Lokales

Mitarbeiter beenden Blockade

Norgren: Vorerst sollen keine weiteren Anlagen abtransportiert werden

Die streikenden Norgren-Beschäftigten haben am Dienstagnachmittag die Blockade der Werkszufahrt freiwillig beendet. Dafür habe die Geschäftsleitung zugesagt, dass bis zum Abschluss eines Interessenausgleichs keine weiteren Anlagen verlagert werden. Die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag indes sind gescheitert.

Henrik Sauer

Grossbettlingen. Um kurz vor 16 Uhr wurde gestern die mit einem Auto blockierte Zufahrt zum Werksgelände freigemacht. Seit Samstag hatten die Norgren-Mitarbeiter dort Tag und Nacht den Abtransport einer Maschine verhindert. Norgren will das Werk zum Jahresende schließen.

Für zusätzlichen Unmut bei den Mitarbeitern sorgte am Montag und Dienstag, dass das Landratsamt Esslingen die Blockade als unzulässig ansah und auf deren Räumung bestand. Die behördliche Seite unterstütze eher die Interessen des Kapitals, so der Tenor unter den frustrierten Streikenden.

Beim Landratsamt indes lässt man keinen Zweifel daran, dass die Blockade der Zufahrt rechtswidrig sei. „Von daher war sie zu beseitigen“, so Pressesprecher Peter Keck, der gestern Nachmittag selbst vor Ort war. Landrat Heinz Eininger sei es wichtig gewesen, „eine Deeskalationsstrategie zu fahren“, so die offizielle Verlautbarung. Daher habe man am Montag die Streikenden auf die Rechtslage hingewiesen, „aber auch einen gewissen Zeitraum für Gespräche eingeräumt“. Man sei froh, dass die Gespräche weiterliefen und keine Ordnungsmaßnahmen notwendig seien. Die Demonstration selbst werde nicht beanstandet.

Das jetzt Erreichte sei keine Niederlage, betonte Gewerkschafter Jürgen Groß, der die Belegschaft gestern Nachmittag über den Stand der Dinge informierte. Man habe sich bereit erklärt, die Blockade der Zufahrt ohne Konflikt zu beenden, wenn die Geschäftsleitung im Gegenzug schriftlich erkläre, dass bis zum Abschluss des Interessenausgleichs keine weiteren Anlagen verlagert würden. Den Interessenausgleich schreibt das Betriebsverfassungsgesetz vor, Arbeitgeber und Betriebsrat sollen dabei über Notwendigkeit, Art und Ausmaß wie zum Beispiel einer Betriebsverlagerung verhandeln.

Letztlich habe man auch verhindern wollen, dass die Mitarbeiter in einen rechtlichen Konflikt kämen, so Groß: „Niemand hat Interesse an einem Knatsch.“ Auf Dauer hätte man den Abtransport ohnehin nicht verhindern können. Er forderte die Leute auf, ruhig zu bleiben, wenn die bereits abgebaute Maschine abtransportiert werde, „auch wenn das schwerfällt“.

Betriebsratsvorsitzende Nevin Akar sagte: „Wir erreichen mit dieser Version eher etwas, als wenn wir das Auto stehen lassen.“ Es sei wenigstens ein Erfolg für das Selbstwertgefühl.

Für gescheitert erklärte Jürgen Groß allerdings die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag. Die Arbeitgeberseite habe gestern erneut kein Angebot gemacht und die Forderungen der Gewerkschaft als zu hoch bezeichnet. Der nächste Schritt werde nun sein, die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung nach ihrer Bereitschaft zu befragen, in den unbefristeten Ausstand zu.