Lokales

An Bewährtem nicht rütteln

Der Großraum Stuttgart ist einer der wirtschaftsstärksten Standorte in Europa. In diesem hoch verdichteten Ballungsraum mit seinen 2,7 Mil­lionen Menschen kommt deshalb einem gut ausgebauten und leistungsstarken öffentlichen Personennahverkehr eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Staus und Zeitverluste in der Rushhour machen dies tagtäglich überdeutlich. Er bringt aber nicht nur Menschen staufrei und kostengünstig zu ihren Arbeitsplätzen oder in Freizeiträume und Naherholungsgebiete, sondern ist auch von großem ökologischen Wert.

Dass der ÖPNV in Stuttgart und seinen Umlandkreisen funktioniert, dafür sind Land, Region, Landkreise und die Landeshauptstadt zuständig: das Land für die überregionalen Schienenverkehre, der Verband Region Stuttgart für die S-Bahnen und regional bedeutsamen Schienenverkehre mit Anfangs- und Endpunkt in der Region, die Landkreise Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und der Rems-Murr-Kreis für die Busverkehre und regional nicht bedeutsamen Nebenbahnen wie die Teckbahn, sowie die Stadt Stuttgart für die Stuttgarter Straßenbahnen und SSB-Busse.

Seit der Gründung des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) 1993 und der Gründung des Verbands Region Stuttgart 1995 hat sich die genannte Aufgaben- und Verantwortungsteilung sehr gut bewährt. Es wundert daher, dass aus dem Regionalparlament immer wieder Stimmen laut wurden, die diese bewährte Kompetenzenverteilung infrage stellten. 2005 lehnte das damalige Verkehrsministerium eine Änderung ab. Nun setzt eine Mehrheit im Verband Region Stuttgart ihre Hoffnung auf die grün-rote Landesregierung und ihren Verkehrsminister Winfried Hermann.

Ohne Not wird hier das Fair Play aufgegeben und das bekannte Fußballtrainerzitat „Never change a winning team“ ignoriert. Man kann sich insgeheim des Eindrucks nicht erwehren, dass es in Wirklichkeit gar nicht um den gut funktionierenden ÖPNV geht.

RICHARD UMSTADT