Lokales

Maultaschen und Haute Cuisine

Im Restaurant des Freilichtmuseums kommen Hausmannskost und Sterneküche auf die Teller

Gastronomenpaar im Freilichtmuseum
Gastronomenpaar im Freilichtmuseum

Beuren. Über dem Freilichtmuseum in Beuren lacht die Sonne, aber Emre Demiryüleyen lacht nicht mit. Kein Wunder: Der neue Küchenchef ist ein Koch ohne Küche. Im Landhaus Engelberg, der neuen Gastronomie im Freilichtmuseum, wird gesägt, gehämmert und gebohrt. Der frostige Februar hat den Renovierungszeitplan ins Wanken gebracht, erklärt Emre Demiryüleyens Partnerin, Gastgeberin Luise Rohner. Dem Küchenchef schmeckt das überhaupt nicht, denn in zehn Tagen ist Eröffnung. Am Montag, so die Hoffnung, ist die Küche fertig.

Die Erwartungen an das neue Pächterpaar, das zuvor vier Jahre lang das Restaurant „Cavallerie“ im malerischen Moselstädtchen Traben-Trarbach geführt hat, sind hoch. Die Museumsgaststätte Steinbüble, wie das Restaurant im Freilichtmuseum bisher hieß, war nicht gerade ein Publikumsmagnet. Das Landhaus Engelberg soll die Besucher in Scharen ins Freilichtmuseum locken. Darauf freut sich das Pächterpaar schon jetzt. „Unser Restaurant in Traben-Trarbach war einfach zu klein geworden, wir mussten ständig Gäste wegschicken“, erinnert sich die gebürtige Reudernerin Luise Rohner. Als ein Lenninger Onkel ihr vom freiwerdenden Restaurant im Freilichtmuseum erzählte, war sie sofort Feuer und Flamme.

In ihrem neuen Restaurant wollen die gelernte Hotelfachfrau Luise Rohner und Küchenchef Emre Demiryüleyen, der sich selbst als „Oberbayer mit türkischen Wurzeln“ bezeichnet, zweigleisig fahren. In der Gartenwirtschaft und den zwei rustikaleren Stuben kommen ganzjährig dienstags bis sonntags von 11 bis 21.30 Uhr schwäbische Gerichte wie Maultaschen und Linsen mit Spätzle auf den Teller. „Wir wollen ehrliche Küche aus regionalen Zutaten machen“, sagt Emre Demiryüleyen. Zusätzlich ist zunächst an drei Tagen, donnerstags bis samstags, ab 18.30 Uhr das Gourmetrestaurant „Mannsperger‘s“ geöffnet. „Das läuft als Pilotprojekt an, und wenn es gut angenommen wird, können wir an mehr Tagen öffnen“, sagt der Küchenchef. Außerdem wird das Gastronomenpaar das Catering für Großveranstaltungen auf dem Museumsgelände übernehmen.

Das Gourmetrestaurant ist für das Paar die logische Fortsetzung ihrer Arbeit in Traben-Trarbach. Das Restaurant „Cavallerie“, das Emre Demiryüleyen und Luise Rohner dort seit 2008 führten, war vom Restaurantführer „Gault Millau“ mit 14 von 20 Punkten ausgezeichnet worden. Zum Vergleich: Das Restaurant von Fernseh-Koch Johann Lafer trägt 15 Punkte, das von Harald Wohlfahrt 19,5. „Die Punkte galten zwar nicht uns, sondern dem Restaurant“, erklärt Luise Rohner. „Aber da wir das Restaurant allein geführt haben, nehmen wir sie für uns in Anspruch.“ Die Sogwirkung, die eine solche Auszeichnung mit sich bringe, dürfe man nicht unterschätzen. „Wir hatten Gäste, die aus 200 Kilometer Entfernung angereist sind, nur um bei uns zu essen“, sagt sie. Einmal seien sie sogar von einer chinesischen Reporterin interviewt worden.

Gerne würde das Paar von Beuren aus wieder nach den Punkten greifen. Für Emre Demiryüleyen ist das aber eher ein Nebeneffekt. „Die Hauptsache ist, dass man das Essen mit Liebe zubereitet“, sagt er, und seine Partnerin ergänzt: „Das Gutbürgerliche profitiert von der Gourmetküche, denn beides wird in derselben Küche und vom selben Koch gemacht.“ Vom Potenzial des Landhauses Engelberg ist das Pächterpaar, das mittlerweile von der Mosel nach Beuren gezogen ist, schon jetzt überzeugt. „Ein Restaurant in einem Neubauklotz hätte ich mir nicht vorstellen können“, sagt Emre Demiryüleyen. „Wir wollten etwas, das Seele hat.“

Dass im Museumsrestaurant bald neue Zeiten anbrechen, hat sich offenbar schon vor der Eröffnung herumgesprochen. „Wir haben jetzt schon Reservierungen für eine Hochzeit, für Firmenfeiern, Konfirmationen und sogar für Weihnachtsfeiern“, freut sich Luise Rohner. Selbstverständlich stehe das Landhaus Engelberg auch Gästen offen, die nicht das Freilichtmuseum besuchen.