Lokales

Notzingen wird schuldenfrei

Darlehen im Kernhaushalt werden vorzeitig abgelöst

Eine frohe Botschaft noch vor der Adventszeit konnte ­Notzingens Kämmerer Sven Kebache vermelden: Notzingen ist ab 2016 im Kernhaushalt schuldenfrei.

Goldene Zeiten brechen für Notzingen an. Foto: Jean-Luc Jacques
Goldene Zeiten brechen für Notzingen an. Foto: Jean-Luc Jacques

Notzingen. Die schlechten Jahre sind in Notzingen vorbei und gute Zeiten schon vor geraumer Zeit angebrochen. Die Rücklagen wuchsen und wachsen stetig, Kämmerer Sven Kebache geht von einem Betrag in Höhe von knapp sechs Millionen Euro bis zum Jahresende aus. „Im Zuge der Jahresrechnung 2013 konnte erneut der Bestand der allgemeinen Rücklage um über 650 000 Euro auf rund 5,69 Millionen Euro erhöht werden“, erklärte er und hofft auf weiteres Wachstum bis Ende Dezember.

Diese überaus positive Entwicklung nahm die Verwaltung zum Anlass, die Kredite im Kernhaushalt genauer unter die Lupe zu nehmen. „Die Gemeinde besitzt drei Darlehen, die sich bis zum 31. Dezember 2013 auf knapp 607 000 Euro beliefen“, so Sven Kebache. Bis Ende dieses Jahres wird der Betrag auf rund 530 000 Euro schrumpfen. Eines der Darlehen wurde 1998 zur Finanzierung der Sporthalle aufgenommen, die beiden anderen 2003, um die Sanierung und Erweiterung der Gemeindehalle finanzieren zu können.

Auf dieser Grundlage startete der Kämmerer sein Rechenexempel. Für das Darlehen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau besteht ein Sonderkündigungsrecht von sechs Monaten. „Betrachtet auf die Restlaufzeit könnten rund 40 000 Euro an Zinsen eingespart werden“, sagte Sven Kebache. Bei den beiden anderen Banken fällt die Ersparnis deutlich geringer aus, denn hier muss für die Restlaufzeit eine Vorfälligkeitsentschädigung bezahlt werden.

„Vorteil einer vorzeitigen Ablösung wäre, dass die Gemeinde dann schuldenfrei ist“, so der Kämmerer. Im Jahr 2012 gehörten 169 von 1 101 Kommunen in Baden-Württemberg zu diesem erlauchten Kreis. „Unterm Strich wird es ein Null-Summen-Spiel sein, aber dafür ein klarer Schnitt – es fallen keine Tilgungs- und Zinsbelastungen mehr an“, erklärte er. Wegen der sechsmonatigen Kündigungsfrist wird die Bodenbachgemeinde bis Mitte nächsten Jahres belastungsfrei sein, denn bis dahin sind alle Darlehen zurückgezahlt, schuldenfrei ist sie ab dem Haushaltsjahr 2016.

„Anstehende Investitionen wie die Modernisierung von Rathaus und Bürgerhaus, Hochwasserschutz und Kanalsanierung können durch eine Rücklagenentnahme finanziert werden“, warb Sven Kebache im Gemeinderat für die vorzeitig Ablösung und rannte damit offene Türen ein. „Wir sind der Verwaltung dankbar, dass sie dieses Thema aufgegriffen hat. Wir stehen voll dahinter, die Darlehen so schnell als möglich aufzulösen“, freut sich Herbert Hiller, in naher Zukunft in einer schuldenfreien Kommune leben zu können. Statt in Zinsen und Tilgung will er das Geld lieber ins Bürgerhaus investieren. „Es ist ein Muss, so vorzugehen“, steht auch für Hans Prell außer Frage. „Es ist Wahnsinn, dass wir schuldenfrei werden. Könnten wir aus dem Grund nicht mit der einen oder anderen Steuer runtergehen?“, wagte Hans-Joachim Heberling einen Vorstoß. Hier biss er beim Kämmerer jedoch auf Granit. „Wir liegen diesbezüglich im Vergleich zu anderen Kommunen im unteren Bereich, und der Verwaltungshaushalt ist davon abhängig – wir erhöhen nicht“, lautete sein Zugeständnis.