Lokales

„Man ist angewiesen auf den ADAC“

Der Teckbote hat in Kirchheims Innenstadt Stimmen zur Zahlenmanipulation des Autoclubs eingefangen

Nachdem bekannt wurde, dass der ADAC beim Autopreis „Gelber Engel“ Zahlen geschönt hat, ist der Vertrauensverlust ernorm. Auch in Kirchheim ist der eine oder andere Autofahrer nicht gerade begeistert.

Der ADAC hat bislang großes Vertrauen in der Bevölkerung genossen. Jetzt allerdings ist das Image ramponiert. Dennoch bleiben vi
Der ADAC hat bislang großes Vertrauen in der Bevölkerung genossen. Jetzt allerdings ist das Image ramponiert. Dennoch bleiben viele Menschen aus der Teckregion Mitglied des Automobilclubs.Fotos: Jean-Luc Jacques
Umfrage ADAC

Santino Adornetto

Kirchheim. „Das ist eine Schweinerei“, ärgert sich Santino Adornetto über das Verhalten des Automobilclubs. Dieser hatte bei der Wahl des beliebtesten Autos der Deutschen aus 3 409 abgegebenen Stimmen für das Siegerauto VW Golf kurzerhand 34 299 Stimmen gemacht. Offenbar erschien dem Autoclub die Beteiligung seiner Mitglieder als zu mickrig, weshalb er die Zahlen schönte.

Umfrage ADAC

Heiko Harbort

Alle 19 Millionen Mitglieder seien mehr oder weniger betrogen worden, sagt Adornetto aus Kirchheim. Schon seit 30 Jahren ist er ADAC-Mitglied; benötigt hat er den Service allerdings noch nie. Der 63-Jährige fährt jedoch zwei Mal im Jahr nach Sizilien. „Wenn etwas passiert, braucht man den ADAC eben“, sagt er.
Umfrage ADAC

Gerlinde Bauer-Herzog

Bislang habe der Automobilclub großes Vertrauen in der Bevölkerung genossen, betont Jürgen Hommel aus Göppingen. Doch nun habe sein Ansehen einen gewaltigen Knick abbekommen. Das Verhalten des ADAC hält auch der 52-Jährige für falsch. Allerdings sei es heutzutage leider in vielen Branchen weit verbreitet, „dass solche Dinge laufen“. Der Skandal ist für Jürgen Hommel deshalb kein Austrittsgrund. Er fragt sich jedoch, weshalb der „Gelbe Riese“ nicht einfach die Motivation seiner Mitglieder, sich an der Umfrage zu beteiligen, erhöht habe. „Das wäre doch bestimmt relativ einfach gewesen.“
Umfrage ADAC

Martina Bischof

„Egal wo man hinschaut – überall wird geschummelt und geschönt“, hat Heiko Harbort aus Kirchheim beobachtet. „Fast jeden Tag kommt irgendetwas Neues ans Licht.“ Vieles müsse man heutzutage mit Vorsicht genießen; „man darf nicht blauäugig sein und immer alles gleich glauben.“ Den 46-Jährigen lassen die gefälschten Zahlen des ADAC deshalb mehr oder weniger kalt. Er ergänzt aber auch etwas nachdenklich: „Es ist schon traurig, dass man so abstumpft.“

Heiko Harbort ist seit 28 Jahren ADAC-Mitglied – und er wird es auch bleiben. Die Hilfe des Clubs musste er bislang ein Mal in Anspruch nehmen: „Damals ging mir auf der Autobahn der Sprit aus“, erinnert er sich. „Bei solchen und ähnlichen Vorfällen ist es sehr wichtig, dass der ADAC auf den Straßen unterwegs ist.“

Relativ gelassen reagiert auch Gerlinde Bauer-Herzog auf die Zahlen-manipulation des ADAC. „Das war doch fast zu erwarten“, winkt die Kirchheimerin ab. Betrug sei in vielen Branchen gang und gäbe; in regelmäßigen Abständen würden irgendwelche Skandale aufgedeckt, sagt auch die 69-Jährige. Sie findet es gut und wichtig, dass die Presse den Schwindeleien auf den Grund geht und die Öffentlichkeit darüber informiert. Dadurch könne man möglicherweise ein Umdenken in den Köpfen der Verantwortlichen erreichen. „Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft habe ich jedenfalls noch nicht aufgegeben“, sagt sie schmunzelnd.

„Es ist nicht in Ordnung, wenn solche Umfragen geschönt werden“, findet auch Martina Bischof aus Nellingen im Alb-Donau-Kreis, die regelmäßig auf dem Kirchheimer Wochenmarkt an ihrem Stand Käse verkauft. „Bisher hatte ich großes Vertrauen zum ADAC. Schließlich hat er mir schon in vielen Notsituationen geholfen“, erzählt die 56-Jährige und erinnert sich an den einen oder anderen kaputten Reifen auf der Autobahn. Martina Bischof bleibt trotz des Eklats weiterhin Mitglied des ADAC – „man ist einfach angewiesen auf ihn, wenn man bei Wind und Wetter unterwegs ist.“