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Nie weiter als bis Wien gekommen

Elsa und Hermann Kober aus Neidlingen haben 65 gemeinsame Ehejahre hinter sich

Elsa und Hermann Kober feiern am Montag in Neidlingen ihre Eiserne Hochzeit.Foto: Peter Dietrich
Elsa und Hermann Kober feiern am Montag in Neidlingen ihre Eiserne Hochzeit.Foto: Peter Dietrich

Neidlingen. Wie fasst man 65 Jahre Ehe in Worte? Vielleicht mit Zahlen, hinter denen ganz viel Leben steckt: zwei Töchter, vier Enkel, drei Urenkel und ein Porsche. Letzterer ist

kein Rennwagen, sondern ein Schlepper, gekauft im Jahr der Hochzeit. Denn Elsa und Hermann Kober kommen beide aus der Landwirtschaft.

Hermann Kober, Jahrgang 1925, wuchs auf dem Ziegelhof auf der Albhochfläche auf. Elsa Kober, Jahrgang 1926, in Neidlingen. In ihrer Jugend kannte noch jeder jeden im Dorf, die beiden trafen sich bei Veranstaltungen. Hermann Kober ging aber nicht in Neidlingen, sondern in Wiesensteig zur Schule. Zu ihr kam er mit dem Fahrrad, zu Fuß oder im Winter per Ski. Er hatte fünf Brüder, war der Drittjüngste. Weil er zum Milchtransport gebraucht wurde, mit Motorrad und Anhänger, machte er schon mit fünfzehneinhalb Jahren den Führerschein. „Der hat mir das Leben gerettet“, sagt Hermann Kober. War er doch durch ihn im Krieg als Fahrer unterwegs – statt an anderen, weit gefährlicheren Orten.

Nach seiner Rückkehr nach Neidlingen arbeitete er auf dem Hof von Elsa Kober. Deren Vater kam bei einem Unfall ums Leben, er stand ihr bei. Er machte einen Baumwartkurs, denn es gab Kirschen und Äpfel – neben Milchvieh, Hennen und Bienen. Die Stempelkarte für die Milch trug Nummer 168. „Es gab in Neidlingen rund 200 Bauern“, sagt Elsa Kober. Ihre erste D-Mark nahmen die beiden nach der Währungsreform direkt unter den Kirschbäumen ein: Besucher kamen mit dem Fahrrad und ihrem Kopfgeld.

Am 5. Januar 1950 heirateten die beiden, im selben Jahr kauften sie ihren Porsche-Schlepper. Sie fuhr, er hielt hinten den Pflug. Zusammen mit ihrer Mutter hielten die beiden den Betrieb aufrecht und zogen zugleich die beiden Töchter groß. Eine lebt bis heute in Neidlingen, die andere als Zahnärztin am Bodensee.

Später half das Ehepaar Kober auch bei den Enkeln. Zwei Jahre lang haben sie zudem ihre Mutter gepflegt. Urlaub? Das ging mit dem Bauernhof nicht. Die weiteste Reise ging aus Anlass der Goldenen Hochzeit für drei Tage nach Wien. Vielleicht ist der Schlepper ein Symbol für die Beständigkeit der Kobers: Er ist bis heute fahrtüchtig.

Wie bleibt man 65 Jahre lang zufrieden zusammen? Sie sei schon früher nach dem Rezept gefragt worden, sagt Elsa Kober. „Da hat man sich noch besser fügen können“, meint sie zu früher. Neben dem Bauernhof arbeitete Hermann Kober als Schweißer. „Sonst hätten wir nur eine ganz kleine Bauernrente“, sagen die beiden. Bei einem Nachbarn lernte Hermann Kober die Korbmacherei, er pflegte sie bis 2013. „Man muss alles einmal aufgeben“, sagt er.

Bis zum Alter von 80 Jahren sangen beide im Kirchenchor und im Gesangverein, teils sogar beide gleichzeitig in beiden Chören. Einmal ereignete sich während einer Singstunde ein heftiges Unglück zu Hause: In der Probe war das Gewitter gar nicht so deutlich zu hören. Doch nach der Rückkehr zeigte sich, dass der Blitz in den Stall eingeschlagen hatte. Zwei Kühe waren tot. 1984 gaben die Kobers die Viehzucht auf. Aber in Konzerte gehen beide bis heute gerne.

Im Rahmen der Dorfsanierung kamen Elsa und Hermann Kober 1997/1998 auf ihrem Anwesen zu einem Neubau. Nun sind sie froh über den ebenerdigen Zugang. Im Altersheim war Elsa Kober auch schon, aber nur für eine Woche. „Da weiß man, was man daheim hat“, sagt sie. Die Sozialstation kommt ins Haus, und es gibt hilfsbereite Nachbarn. Dass die beiden „Eisernen Hochzeiter“ heute noch so „gut drauf“ sind, danken sie auch guten Ärzten und den Möglichkeiten der modernen Medizin.

Gefeiert wird die Eiserne Hochzeit am 5. Januar ab 10.30 Uhr beim Festgottesdienst in der Evangelischen Kirche, danach geht es nebenan in die Alte Kass. Rund 75 Gäste haben die beiden eingeladen. Zum guten Schluss noch eins: Den Teckboten lesen die beiden nach eigenen Worten „schon immer“. Und bis heute.