Lokales

Motor lokaler Feuerwehrgeschichte

Norbert Kugel bewahrt feuerwehrtechnisches Kulturgut der Region im Feuerwehrmuseum

Er ist Triebfeder und Motor des Kirchheimer Feuerwehrmuseums und der lokalen Feuerwehrgeschichte: Norbert Kugel, Gründer und lange Vorsitzender des Vereins der Freunde historischer Feuerwehrtechnik. „Ich möchte Kulturgut für Kirchheim bewahren“, meint er bescheiden. Fürwahr: Mit diesem Ziel ist er mit Fug und Recht heißer Kandidat für den Ehrenamtspreis zum Thema Heimat.

Norbert Kugel (links) und Helmut Eiting fachsimpeln unterm Museumsdach beim Prunkstück, von dem aus alles seinen Anfang nahm: di
Norbert Kugel (links) und Helmut Eiting fachsimpeln unterm Museumsdach beim Prunkstück, von dem aus alles seinen Anfang nahm: die Magirus Dampfspritze aus dem Jahr 1908. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Helfen, retten, schützen, bergen“, nennt Helmut Eiting, jetzt Vorsitzender des Fördervereins, das Motto der Feuerwehr. Norbert Kugel lacht dazu verschmitzt und ergänzt: „Und meine Aufgabe ist sammeln und betteln.“ – Das ist natürlich viel zu kurz gegriffen, bringt aber dennoch wesentliche Verdienste des ehemaligen Berufsschullehrers auf den Punkt: Norbert Kugel hat für Kirchheim in jahrzehntelanger Arbeit eine Sammlung feuerwehrhistorischer Raritäten zusammengetragen und sie liebevoll mit hoch motivierten Mitstreitern restauriert. Auf seine Überzeugungskraft und sein Sendungsbewusstsein wiederum ist es zurückzuführen, dass heute dank vieler Spenden ein Feuerwehrmuseum in Kirchheim steht, dessen Ruf längst über die Grenzen der Republik hinausgeht.

Am Anfang war die Liebe zu Oldtimern, die den jungen Norbert Kugel kennzeichnete. Geboren in Schwäbisch Gmünd, zog der Sanitärlehrling mit seinen Eltern nach Kirchheim. Manch einer wird sich noch an den jungen Mann erinnern, wie er in den 60er-Jahren mit seiner Isabella Coupé durch die Straßen kreuzte. Aus dem Faible sollte eine wahre Leidenschaft werden, die auch andere entflammte: Nachdem Kugel ab 1967 als Berufsschullehrer in der Henriettenstraße wirkte und aus beruflichen Gründen engen Kontakt zur Feuerwehr pflegte, wurde ihm das Potenzial klar, das hinter den Mauern der Feuerwache schlummerte, sowohl materiell als auch in Sachen Manpower. Er entdeckte in Waldmannshofen eine ungenutzte Magirus Kraftspritze 20 der Werksfeuerwehr von Kolb & Schüle. Diese zurückzuholen machte er sich zum Ziel, ebenso die Sanierung des mittlerweile weltweit einzigen funktionsfähigen Löschfahrzeuges vom Typ Hansa Lloydt.

„Mir war klar: Um so etwas zu stemmen, brauchen wir einen Verein“, erinnert er sich. Kurz darauf hob er mit 28 Mitstreitern den „Verein der Freunde und Förderer der historischen Feuerwehrtechnik der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim“ aus der Taufe. Ziel der technikbegeisterten Schar war, regionale Feuerwehrfahrzeuge nach Kirchheim zu holen, wobei alle Fahrzeuge fahrbereit sein sollten. Von Anfang an war man auf der Suche nach einer Halle, waren doch die einzelnen Fahrzeuge auf viele Standorte verteilt, was unnötig Zeit und Geld kostete. Dann tat sich die Chance auf, das städtische Grundstück neben der Feuerwache zu nutzen. „Der Bebauungsplan gab mehr her als nur eine Halle“, erinnert sich Kugel verschmitzt. Gemeinsam mit Helmut Kapp, ebenfalls begeisterter Förderer der Vereinsziele, wurde ein Museum geplant. Mit einer Finanzspritze von Stadt und Bürgerstiftung in Höhe von insgesamt 55 000 Euro, zahlreichen Sponsoren und viele Idealismus konnte das Vorhaben realisiert werden. Seit 2009 ist das Museum ein Publikumsmagnet – nicht nur für Feuerwehrinteressierte.

Unter seinem Dach finden sich feuerwehrhistorische Leckerbissen. „Wir wollen uns auf Raritäten beschränken, die für Kirchheim prägend sind“, erläutert der jetzige Vereinsvorsitzende Helmut Eiting. Klein aber ausgesprochen fein präsentiert sich die Auswahl der Unikate, die dort versammelt sind. Eine Aufzählung würde den Rahmen sprengen, zumal Norbert Kugel zu jedem Fahrzeug etwas zu erzählen weiß. Als „Schönste im Land“ bezeichnet er die Magirus Kraftspritze 20. Gut und gerne 3 000 Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder in das funktionsfähige Schmuckstück investiert. Und der mittlerweile auf 200 Mitglieder angewachsene Verein lässt nicht nach. In der angeschlossenen Werkstatt steht derzeit eine grüne Drehleiter mit dem Namen „LDL 17“ aus dem Jahr 1942. Sie stammt aus Wendlingen, wird jetzt in Kirchheim aufgemöbelt und kommt dann sicher vielerorts, auch in Wendlingen, zum Einsatz.

Durch zahlreiche intensive Kontakte ist es Kugel und seinen Mitstreitern stets gelungen, die finanziellen Risiken für den Verein zu begrenzen. „Wir haben nie einen Kredit aufgenommen“, erzählt er mit Stolz. Rot sind vielleicht die Fahrzeuge, nicht aber die Zahlen, die der Verein schreibt.

„Mittlerweile haben wir ein international gutes Image als Museum mit Seltenheitswert und mit Exponaten, die es sonst nirgends gibt“, fasst Eiting zusammen. Nicht nur historische Fahrzeuge, auch Uniformen und vieles mehr finden sich in dem Gebäude in der Henriettenstraße. Anlässlich des 100sten Jahrestages zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird die Geschichte des Atemschutzes dokumentiert. Ein Projekt für die nahe Zukunft ist die Restauration von Bildern und Bilderrahmen, aber auch die barrierefreie Erreichbarkeit des Museums, die einen Aufzug erforderlich macht.– Die Sponsorensuche läuft also weiter auf Hochtouren.

Unterdessen freuen sich die Museumsinitiatoren über großen Zuspruch. Erst kürzlich war eine Kindergartengruppe aus Jesingen zu Besuch. „Zwei davon wären am liebsten auf der Stelle bei uns eingestiegen“, stellt Kugel schmunzelnd klar, dass das Interesse am Verein nicht nur geschlechts- sondern auch generationsübergreifend ist. Mag sein, dass die im Museum ausgestellte Handdruckspritze aus dem Jahr 1807 Symbolcharakter hat: Damals gab‘s noch keine Feuerwehr, und das rettende Gerät stand im Jesinger Rathaus. Die Leute hatten sich organisiert, um es im Notfall gemeinsam betreiben zu können. „Das war bürgernah“, lobt Helmut Eiting. „Bürgernah“ ist auch das richtige Stichwort, um den Verein zu beschreiben.

 

Wer das Museum besichtigen oder den Verein unterstützen will, kann eine E-Mail an feuerwehrmuseum-kirchheim@t-online.de schicken.