Lokales

Reden ist genauso wichtig wie pflegen

Pflege-Serie: Besuchsdienstmitarbeiterin Elke Zechner verbringt Zeit mit alten Menschen

Im Alter pflegebedürftig zu werden, ist schlimm genug. Wenn dann noch die sozialen Kontakte fehlen, rutschen viele Menschen in eine Depression, weiß Rosemarie Bühler vom Sozialen Netz Raum Weilheim. Ehrenamtliche Besuchsdienstmitarbeiterinnen helfen gegen die Einsamkeit. Eine von ihnen ist Elke Zechner.

Spielen verbindet sie: Besuchsdienstmitarbeiterin Elke Zechner mit Käthe Kumschlies beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-spielen.Foto:
Spielen verbindet sie: Besuchsdienstmitarbeiterin Elke Zechner mit Käthe Kumschlies beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-spielen.Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Es gibt Tage, an denen will Käthe Kumschlies nur spielen. Dann kramt Elke Zechner das „Mensch-ärgere-Dich-nicht“-Brett hervor, verteilt die Figuren und reicht der alten Dame den Würfel. Es wird gelacht und laut geredet – sehr laut, denn die 87-Jährige hört nicht mehr so gut. „Das Spielen verbindet uns“, sagt Elke Zechner und erinnert sich daran, wie Käthe Kumschlies ihr das Halmaspielen beigebracht hat: „Das war ihre Leidenschaft. Deswegen hat sie auch meistens gewonnen“, lacht sie.

Seit über vier Jahren ist Elke Zechner eine feste Größe in Käthe Kumschlies‘ Leben. Rosemarie Bühler vom Sozialen Netz Raum Weilheim hat die beiden zusammengebracht. Der Verein bietet in Weilheim, Holzmaden, Neidlingen, Ohmden und Hepsisau betreutes Wohnen zu Hause an und koordiniert Dienste und Hilfen wie Essen auf Rädern, den Hausnotruf oder ambulante Pflege.

Ein weiterer Baustein ist der ehrenamtliche Besuchsdienst. Bei den meisten älteren Menschen sei zwar Familie da, aber die sei teilweise nicht am Ort oder beruflich häufig eingespannt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Besuche genauso wichtig sind wie die Pflege selbst“, sagt Rosemarie Bühler. „Wenn die Menschen niemandem zum Reden haben, bekommen sie irgendwann Depressionen.“

Elke Zechner besucht Käthe Kumschlies immer dienstags und freitags, jeweils für anderthalb Stunden. „Wenn ich komme, freut sie sich immer wie ein kleines Kind“, sagt Elke Zechner. Dass die Besuche regelmäßig und zuverlässig stattfinden, sei wichtig für die alte Dame, sagt die Ehrenamtliche. „Wir besprechen viele Dinge, es ist ein Vertrauensverhältnis.“ Wie die anderthalb Stunden ablaufen, bestimmt prinzipiell Käthe Kumschlies. „Entweder wir spielen oder wir gehen ein bisschen spazieren. Manchmal kaufen wir auch etwas fürs Vesper ein“, sagt Elke Zechner. Die Besuchsdienstmitarbeiterin ist für die alte Dame ein wichtiges Verbindungsglied nach draußen. Schließlich ist sie nicht mehr so mobil, und seit Käthe Kumschlies nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung lebt sondern im Betreuten Wohnen, ist sie vom Leben in der Stadt abgeschnitten. „Wenn ich zu ihr komme, fragt sie mich immer: Was gibt‘s Neues in Weilheim?“, erzählt Elke Zechner.

Die Freizeitgestaltung ist bei jeder der 30 Besuchsdienstmitarbeiterinnen anders, sagt Rosemarie Bühler. „Es gibt auch Menschen, die zum Arzt begleitet werden wollen. Oder zum Mittagessen. Oder sogar ins Sportstudio“, sagt die Koordinatorin und lacht. Wichtig sei, dass die „Pärchen“ zueinander passten, sich irgendwie ähnlich seien oder zumindest dieselben Interessen hätten. Mit der Zeit bekomme man dafür ein Gespür, sagt Rosemarie Bühler. Das Verhältnis zwischen Ehrenamtlichen und den alten Menschen beschreibt sie als „Freundschaft mit einer gesunden Distanz“. „Die Besuchszeiten sind klar geregelt“, sagt sie. Elke Zechner betont jedoch, dass Käthe Kumschlies sie jederzeit telefonisch erreichen kann. Das sei für die alte Dame sehr wichtig.

Elke Zechner ist seit Januar 2008 Besuchsdienstmitarbeiterin. Weil ihre Kinder schon groß waren, suchte die Arzthelferin eine neue Aufgabe. Elke Zechner freut sich darüber, dass sie Käthe Kumschlies etwas von ihrer Zeit schenken kann. Das sei etwas, das ihr beispielsweise die ambulanten Pflegekräfte nicht geben könnten. „Pflege ist heute eine Dienstleistung“, sagt sie. Auch Rosemarie Bühler weiß, wie wichtig die Besuche für die alten Menschen sind. „Ich glaube, dass die sozialen Kontakte dazu beitragen, dass die Menschen später ins Heim kommen. Es hilft ihnen dabei, mit ihrem Alltag besser fertig zu werden“, sagt sie.