Lokales

Schwägerin mit zwei Stichen in den Bauch getötet

34-Jähriger muss sich wegen Mordes vor Gericht verantworten – Angeklagter schweigt

Ein 34-Jähriger muss sich seit dieser Woche wegen Mordes und versuchten Totschlags vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Der Mann soll seine Schwägerin in Esslingen mit zwei Stichen in den Bauch getötet haben. Deren Ehemann konnte sich nach eigenen Angaben durch das Zuschlagen einer Tür gerade noch retten.

Esslingen. Am Morgen des 23. Dezembers vergangenen Jahres war es in einem Haus in einer Gasse der Esslinger Altstadt zu einem heftigen Streit zwischen den Geschwistern gekommen. Der Angeklagte schwieg dazu aber von Anfang an: Er machte im Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht weder Angaben zur Person noch zu den dramatischen Ereignissen kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres. Erst im Oktober war der 34-Jährige auf Einladung seines jüngeren Bruders aus Serbien nach Esslingen gekommen. Dort soll er dann laut Oberstaatsanwalt Otto Rieleder seine Schwägerin mit zwei gezielten Messerstichen in den Oberbauch getötet haben.

Am 23. Dezember gegen 8.50 Uhr habe sie eine Meldung vom Krankenhaus erhalten, berichtete eine Polizeibeamtin als Zeugin im Prozess vor der ersten Schwurgerichtskammer. Die schwer verletzt eingelieferte Frau sei bereits klinisch tot gewesen und Reanimationsversuche waren vergeblich. Die Aorta ist laut den Ärzten zwei Mal getroffen worden.

Was war geschehen? Der Angeklagte hatte seinerseits gegen seinen Bruder Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt, was das Gericht jedoch nicht ernst nahm. Dennoch herrschte vor dem Sitzungssaal höchste Sicherheitsstufe. Jeder Besucher musste sich mit einem Ausweis registrieren und alles Mitgeführte abgeben.

Als der Bruder des Angeklagten, der Ehemann der Getöteten, am Zeugentisch Platz nahm, sicherten mehrere Justizbeamte den Saal. Der Angeklagte verkroch sich während der Aussage seines Bruders immer mehr in sich selbst und der Kopf lag anschließend fast unter dem Tisch.

Der Jüngere, der in Deutschland studiert hatte, Diplomingenieur ist und sich derzeit zum Lehrer fortbilden lässt, rang nach Worten angesichts der Bilder, die wieder vor seinem geistigen Auge auftauchten. Er habe seinem Bruder immer wieder geholfen, während seiner Studienzeit Geld nach Serbien geschickt, dem Angeklagten ermöglicht, dort ein Café zu eröffnen und nach dem Scheitern wieder Geld geschickt. Am Vorabend der Tat habe der Angeklagte seine Frau beleidigt und bedroht, sagte der 30-Jährige. Am nächsten Morgen wollte er seinen Bruder deshalb vor die Tür setzen. Die Rucksäcke waren anscheinend schon gepackt. Nach einer wiederholten verbalen Auseinandersetzung will der Zeuge den kleineren der Rucksäcke gepackt haben, um diesen seinem Bruder auf den Rücken zu schlagen. Dabei verfing sich das Gepäck in der Deckenleuchte und es kam zu einem Kurzschluss.

In der anschließenden Dunkelheit soll die Schwägerin des Angeklagten noch gerufen haben „Er hat ein Messer“, bevor sie anschließend auf den Boden niedersank. Seine Frau habe ihm das Leben gerettet, schluchzte der Ehemann, völlig überwältigt von seinen Erinnerungen. Der Bruder sei nämlich mit dem Messer zurückgekehrt, aber er habe rechtzeitig die Haustür zuschlagen können.

Der Prozess wird am 24. Juni fortgesetzt.