Lokales

Kulinarisches Feuerwerk in fünf Gängen

Harry Hartmann und Uwe Kälberer sorgten in der Limburghalle mit Produkten aus der Region für wahre Gaumenfreuden

Sülze, Sellerie und vor allem auch Streuobstäpfel gelten landläufig nicht unbedingt als etwas Besonderes oder gar als wertgeschätzte Delikatessen. Dass sie das durchaus sein können, wenn man sie Meistern gehobener Kochkunst überlässt, konnte der zweite Gourmetabend des Vereins „Schmeck die Teck“ nachhaltig unter Beweis stellen.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, hat sich wohl der Handyfotograf beim Gourmet-Abend des Vereins „Schmeck die Teck“ gedacht.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, hat sich wohl der Handyfotograf beim Gourmet-Abend des Vereins „Schmeck die Teck“ gedacht.Foto: Markus Brändli

Weilheim. Mit dem großartigen Erfolg der Gourmetabend-Premiere, zu der Anfang November 2011 zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Schmeck die Teck“ eingeladen wurde, setzten sich die beiden Küchenmeister Harry Hartmann von den Zähringer Stuben in Weilheim und Udo Kälberer vom Teckkeller in Kirchheim gewaltig unter Druck.

Die begeisterten Vereinsmitglieder und Gäste hatten schließlich massiv auf Wiederholung gedrängt. Dass man bei dem im zweijährigen Rhythmus ins Auge gefassten „Dauerläufer“ die einmal gesetzte Qualitäts-Hürde nicht mehr tiefer setzen möchte, versteht sich von selbst.

Die Anordnungen der Erfolg garantierenden Rezeptur sind dabei eigentlich relativ leicht zu erfüllen: Man nehme zwei artgerecht kochende freilaufende Vertreter der Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg und gebe ihnen nur allerfeinste Zutaten zur Hand – was sichergestellt ist, wenn mit Blick auf das erhoffte exzellente Ergebnis ausschließlich auf Produkte der Mitgliedsbetriebe des Vereins „Schmeck die Teck“ zurückgegriffen wird. Offizielle Grußworte sollten zudem – trotz ihres ernsthaften Gehalts – auf das erforderliche Mindestmaß reduziert werden, um nicht zu sehr vom sinnenfrohen Vergnügen der Zusammenkunft abzulenken.

Neben stimmig zusammengestellten Tischbelegungen, die von Beginn an für gute Unterhaltung in den festgelegten Reihen sorgen sollen, dürfen gerne auch noch durchreisende Künstler engagiert werden, die den regionalen Horizont erweitern und auch etwas über die Welt jenseits der Vereinsgrenzen zu sagen haben - gegebenenfalls sogar bis hin nach Erkenbrechtsweiler . . . Zur Abrundung kommt im Idealfall noch ein Moderator dazu, der durch die Speisenfolge führt, und fertig ist ein gut abgeschmeckter Abend.

Die Erfolgsgeschichte der samstäglichen Gaumenfreuden wurde in fünf fein komponierten Kapiteln geschrieben. Es begann mit der schon angesprochenen Sülze, die nicht durch Teller-Quantität erschreckte, sondern dank der „leicht gepökelten Schweinebäckle“ und der Beigabe von „Meerrettichcreme an kleinem Bio-Linsensalat und Feldsalatpesto“ durch Qualität überzeugte. Sellerie bestimmte in Form eines „Schaumsüpple“ den nächsten Gang, und der Streuobstapfel fand gemeinsam mit Quitten und einem Apfel-Holunder-Secco als „Sorbet“ den Weg auf die Tafel. Im Zenit der Speisenfolge konkurrierte „rosa gebratene Kalbshüfte mit Filet vom Stallhasen“ und für einen das hohe Niveau weiterhin haltenden harmonischen Abgang sorgte der dem Whisky mit Beilagen vorbehaltene Dessertteller „Schmeck die Teck“.

Nachdem Marion Gölz als Erste Vorsitzende die Gäste begrüßt hatte, blickte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker voller Stolz zurück auf die Erfolgsgeschichte des aus einer Agenda 21-Gruppe hervorgegangen Vereins. 2001 von Landwirten, Müllern, Bäckern und Metzgern aus dem ehemaligen Oberamt Kirchheim mit dem Ziel gebildet, Verbrauchern qualitativ hochwertige Produkte aus der Region schmackhaft zu machen, sei „SdK“ längst zu einem Label und zu einem Aushängeschild der „Lokalen Agenda“ geworden.

