Lokales

In Holzmaden wird es spannend

Nachdem es lange Zeit nur eine Bewerbung gab, stehen nun gleich fünf Kandidaten zur Wahl

Die Holzmadener Bürgermeisterwahl am Sonntag, 2. Februar, verspricht interessant zu werden. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am vergangenen Montag gibt es fünf Bewerber um den Chefsessel im Rathaus.

Noch steht nicht fest, welcher der Bewerber in diesem Jahr als Nachfolger von Holzmadens Bürgermeister Jürgen Riehle traditionel
Noch steht nicht fest, welcher der Bewerber in diesem Jahr als Nachfolger von Holzmadens Bürgermeister Jürgen Riehle traditionell die Nikoläuse vor dem Rathaus der Urweltgemeinde begrüßen darf. Foto: Jean-Luc Jacques

Holzmaden. Lange Zeit war es ruhig geblieben, wenn es um Bewerbungen für das höchste Amt im Rathaus von Holzmaden ging. Doch wenige Tage vor Bewerbungsschluss kam dann überraschenderweise doch noch Schwung in das Bewerberkarussell: Jetzt haben die Holzmadener die Wahl zwischen fünf Kandidaten, die sich um die Nachfolge von Bürgermeister Jürgen Riehle bemühen. Alle Bewerbungen wurden vom Gemeindewahlausschuss unter Vorsitz des Amtsinhabers Jürgen Riehle geprüft und zur Wahl zugelassen.

Der erste Name auf dem Stimmzettel wird der von Naberns Ortsvorsteherin sein. Susanne Jakob hatte ihre Bewerbung bereits am 21. September eingereicht und galt bis zuletzt als einzige Bewerberin um den Posten. Jakob hat 2009 an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg ihr Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin abgeschlossen. Anschließend absolvierte sie den Studiengang Wirtschaftsförderung an der Verwaltungsakademie Freiburg. Von 2009 bis 2011 war sie als Hauptamtsleiterin der Gemeinde Eberstadt im Landkreis Heilbronn tätig, seit 2011 ist sie die hauptamtliche Ortsvorsteherin in Nabern. Außerdem engagiert sich die 28-Jährige als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Ortsvorsteher im Landkreis Esslingen und kennt deshalb die Herausforderungen, denen kleine und ländlich geprägte Ortschaften gegenüberstehen. Zwar ist sie Mitglied der Christlich-Demokratischen Union, tritt jedoch lieber als unabhängige Kandidatin an. Durch ihre frühzeitige Kandidatur hatten die Bürger von Holzmaden in den vergangenen Monaten bereits Gelegenheit, sie bei verschiedenen Begegnungs- und Gesprächsabenden in Holzmaden kennenzulernen.

Am 3. Januar traf die Bewerbung von Jörn Schlicher aus Lambrecht im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz im Rathaus ein. Der zweite im Bunde war zuletzt im Oktober 2013 als Bürgermeisterkandidat in Kaisersbach im Rems-Murr-Kreis angetreten, nun möchte Schlicher es auch in Holzmaden versuchen. Der 47-Jährige kann vielfältige Qualifikationen vorweisen: 1996 wurde er nach bestandener Laufbahnprüfung für den gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst an der Fachhochschule für Rechtspflege in Nordrhein-Westfalen Diplom-Verwaltungswirt. Direkt nach seiner Ausbildung wurde er mit der Geschäftsführung des Pilotprojekts „Neues Steuerungsmodell“ bei der Justizvollzugsanstalt Darmstadt betraut. Nach Abschluss des Projekts wurde dem gebürtigen Kaiserslauterer vom Hessischen Ministerium der Justiz eine Abteilungsleitung der Justizvollzugsanstalt Kassel angeboten. Im Dezember 1999 zog es ihn jedoch in die Pfalz zurück und er bewarb sich beim Bezirksverband Pfalz als Referatsleiter der Eigenbetriebe. In diesem höheren Kommunalverband sammelte er Erfahrungen im Umgang mit kommunalen Mandatsträgern „und möchte nun selbst einer werden“, wie er telefonisch gegenüber dem Teckboten erklärte. Schlicher wurde im August 2000 als Verwaltungsleiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle (LVAV) abgeordnet und war zuletzt seit März 2004 Verwaltungsleiter der Pfalzakademie in Lambrecht. Zugegebenermaßen habe er bisher er zwar keinen direkten Bezug zu Holzmaden. „Ich sehe das aber eher als Chance“, erklärt er. „Wenn ich etwas mache, dann mit Herzblut.“ Deshalb will er auch am kommenden Wochenende nach Holzmaden fahren und sich dort den Bewohnern der Urweltgemeinde persönlich vorstellen.

