Lokales

Kanusaison wird zur Zitterpartie

Veranstalter kämpft mit verschiedenen Problemen

Es gibt kaum eine schönere Art, Esslingen aus ungewohnter Perspektive zu entdecken, als eine sommerliche Kanutour über den Neckar und seine Kanäle. Seit Jahren zählt dieses Angebot zu den beliebtesten touristischen Attraktionen. Doch diesmal wird der Start in die neue Saison für Kanu-Käpt’n Ralf Weinberger zur Zitterpartie.So malerisch kann eine sommerliche Kanutour durch die Esslinger Neckarkanäle sein. Doch die kommende Saison ist noch nicht gesichert.Archiv-Foto: Bulgrin

So malerisch kann eine sommerliche Kanutour durch die Esslinger Neckarkanäle sein. Doch die kommende Saison ist noch nicht gesic
So malerisch kann eine sommerliche Kanutour durch die Esslinger Neckarkanäle sein. Doch die kommende Saison ist noch nicht gesichert.Archiv-Foto: Bulgrin

Esslingen. Noch ist nicht klar, ob und wann er seine Boote wieder zu Wasser lassen kann – bauliche, rechtliche und organisatorische Hürden türmen sich vor ihm auf. Während Weinberger überlegt, wie er all die Probleme rechtzeitig aus dem Weg räumen kann, ist Stadtmarketing-Chef Michael Metzler zuversichtlich, dass sich bis zum Sommer Lösungen finden lassen.

Es gilt zunächst, einen ganzen Fragenkatalog abzuarbeiten. Dass die Rechtslage für solche Angebote derzeit schwierig ist, weil der Bund an einer neuen Sportbootverordnung arbeitet, die Kanutouren deutlich erschwert, kann Ralf Weinberger gelassen sehen: Bis Ende März genießen seine Boote ohnehin Bestandsschutz, weil sie schon vorher offiziell registriert und im Einsatz waren. Und Barbara Grüter, die stellvertretende Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Stuttgart, erwartet, dass der Bestandsschutz über den März hi­naus gelten wird. Neue Boote könnte Weinberger derzeit allerdings nicht so einfach zu Wasser lassen. Schwierig wird es für Anbieter, die diesen Bestandsschutz nicht genießen: Sie dürften mit touristisch angebotenen Bootstouren inklusive Schiffsführer nur die Neckarkanäle befahren, nicht jedoch den Neckar, für den als Bundeswasserstraße andere Gesetze gelten. Das hat im vergangenen Jahr dem eigens gegründeten Verein Kanu und Kultur Esslingen die Organisation touristischer Kanutouren unmöglich gemacht. „Wenn Boote nicht den Rundkurs über den Neckar fahren dürfen, wird es für die Veranstalter schwieriger und für die Passagiere unattraktiver“, weiß Barbara Grüter.

Ralf Weinberger hat ganz andere Sorgen. Weil derzeit eine neue Fischtreppe am Schäferwehr gebaut wird, ist dort zumindest für größere Kanus kein Durchkommen. Und das wird wohl auch bis Ende Juli so bleiben – vorausgesetzt, die Bauarbeiten kommen wie geplant voran. Im Zuge dieses Bauprojekts wird die alte Kanurutsche wiederhergestellt, die den Booten hilft, das Wehr leichter zu bewältigen. Bis dahin sieht Weinberger jedoch keine Chance, den gewohnten Rundkurs zu fahren. „Und weil die Saison deshalb nur aus August und September besteht, muss man sich fragen, ob es sich lohnt, überhaupt zu beginnen“, unkt er.

Momentan ist der Kanu-Käpt’n entschlossen, trotz aller Schwierigkeiten wieder in See zu stechen. Doch davor muss er noch ein weiteres Problem lösen: Seinen bisherigen Startplatz am Neckarfreibad musste er räumen, weil es zu Unstimmigkeiten mit der Stadt und dem Vermieter gekommen war. „Ich arbeite an einer Lösung, weiß aber noch nicht, was an zusätzlichen Kosten und Auflagen eventuell auf mich zukommt“, sagt er. Unterstützung könnte er aus dem Rathaus bekommen, denn OB-Sprecher Roland Karpentier betont das gesteigerte Interesse der Stadt an der Fortsetzung von Kanutouren: „Das ist ein wichtiges touristisches Angebot, auf das wir nicht verzichten wollen.“ Deshalb werde die Stadt bei der Suche nach einem neu­en Startplatz helfen: „Herr Weinberger muss auf uns zukommen und uns seine Wünsche wissen lassen“, sagt Karpentier. „Dann tun wir gern, was wir können.“

Michael Metzler, der Chef der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST), würde es ebenfalls ger­ne sehen, dass die Kanutouren eine Fortsetzung finden. Allerdings will die EST zwar weiter offensiv für die Bootstouren werben, den Fahrkartenverkauf aber nicht mehr übernehmen: „Wir haben das im Aufsichtsrat diskutiert und beschlossen, den Vorverkauf nicht zu übernehmen, wenn es zwei Anbieter gibt. Da gibt es unterschiedliche Preise, Fahrpläne und Bootsgrößen. Das ist zu kompliziert.“ Dass derzeit mit Ralf Weinberger wohl nur ein Kanu-Käpt’n im Rennen ist, kann Metzler nicht umstimmen: „Wir wissen, dass ein weiterer Interessent ernsthaft an einer Möglichkeit arbeitet, eigene Kanutouren anzubieten.“ Doch egal, ob einer oder zwei Anbieter an den Start gehen – klar ist für Metzler, „dass dieses zentrale touristische Angebot eine Fortsetzung finden muss“. Nicht von ungefähr werbe das Stadtmarketing auf Tourismus-Messen wie der CMT offen für dieses Angebot.