Gastgeber Bürgermeister Johannes Züfle brachte den Besucher zunächst die Besonderheiten des Biosphärengebiets und das geschichtliche Erbe der Zähringerstadt an der Teck näher. Dann warb er für die vielfältigen städtischen Aktivitäten und künftigen Veranstaltungen, die sich in ihrer Zielsetzung mit den Aktivitäten des Vereins „Schmeck die Teck“ durchaus decken.

Dann hatte Moderator Dieter ­Epple das Sagen, der vor allem das Thema „Genuss“ kenntnisreich ausleuchtete. Im Mittelpunkt stand aber immer das von Harry Hartmann und Udo Kälberer entzündete kulinarische Feuerwerk, das Produkte regionaler Herkunft in das allerbeste Licht zu rücken verstand. Von Geheimniskrämerei konnte da keine Rede sein, denn die Herkunft jedes Bestandteils des wohlklingenden und vor allem auch wohlschmeckenden Menus wurde gewissenhaft offengelegt.

Die Besucher kannten zuletzt zwar nicht die einzelnen Namen der Stallhasen, die mit zum Erfolg des Abends beigetragen hatten – den sie selbst freilich nicht mehr erlebten – aber die von Dieter Epple pro Gang genau aufgelistete Herkunft der verwendeten „vereinseigenen“ Äpfel und Quitten, Kalbshüften und Kartoffeln, Linsen und Leberwürste oder auch des zwischen Honig und Mandeln versteckten Whiskys. Vereinsfremd, und damit praktisch einziger Importartikel des in der Region rund um die Teck geschnürten Genusspakets, war der Sellerie, der – von einem Krautbauern aus Sielmingen kommend – keine unverantwortbaren Transportwege hinter sich hatte bringen müssen.

Den lang anhaltenden Applaus hatte sich das zu Recht gefeierte und bei 150 Teilnehmern tatsächlich nur aus einem exakten Dutzend perfekt aufeinander eingespielter Könner ihres Fachs in Küche und Service bestehende Team wahrlich verdient. Mit eingeschlossen wurde die gesamte Vorstandschaft, die schon im Vorfeld maßgeblich zum Erfolg beigetragen hatte. Schließlich ist ja bekannt, dass Lob die schärfste Form der Bitte ist.

Nicht immer nur poetische Töne hatte zuvor der auf dem Hohenstaufen lebende Aquarellist und Liedermacher Harald Immig angeschlagen, der vom legendären „Meister der Mandoline“, Klaus Wuckelt, virtuos auf der Lyra begleitet wurde. Neben zwei konzertanten fingerfertigen Soli auf der Lyra setzte sich Barde Harald Immig zielgruppenorientiert und mit viel Sinn für die Abgründe schwäbischen Humors eher mit den Schattenseiten des Landlebens auseinander. Er lästerte über die Traktordichte rund um Weilheim, einen stolzen Bauern, der damit prahlt, zwei Stunden zu brauchen, um sein Grundstück zu umrunden und über einen bescheidenen Landwirt, der fünf Streuobstwiesen besitzt mit fünf Hochhäusle drauf.

Dass es sein „Mostlied“ nicht nur in ein Schulbuch geschafft, sondern auch den Weg in die Vereinigten Staaten gefunden hat, wo es als „Almost Heaven“ bekannt sei, erfüllt ihn mit Stolz und er empfiehlt Menschen, deren Most einmal zu sauer geraten ist, ihn einfach nach Möglingen zu bringen zur „WZG“: Wein zusammengemischt.

Harald Immig freut sich, dass in Owen an der Straße noch immer Kirschen verkauft werden, sommers wie winters, und wenn er sich genug über langsame Traktoren geärgert hat, telefoniert er seine Freunde zusammen, fährt Kreisverkehr und hat einen Riesenspaß an dem sich bildenden Stau. Vor der heißen Jahreszeit fürchtet er sich schon jetzt, denn die überall herumhängenden klebrigen Fliegenfänger können sehr gefährlich sein wenn man – wie er – das Haar offen trägt.