Überraschend erreichten dann am letzten Tag vor Ablauf der Bewerbungsfrist gleich drei weitere Bewerbung das Holzmadener Rathaus.

Am überraschendsten dürfte hierbei die Kandidatur des Holzmadener Gemeinderatsmitglieds Markus Ocker sein. Nachdem es lange keine Bewerber gab, sei in den vergangenen Monaten fast jedes Mitglied des Gemeinderats auf eine eventuelle Kandidatur angesprochen worden, „einfach, damit es überhaupt eine Wahl gibt“, erinnert er sich. Nach reiflicher Überlegung und positiven Rückmeldungen vonseiten verschiedener Gemeinderatskollegen, Vertretern lokaler Vereine, seiner Familie und engen Freunden und Bekannten habe er sich über den Jahreswechsel bewusst mit der Idee angefreundet und die Entscheidung gefällt. „Ich selber habe da eigentlich gar nicht so lange überlegt“, sagt er. „Ein Stück Idealismus ist natürlich auch dabei. Die positive Bestätigung aus meinem Umfeld hat dann aber den entscheidenden Ausschlag gegeben.“ Als Oberstudienrat und Diplom-Theologe, der am Kirchheimer Schlossgymnasium Evangelische Religion und Psychologie lehrt, würde es eine große Umstellung bedeuten, sollte er gewählt werden. Ocker ist aber entschlossen, sich der Herausforderung zu stellen. „Der Arbeitgeber würde sich nicht ändern, ich wäre immer noch Beamter“, scherzt der 50-Jährige. Er lebt schon seit zwölf Jahren mit seiner Familie in Holzmaden und sitzt seit 2009 für die Bürgerliste im Gemeinderat. Für ihn spricht, dass er in Holzmaden kein Unbekannter ist und als Initiator des Kinder- und Jugendnetzwerks „Lust aufs Leben“, als Leiter der Offenen Jugendarbeit Holzmaden und als Koordinator des Kommunalprojekts „Jugendtreff Skaterplatz“ bereits wichtige Projekte mit Erfolg umgesetzt hat. Als Bürgermeister will er das Miteinander im Ort stärken und sich für alle Generationen gleichermaßen einsetzen.

Mit der 52-jährigen Florica-Valentina Strauß hat zudem eine weitere Frau ihren Hut in den Ring geworfen. Die gebürtige Rumänin war am 2. Januar auf die Ausschreibung des Postens im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg aufmerksam geworden und hat sich direkt auf die Stelle beworben. Unter dem Motto „loyal, unabhängig, einfühlsam“ möchte sie gerne die Chance nutzen, „als ein Ohr und Herz für Holzmaden“ zu kandidieren. Sie besitzt seit Dezember 2013 sowohl die deutsche als auch die rumänische Staatsbürgerschaft und erwarb 2010 an der juristischen Fakultät der Lucian-Blaga-Universität in Sibiu das 1. Staatsexamen. Sie lebt seit 1990 in Deutschland und seit 17 Jahren in Eislingen, und sie unterstützt das Polizeipräsidium Schwaben Nord in Bayern als Dolmetscherin. Außerdem ist sie freiberufliche Rechtsberaterin und seit 2010 im Forum für Integration der Stadt Eislingen aktiv. Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung hat sie bis August 1990 in Rumänien erworben, wo sie als Verwaltungsangestellte bei der Polizei im Einwohnermeldeamt und als Sekretärin bei staatlichen Versicherungen tätig war. Führungserfahrungen hat sie im kaufmännischen Bereich als stellvertretende Teamleiterin bei verschiedenen Unternehmen in Deutschland gesammelt. Mit Holzmaden ist sie zwar noch nicht vertraut, Berührungsängste hat sie aber keine.

Komplettiert wird die Runde der Bewerber um die Spitze des Rathauses von Hans-Jörg Nordmeyer aus Heubach im Ostalbkreis. Sein Ziel als Landesvorsitzender der „Nein“-Idee Baden-Württembergs sei „schlicht und ergreifend, dass es überhaupt einen Gegenkandidaten gibt“. Nordmeyer kandidiert zeitgleich auch in den Gemeinden Leinzell im Ostalbkreis und Ertingen im Landkreis Biberach. Bürgermeister will er in keinem der Orte werden. Ihm geht es darum, jenen Bürgern, die sonst nicht zur Wahl gehen, eine Möglichkeit zu geben, ihrer Politikverdrossenheit Ausdruck zu verleihen.

Vier der fünf Kandidaten: Susanne Jakob und Jörn Schlicher (oben), Markus Ocker und Florica-Valentina Strauß (unten).      Fotos: pr / Jean-Luc Jacques