Lokales

ICE-Baustelle: Bürger fürchten Lkw-Verkehr

Viele kritische Stimmen bei Informationsabend der Stadt Wendlingen

Viel Lärm und jahrelange Baustellen kommen auf die Wendlinger wegen des Neubaus der ICE-Strecke von Stuttgart nach Ulm zu. Bürgermeister Steffen Weigel appellierte bei der Informationsveranstaltung zu dem Projekt an die Planer der Bahn AG, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen.

Wendlingen. „Das Modell des Stuttgarter Büros Allgeier haben wir finanziert“, sagte Weigel am Donnerstag mit Hintergedanken. Denn der Bürgermeister hofft, dass sich die Bahn AG an den Kosten für das Modell beteiligt. Es soll den Bürgern plastisch vor Augen führen, was sich durch den Bau der ICE-Strecke in der Stadt ändert. „Was wir machen, ist auch Öffentlichkeitsarbeit für Sie“, gab er den Vertretern des Unternehmens mit auf den Weg. Weigel plant regelmäßige Bürgerinformationen. Der Stadtteil Unterboihingen ist erheblich von den Bauarbeiten betroffen. Vor allem die Tunnelbauten belasten das Verkehrsnetz. In Spitzenzeiten verkehrt alle dreieinhalb Minuten ein Lastwagen von der Baustelle über die Landesstraße 1250 zur Autobahn. An Spitzentagen könnten es bis zu 350 Lastwagen am Tag sein, sagte Herwig Ludwig, der im Abschnitt Wendlingen Bauleiter ist.

Viele Bürger machten ihrem Ärger über diese Pläne Luft. „Wir sind neben den Stuttgartern wohl am meisten vom Baulärm belastet, aber wir haben keinen direkten Nutzen“, klagte ein Anwohner. Der Vertreter der Bahn Projektbau-Gesellschaft bestätigte, dass der S-Bahn-Takt zwar erhalten bleibe, die Regionalexpress-züge aber wegfallen. Mit einem Umstieg in Nürtingen erreichen die Wendlinger Fahrgäste aber den Regionalexpress, der über den Fil­derbahnhof zum Flughafen verkehrt. Die Regionalbahnen von Tübingen nach Plochingen sollen weiter in Wendlingen halten, aber in ausgedünntem Takt. Viele Bürger fragen sich, ob der Lärmschutz an den Baustellen ausreichen wird. Da will Bürgermeister Weigel bei der Bahn noch einige Verbesserungen erreichen. Planer Ludwig versicherte, dass sich die Bahn an die strengen Richtlinien und Grenzwerte halte.

In Unterboihingen wird ein Teil der Steigäckerstraße verlegt, die das Neubaugebiet an die Landesstraße anbindet. Dort wird, entgegen ersten Plänen, keine Brücke über die Gleisanlagen gebaut. Die Bahn AG hat den Vorschlag der Stadt aufgegriffen, einen Teil der Straße als Geh- und Radweg auszuweisen und die Gleisanlagen so zu umfahren. Die Bo­­­n­ackerhöfe werden abgebrochen. „Mit dem Reiterhof verhandeln wir zurzeit über einen neuen Standort“, berichtete Ludwig. Da hoffe man bald auf eine Lösung.

Auch den Zeitrahmen umriss der Planer. Er denkt, dass der Planfeststellungsbeschluss beim Eisenbahnbundesamt bis Ende September eingereicht werden kann. Derzeit läuft das Anhörungsverfahren. „Dann kann es zwölf Monate dauern, bis der Beschluss vorliegt.“ Mitte 2014 könnten in Wendlingen die Bagger anrücken. In der ersten Phase wird die Umfahrung der Steigäckerstraße gebaut, ebenso wird die Baustelleneinrichtung für die Kleine Wendlinger Kurve fertig. In der zweiten Phase werden der Albvorlandtunnel und der Tunnel unter der Autobahn gebaut (Anfang 2015). Der Neubau der Landesstraße 1250 zwischen Wendlingen und Unterboihingen steht in der dritten Bauphase an (Ende 2015). Dann wird auch die Straßenunterführung am Bahnübergang Schützenstraße gebaut. Der oberirdische Bahnübergang mit Schranken, an dem sich oft Autos stauen, kommt weg. Das Gesamtprojekt wird in sechs Bauphasen realisiert.

„Wir werden den Planungs- und Bauprozess konstruktiv begleiten“, versprach Weigel. Er sehe seine Aufgabe als Bürgermeister darin, die Sorgen und Einwände der Bürger bei der Bahn energisch zu Gehör zu bringen. Da werde es auch zu Kontroversen und Diskussionen kommen.