Lokales

Mädchen müssen draußen bleiben

Jungentag war ein voller Erfolg – Klettern, Tischfußball, „Kondomführerschein“ und weitere Aktionen

Am Samstag fand im Bohnauhaus der dritte Kirchheimer Jungentag statt. An 14 Stationen konnten die 80 jungen Teilnehmer nicht nur ihre Männlichkeit unter Beweis stellen, sondern auch neue Freundschaften knüpfen und sich einmal so richtig austoben.

Viel geboten war beim dritten Kirchheimer Jungentag im Bohnauhaus.Fotos: Genio Silviani
Viel geboten war beim dritten Kirchheimer Jungentag im Bohnauhaus.Fotos: Genio Silviani
Bohnauhaus, Kirchheimer Jungentag
Bohnauhaus, Kirchheimer Jungentag

Kirchheim. Dass Jungs ab und zu einfach unter sich sein müssen, darüber sind sich der neunjährige Louis und seine beiden zehn- und elfjährigen Freunde Leon und Jakob einig. „Die Mädchen können manchmal richtig nerven, weil sie immer hübsch aussehen wollen“, sagt Louis. Da sei es einfach angenehm, einmal nur zusammen mit Jungs einen Nachmittag lang zu klettern und Tischfußball zu spielen – die „coolsten“ Stationen des Jungentags, wie Louis, Leon und Jakob finden.

Zum dritten Mal findet der Jungentag im Bohnauhaus statt, der neben Klettern und Tischfußball noch viele andere interessante Aktivitäten zu bieten hat. So können die zwischen acht und 14 Jahre alten Jungen zum Beispiel mit Radivoj Tomasevic von den Knights des VfL Kirchheim das Korblegen üben, an einer Station von „Pro Familia“ einen „Kondomführerschein“ machen, Graffitis sprühen oder sich an Holzsägearbeiten probieren.

„Der Jungentag bildet das Gegenstück zum bereits seit 15 Jahren stattfindenden Mädchentag“, sagt Matthias Rothengaß, freiwilliger Helfer und ehemaliger Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses Linde. Früher habe man die Mädchen immer mit dem schwachen Geschlecht assoziiert. Doch in den vergangenen Jahren hätte sich gezeigt, dass die Mädchen den Jungen in der Schule oft voraus sind und sich früher entwickeln. „Daher merken wir immer mehr, dass auch die Jungs besondere Aufmerksamkeit brauchen“, fügt Rothengaß hinzu. Es sei wichtig, dass die Jungen männliche Vorbilder finden, an denen sie sich orientieren können und die nicht den überzogenen Klischees aus Film und Fernsehen entsprechen.

Diese Meinung vertritt auch Susanne Alex von der Stiftung Tragwerk: „Man muss den Jungs zeigen, wie erwachsene Männer und Frauen miteinander umgehen.“ Außerdem sei es wichtig, mit den gängigen und mittlerweile oft negativ behafteten männlichen Klischees aufzuräumen. Auch die positiven Aspekte der Männlichkeit, wie gegenseitiger Respekt und Zusammenhalt untereinander, sollen wieder in den Vordergrund gerückt werden. „Beide Geschlechter entwickeln sich nun mal unterschiedlich, und dieser Tatsache wollen wir mit diesen Veranstaltungen entgegenkommen.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Veranstaltung sei die Einbindung von Jungen mit Migrationshintergrund, wie Martin Lempp vom Brückenhaus betont. „Wir kooperieren gezielt mit dem Kommunikationszentrum für internationale Zusammenarbeit, das im Bohnauhaus ansässig ist. Deshalb findet die Veranstaltung auch dort statt.“ Der Jungentag sei eine wunderbare Möglichkeit für die Jungs, Freundschaften zu knüpfen und Vorurteile abzubauen. Darüber hinaus wolle man durch die Veranstaltung auch auf die weiteren Angebote für Jungen in der Teckstadt aufmerksam machen.

Veranstaltet wird der Jungentag vom Arbeitskreis Jungen – einem pädagogischen Bündnis, an dem sich Organisationen wie das Brückenhaus, die Stiftung Tragwerk, die Beratungsstelle „Pro Familia“ sowie das Bruderhaus Diakonie und das Kommunikationszentrum für internationale Zusammenarbeit beteiligen. Der Arbeitskreis plant in diesem Jahr noch mehrere Vorträge über die Erziehung von Jungen im Schulalltag, informiert Martin Lempp – und für das nächste Jahr natürlich wieder einen Jungentag, der auch heuer wieder ein „voller Erfolg“ gewesen sei.