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Rauchschwaden in ganz KirchheimInfo

Weder Wetterprognosen noch Fußballübertragungen beeinträchtigen das 35. Haft- ond Hokafescht

Fußball- und Wettergott hatten am Wochenende ein Einsehen mit den Kirchheimern: Trotz schlechter Prognosen sollten sich die Bedingungen für das 35. Haft- ond Hokafescht als verhältnismäßig gut und stabil erweisen. Zumindest am Nachmittag und am Abend war gestern in der Innenstadt stellenweise kein Durchkommen mehr – wie es sich gehört für ein erfolgreiches Stadtfest. Play Video

Für den einzigen Rauch, der beim Haft- ond Hokafescht nicht von einem Grill ausgeht, ist der Kirchheimer Verein „Historische Dam
Für den einzigen Rauch, der beim Haft- ond Hokafescht nicht von einem Grill ausgeht, ist der Kirchheimer Verein „Historische Dampftechnik“ zuständig.Foto: Deniz Calagan

Andreas Volz

Kirchheim. Wenn Rauchschwaden durch die Kirchheimer Innenstadt ziehen und wenn diese Rauchschwaden nur zu geringen Teilen von einem historischen Dampfpfluglokomobil ausgehen, dann liegt ein ausgesprochen genüsslicher Hauch von Haft- ond Hokafescht in der Luft. Es ist jedes Mal so erstaunlich wie erfreulich, was da alles an Spezialitäten – schwäbischen wie internationalen – vor Ort zubereitet wird: Wer auf dem Kirchheimer Stadtfest keine Gelegenheit findet, seinen Hunger zu stillen, ist wirklich selbst schuld.

Natürlich gibt es auch reichlich Gelegenheiten, mit den verschiedensten Getränken seinen Durst zu stillen. Die erste – und vor allem kostengünstigste – Möglichkeit dazu besteht traditionell am Samstagabend, wenn Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker auf dem Marktplatz ein 30-Liter-Freibier-Fass ansticht. Wie in jedem geraden Jahr, konkurrierte das Freibier wieder mit „König Fußball“, denn zeitgleich mit dem Hammerschlag auf dem Kirchheimer Marktplatz begann in Belo Horizonte das erste Achtelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2014.

Angelika Matt-Heidecker zeigte sich denn auch ganz beeindruckt von der vergleichsweise großen Schar, die sich trotz Fußball und schlechten Wetters zum Fassanstich auf dem Marktplatz eingefunden hatte. Sie erinnerte daran, dass das Haft- ond Hokafescht – auch wenn es jetzt zum 35. Mal über die Bühne ging – seine ersten bescheidenen Anfänge als Stadtfest „in wesentlich kleinerer Form“ 1974 gehabt habe. Die Verbindung zwischen Stadtfest, Fußball und der Jahreszahl 1974 musste sie anschließend nicht mehr lange erklären: „Ich finde, es ist ein sehr gutes Omen, dass wir 1974 Weltmeister geworden sind.“

Kirchheims Stadtoberhaupt hofft also, dass sich dieser Erfolg 40 Jahre später erneut einstellt. Und was die Oberbürgermeisterin am Samstag zum Fassanstich sonst noch hoffte und wünschte, ist bereits in Erfüllung gegangen: „Ich hoffe, dass das Wetter besser wird, als von der Vorhersage angekündigt.“ Schließlich hätten die beteiligten Vereine mit ihren 47 Ständen viel Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt, und das solle sich doch nach Möglichkeit auch auszahlen.

Sprach‘s und widmete sich dem Bierfass auf der Marktplatzbühne – wobei auch gleich noch ein insgeheim gehegter Wunsch in Erfüllung ging: Nach nur einem einzigen Schlag war das Fass erfolgreich angezapft, und das Bier konnte in die bereitgestellten Krüge fließen. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Kicker am heutigen Montag und in den Spielen, die noch folgen mögen, ähnlich beherzt und treffsicher zu Werke gehen.

Vom Fußball war nach der Eröffnung des Haft- ond Hokafeschts in der Innenstadt allerdings gar nicht so viel zu sehen. Erst am oberen Ende der Marktstraße war die Stimme eines Fernsehreporters zu vernehmen, der gerade erklärte, dass das Spiel zwischen Brasilien und Chile bislang noch nicht den Erwartungen entspreche, die alle Welt in dieses Match gesetzt habe. Die Entscheidung fürs Freibier und gegen den Fußball konnte also so falsch nicht gewesen sein.

Und auch im weiteren Verlauf des Abends zeigten sich die südamerikanischen Fußballer gnädig mit den Kirchheimer Festbesuchern und Vereinsmitgliedern: Das Spiel des Gastgebers gegen den Geheimfavoriten wurde erst gegen Ende der Verlängerung und dann natürlich im Elfmeterschießen so richtig spannend.

Was sich an besonderer Fußballbegeisterung während des Haft- ond Hokafeschts zeigte, das war die große Deutschlandflagge im Marstallgarten, die dort nicht so richtig hingehörte: Eigentlich sollte der Park zwischen Schloss und Marstall fest in mittelalterlicher Hand sein. Über dem Zeltdach wehten denn auch die schwarz-gelben Rauten der Teck-Herzöge. Aber an einer Seitenstange hatte sich eben noch ein roter Streifen zwischen den schwarzen und den gelben gedrängt. Das zeigt: Man kann wunderbar und zeitgleich Anhänger des Mittelalters und des Fußballs sein.

Petrus wiederum scheint ein Fan des Haft- ond Hokafeschts zu sein – nicht zuletzt, wenn es auch noch an „Peter und Paul“ stattfindet: Das Einzige, was wetterbedingt weniger üppig ausfiel als sonst, war der Kinderflohmarkt am Sonntagmorgen. Das lag aber nicht wirklich am schlechten Wetter, sondern nur an der Befürchtung, die Ware könnte verregnet werden. Trotzdem gab es etliche wagemutige Händler, die Pavillons und Schirme dieses Mal eben als Regenschutz aufgebaut hatten.

Abgesehen von einigen wenigen Regentropfen aber blieb Kirchheims Stadtfest gestern bis kurz vor 19 Uhr von allen Unwettern verschont – und da gab es ja schon wieder Fußball als Schlecht-Wetter-Alternative.

 

Weitere Fotos vom 35. Haft- ond Hokafescht gibt es auf Seite 15 in der heutigen Teckboten-Ausgabe sowie in einer Bildergalerie im Internet unter der Adresse www.teckbote.de.