Lokales

Risse in der Tiefgarage müssen weg

Zehn Jahre Dauerbetrieb hinterlassen am Schweinemarkt Spuren

Seit zehn Jahren parken Blechkarossen innenstadtnah in der Tiefgarage Schweinemarkt. Jetzt zeigt das Gebäude Alterserscheinungen. Die Stadt muss tief in die Tasche greifen, um das Bauwerk langfristig zu ­sichern.

Innenstadtnahe Parkplätze wissen die Nutzer der Tiefgarage Schweinemarkt und die Geschäftsleute zu schätzen.Foto: Jean-Luc Jacqu
Innenstadtnahe Parkplätze wissen die Nutzer der Tiefgarage Schweinemarkt und die Geschäftsleute zu schätzen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Wir sind nicht zu früh dran, wir sind nicht zu spät dran, wir handeln rechtzeitig“, lautet die wichtigste Botschaft des städtischen Tiefbaufachmanns Martin Zimmert. Beim Bau hatte der Schweinemarkt schon etliche Hürden zu nehmen gehabt, die Endabnahme zog sich hin. Jetzt jedoch geht es darum, dem natürlichen Alterungsprozess entgegenzuwirken.

Im Bemühen um Qualität für einen einigermaßen vernünftigen Preis hatte sich die Stadt an das ­Süßener Ingenieurbüro gewandt, mit dem man in Kirchheim bei der deutlich komplizierteren Sanierung der Tiefgarage Krautmarkt schon gute Erfahrungen gesammelt hatte. Eindrucksvoll listete Ingenieurin Susanne Gieler-Breßmer die Erkenntnisse der Gutachter auf. Von Rissen, Verschleißerscheinungen, Putzabplatzungen, Wasseransammlungen und Chlorideinträgen war da die Rede. Überzeugend empfahl sie ein modernes Sanierungskonzept, das auf ein elektrochemisches Schutzverfahren setzt, den „kathodischen Korrosionsschutz“. Beton muss – im Gegensatz zum konventionellen Verfahren – nur dort abgetragen werden, wo die Bewehrung bereits schadhaft ist.

Der Technische Ausschuss folgte der Empfehlung der Fachleute. Die Kosten für die Instandsetzung des gesamten Parkhauses betragen etwa zweieinhalb Millionen Euro. Bei der Hochrechnung auf einen Lebens­zyklus von 40 Jahren, kommt nochmals eine Million hinzu.

Tiefe Gräbenrandnotiz

Von rücksichtsvollem Miteinander aller Verkehrsteilnehmer träumen Planer in der „fahrradfreundlichen Kommune“ Kirchheim. „Bei uns ist Radfahren kein ideologisches Thema“, frohlockte Bürgermeister Günter Riemer, selbst passionierter Pedaleur, bei der Vorstellung des Radverkehrsberichts. – Ein Satz, der Minuten später Lügen gestraft wurde: Wie ideologiebehaftet Verkehrspolitik ist, wurde beim spontanen Schlagabtausch im Ratsrund deutlich.

Anlass war die millionenschwere Sanierung der Tiefgarage Schweinemarkt. „Hier werden mit Steuergeldern Strukturen finanziert, die der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs geschuldet sind“, empörte sich Eva Frohnmeyer-Carey von der Frauenliste. Kein Zweifel: Ihr würden für die siebenstellige Summe sinnvollere Verwendungen einfallen.

Ob sie das bei der Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs auch so kritisch sehe, stichelte gleich der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Aeugle. Und FDP/KiBü-Vertreter Albert Kahle zielte erbarmungslos mitten ins Herz der Mobilitätspolitik der Frauenliste: „Wie viele Millionen haben wir schon ausgegeben für Radwege?“ wetterte er und stellte klar, was seiner Meinung nach Radler von Kfz-Haltern politisch unterscheidet: „Die zahlen ja nicht mal Steuern!“

Zarte Risse zeigen sich in der Tiefgarage Schweinemarkt, doch tiefe ideologische Gräben trennen Freunde und Gegner des „motorisierten Individualverkehrs“. Jede Seite beharrt auf ihrem Standpunkt: Eva Frohnmeyer-Carey sieht jetzt den Anlass gegeben, erneut über Parkgebühren zu reden, um wenigsten „den Hauch einer Gegenfinanzierung“ zu erwirken.    IRENE STRIFLER