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Schneller auf die Couch

AOK will psychotherapeutische Versorgung verbessern

Für AOK-Mitglieder, die eine psychotherapeutische Behandlung benötigen, gehören monatelange Wartezeiten ab Juli der Vergangenheit an. Die Krankenkasse will die Versorgung mit Facharztverträgen deutlich verbessern. Bis zum ersten Termin soll es im Normalfall künftig nur noch zwei Wochen dauern.

Esslingen. Thomas Schneider hatte gestern allen Grund zur Zufriedenheit. Der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils präsentierte vor der Presse positive Zahlen. Ihnen zufolge befindet sich die Krankenkasse landesweit wie regional auf Erfolgskurs. Er verweist auf steigende Mitgliederzahlen, konstante Überschüsse und eine verbesserte Liquidität. Auch bei Mitgliedern anderer Kassen gilt die AOK als gute Adresse. Als Beleg führt Schneider die hohe Zahl der Übertritte an. Allein 2011 wechselten landesweit 55 000 Mitglieder zum Branchenführer. Auf Bezirksebene, die aus den Kreisen Esslingen und Göppingen besteht, waren es 3 500. Diese Entwicklung, die vor allem Ersatz- und Betriebskrankenkassen spüren, setzt sich auch 2012 fort. Der stellvertretende Geschäftsführer rechnet mit ähnlichen Zahlen wie im Vorjahr.

Schneider führt den anhaltenden Zulauf auf ein attraktives Gesundheitsangebot ebenso zurück wie auf den kundenfreundlichen Service. Stolz berichtet er von Untersuchungen unabhängiger Tester, denen zufolge die AOK unter allen Krankenkassen landesweit die Nummer eins ist, wenn es um die Zufriedenheit der Mitglieder geht. Der Bezirk Neckar-Fils belegt im internen Vergleich der AOK einen der vorderen Plätze.

Nach den positiven Erfahrungen mit Verträgen, die mit Fachärzten für Kardiologie und Gastroenterologie (Magen- und Darmerkrankungen) geschlossen worden sind, will die AOK jetzt auch die psychotherapeutische Versorgung verbessern. Für die Partner, die sich an dem Programm beteiligen, wird sich der zusätzliche Aufwand anders als bisher auch finanziell lohnen.

Psychische Krankheiten werden häufig verschleppt

Rund die Hälfte der 80 Ärzte und Therapeuten, die im Bezirk Neckar-Fils auf diesem Gebiet tätig sind, wollen sich bisher beteiligen. Bevor das Konzept umgesetzt werden kann, soll dieser Kreis noch erweitert werden. Als angestrebte Mindestzahl gelten 45 Partner in den Landkreisen Esslingen und Göppingen.

Die AOK reagiert mit dem Modell auf die Beobachtung, dass psychische Krankheiten ein zunehmendes Problem darstellen. „Fast zehn Prozent der Krankheitstage hängen bereits damit zusammen“, so Schneider. Weil die Budgets bisher gedeckelt sind, lasse die Hilfe oft zu lange auf sich warten. Damit wachse die Gefahr, dass die Krankheiten verschleppt werden. Die AOK will diese Situation ihren Mitgliedern nicht länger zumuten. Gleichzeitig lässt sie sich von der Überlegung leiten, dass es effizienter ist, frühzeitig zu helfen. Schließlich steigen so die Chancen, hohe Folgekosten zu vermeiden.

Die guten Ergebnisse der AOK sollten Schneider zufolge kein Anlass sein, niedrigere Beiträge zu fordern. „Wir werben dafür, langfristig zu planen“, sagt er. Eine Entlastung der Mitglieder zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre nach seiner Einschätzung nicht von großer Dauer. Er sieht die Gefahr, dass in einem solchen Fall schon bald wieder die nächste Erhöhung auf die Tagesordnung rücken könnte. Den Vorzug gibt er aus diesem Grund stabilen Beiträgen auf dem heutigen Niveau, wobei er den Verzicht der AOK auf Zusatzprämien hervorhebt.

Positiv bewertet die Krankenkasse die Einigung des Landkreises Esslingen und der Stadt Esslingen über ein gemeinsames Gutachten für die Krankenhäuser. „Das ist ein wichtiger Fortschritt“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer. Nachdem die AOK mit einem wichtigen Impuls zu dieser Entwicklung beigetragen habe, hält er sich jetzt aber mit weiteren Kommentaren zurück. „Wir sind jetzt nicht am Zug“, sagt er.