbieter zum Zuge kommen. Bürgermeister Rolf Kammerlander rechnet jedoch nicht damit: „Der UMTS-Nachfolger LTE ersetzt keine feste Verkabelung.“ Die versprochenen „bis zu 25 MBit pro Sekunde“ würden für eine ganze Funkzelle gelten und bei mehreren Nutzern schnell sinken. Daher seien eher drei MBit pro Sekunde realistisch. Im Kleingedruckten sei zudem geregelt, dass die Verbindung nach einem bestimmten erreichten Downloadvolumen auf 384 KBit pro Sekunde beschränkt werden könne. Daher sei Funk für Gewerbetreibende keine Alternative. Von den knapp 30 Neidlingern, die laut einer Umfrage der Gemeinde auf den Anschluss ans schnelle Datennetz warten, sind aber elf Gewerbebetriebe, dazu 13 Heimarbeitsplätze und fünf freie Berufe.

Schon einmal sah es so aus, als ob die Neidlinger DSL-Versorgung gelänge. Dazu hatte die Gemeindeverwaltung eine private Initiative angestoßen. Doch als diese so weit war und die Finanzen zusammen hatte, wollte die Telekom mit Privatleuten keine Verträge mehr schließen. Hintergrund sind die strengen Bestimmungen des EU-Beihilferechts. Diesmal will die Gemeinde mit ihrem Verfahren auf der sicheren Seite sein, außerdem will sie vom Land einen 40-prozentigen Zuschuss holen.

Die ersten beiden Schritte sind erledigt: Die Gemeinde hat festgestellt, dass Nachfrage besteht. Für die Förderung durch das Land hätten schon drei Gewerbebetriebe genügt, die mindestens 25 MBit pro Sekunde wollen. Außerdem hat die Gemeinde bei allen Anbietern nachgefragt, ob in absehbarer Zeit eine Versorgung der fehlenden Straßenzüge geplant ist. Wäre dem so, gäbe es keinen Zuschuss des Landes, doch es gibt keine solchen Pläne.

Der nächste Schritt ist die Ausschreibung, sie hat der Gemeinderat nun einstimmig beschlossen. Die Frist läuft acht Wochen. Liegen die Angebote vor, kann der Landeszuschuss beantragt werden. Dafür, so Kammerlander, gebe es keine festen Fristen, der Topf sei noch gut gefüllt, die Zusage schnell zu erwarten. Liegt sie vor, folgt der Vertrag mit dem bes

­ten – oder möglicherweise einzigen – Bieter. Im Fall der Telekom ist ein Bau innerhalb von zwölf Monaten zu erwarten.

Wird die marode Neidlinger Ortsdurchfahrt endlich saniert, will die Gemeinde Leerrohre in der Straße verlegen lassen. Um solche Leerrohre für künftige Glasfaserkabel nicht auf Verdacht kreuz und quer, sondern mit System zu verlegen, beteiligt sich Neidlingen an der Breitbandkonzeption der Gemeinde Weilheim und der Nachbargemeinden. Sie kostet für den gesamten Verwaltungsraum rund 6 000 Euro. Für die DSL-Versorgung des Ortes stehen maximal 75 000 Euro zur Verfügung. Das ist die höchste Summe, die das EU-Beihilferecht zulässt.