Kirchheim. Es ist 9.30 Uhr und das Thermometer zeigt bereits 27 Grad. Die Sonne brennt vom Himmel, während Ramadan Mamuti mit seinem Team in der Unteren Steinstraße in Kirchheim beim Ziegelwasen zugange ist. Die fünf Männer mit ihren braun gebrannten Oberkörpern sind fleißig dabei, zu hämmern, Randsteine zu setzen und Schotter zu planieren. Der Schweiß rinnt den Bauarbeitern nur so von der Stirn. Doch trotz der gnadenlosen Hitze herrscht gute Laune – auf dem Bau ist man eben hart im Nehmen.
„Wir sind alle fit. Schließlich machen wir unseren Job schon seit ein paar Jahren“, winkt „Kapo“ Ramadan Mamuti ab. Noch nie hätten er und seine Kollegen während der Arbeit einen Hitzschlag erlitten. Sonnenbrand und Kopfweh kämen hingegen bei diesen Temperaturen schon ab und an vor.
Um sich davor zu schützen, haben die Männer aber einige Tricks parat. Ihre Devise lautet: oben ohne bleiben, sich mit Sonnencreme einreiben, die Köpfe nachmittags mit Hüten bedecken und vor allem viel, viel trinken. Letzteres ist für Ramadan Mamuti derzeit allerdings tagsüber strengstens untersagt – denn der 34-Jährige hält sich noch bis Montag an den Fastenmonat Ramadan. Bis Sonnenuntergang trinkt und isst der Albaner, der ursprünglich aus Mazedonien stammt, nichts. „Das ist bei der Hitze nicht einfach. Aber ich habe keine Kreislaufprobleme. Das ist Gewohnheitssache, da muss man durch“, sagt er schmunzelnd. Mit Einbruch der Dunkelheit darf der Bad Cannstatter dann aber wieder nach Herzenslust schlemmen.
Seine Kollegen trinken während der Arbeit hingegen täglich jeweils zwischen drei und vier Liter Wasser. „Alkohol ist bei diesem Wetter nicht gut“, meint der 38-jährige Miroslav Stojanovic grinsend. Nur Ismet Rexaj schwört auf ein anderes Getränk: Cola. „Das schmeckt mir einfach“, unterstreicht der 62-Jährige, der es am Tag durchaus auf drei Liter des koffeinhaltigen Zuckerwassers bringt. „Ich arbeite seit 42 Jahren auf dem Bau und war nur sieben Tage krank“, betont Ismet Rexaj. Ihm ist es – wie seinen Kollegen auch – viel lieber, im Sommer zu schuften, als bei Nässe und Kälte im Winter. Solche extremen Tage, wie sie die Menschen in der Region rund um die Teck momentan erleben, können den Bauarbeitern dabei wenig anhaben. „Wir sind das gewohnt“, sagt Miroslav Stojanovic schulterzuckend.
Dennoch ist nach neun oder zehn Stunden körperlicher Arbeit in der brütenden Hitze Schluss, unterstreicht Ramadan Mamuti. „Um 17 Uhr hören wir auf. Denn dann ist man mit den Kräften am Ende.“ Auf die Nacht verlegen können sie ihre Tätigkeit in der Unteren Steinstraße nicht – vor allem deshalb, weil man den Anwohnern nachts den Lärm nicht zumuten kann. Und hitzefrei ist für die Bauarbeiter sowieso ein Fremdwort. „Das gibt es bei uns nicht. Wir stehen unter Zeitdruck und müssen bis 2. September fertig werden“, verdeutlicht der „Kapo“.
Seit 1. August ist er mit seinen Mannen auf der Baustelle am Ziegelwasen im Einsatz. Das Bau-Team verlegt dort neue Wasser- und Stromleitungen und versieht die Straße mit neuem Asphalt. Schwitzen ist dabei aber wohl nur noch wenige Tage angesagt. „Die Hitze bleibt uns noch bis einschließlich Donnerstag erhalten“, informiert Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Von Tag zu Tag steige jedoch das Gewitterrisiko. Am Freitag soll es bei 25 Grad drückend schwül werden. „Und es zieht eine Kaltfront auf uns zu, die Schauer und Gewitter bringt“, sagt der Wetterexperte, der für das Wochenende einen extremen Temperatursturz prognostiziert: Am Samstag fallen die Temperaturen in den Keller – dann können alle Hitzegeplagten bei „nur“ noch 19 Grad aufatmen.