Lokales

Silvester verlief ebenso routiniert wie zivilisiert

Feuerwerksverbot in der Kirchheimer Innenstadt wird weitgehend eingehalten – Brände gab es vor allem auf den Fildern

Der Jahreswechsel in Kirchheim scheint ohne größere Aufregung über die Bühne gegangen zu sein. Routiniert haben die Kirchheimer ihre Raketen in den Nachthimmel geschossen, um das Jahr 2014 gebührend zu begrüßen. Die Polizei meldet aus dem Landkreis Esslingen Sachbeschädigungen, Streitigkeiten und Brände. Gebrannt hat es aber vor allem auf den Fildern.

Die Silvesterraketen steigen deutlich sichtbar am Rand der Kirchheimer Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern auf.

Die Silvesterraketen steigen deutlich sichtbar am Rand der Kirchheimer Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern auf. Fotos: Deniz Calagan

Kirchheim. Beim 180-Grad-Panoramablick auf Kirchheim ließen sich an Silvester gleich mehrere Beobachtungen anstellen. Zum einen zeigten die Kirchheimer ein präzises Zeitgefühl: Während noch fünf Minuten vor Mitternacht nicht viel auf eine kollektive Knallerei hindeutete, ging es dann doch zügig voran, ganz nach dem Motto: „Kirchheim holt die Böller raus“. 20 Minuten, maximal 30 Minuten lang bot sich ein beeindruckendes Schauspiel. Für das Auge war es allemal ein ästhetischer Genuss, die vielfältigsten Lichteffekte am Nachthimmel wahrnehmen zu können, und das in allen Himmelsrichtungen. Ohr und Nase durften in gleicher Weise – wenn auch mit deutlich weniger ästhetischem Genuss – an dem Spektakel teilhaben: Zu den Begleiterscheinungen gehört eben auch, dass Lärm und Pulverdampf die Luft füllen.

Die andere Beobachtung, die anderntags auch Mitmenschen bestätigten, die sich an anderen Stellen aufgehalten hatten, galt der großen Disziplin der Kirchheimer: Sie hielten sich überwiegend an das Böllerverbot in der Innenstadt. Das große Bild oben stellt denn auch unter Beweis, dass eher am Rand der Altstadt geschossen wurde als mittendrin. Und beim Aufräumen am Neujahrsmorgen, für das sich Mitglieder der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ wieder ehrenamtlich zur Verfügung stellten, zeigte sich, dass es direkt in der Innenstadt nur wenig zu tun gab.

Dritte Beobachtung zur Böllerei: Das wunderschöne, aber doch zeitlich sehr konzentrierte Feuerwerk zeigte, dass die Kirchheimer insgesamt vielleicht doch ein wenig sparsamer geworden sind, was die Ausgaben für das Feuerwerk betrifft. Das soll natürlich nicht heißen, dass gar nichts mehr ausgegeben wird. Allein in der ersten halben Stunde des Neujahrstags dürften wohl allein in Kirchheim Zigtausende von Euro „in die Luft gegangen“ sein.

Die Polizei schreibt in ihrer obligatorischen Pressemitteilung von einem relativ ruhigen Silvesterdienst im Landkreis Esslingen. Vor allem seien „Ruhestörungen und Brände von Hecken und Bäumen zu verzeichnen“ gewesen sowie Sachbeschädigungen. Außerdem sei es darum gegangen, „mehrere Streitigkeiten unter den meist alkoholisierten Beteiligten zu schlichten“.

Ansonsten berichtet die Polizei noch etwas ausführlicher von diversen Bränden, und gleich der erste Brand hat mit den beschriebenen „Hecken und Bäumen“ zu tun: Bereits gegen 16.45 Uhr war an Silvester nämlich ein „prominenter“ Baum in Brand geraten – die Friedenslinde in Esslingen-Zell. Der Brand, den immerhin die Feuerwehr löschen musste, entstand dadurch, dass „ein 54-Jähriger aus Esslingen einen Knallkörper in einen Hohlraum des Baumes steckte und zündete“. Ob die Linde nun im neuen Jahr wieder ihren Frieden finden wird, steht derzeit noch nicht fest, denn in der Pressemitteilung der Polizei heißt es weiter: „Wie stark der Baum geschädigt wurde, muss durch einen Fachmann noch geklärt werden.“

Die übrigen, größeren Brände im Landkreis Esslingen haben sich auf den Fildern ereignet, und das auch erst nach Mitternacht, also am gestrigen Neujahrstag. „Mutmaßlich“, heißt es, sind sie allesamt durch Feuerwerkskörper verursacht worden – was immerhin belegt, wie sinnvoll es ist, wenn sich fast alle Silvester-Nachtschwärmer in Kirchheim an das bestehende Böllerverbot in der Innenstadt halten.

Der erste Brand auf den Fildern war noch eher glimpflich ausgegangen: Dabei handelte es sich um einen Klappstuhl, der auf einem Balkon in der Sielminger Hauptstraße in Filderstadt in Brand geraten war. Hier konnte die Feuerwehr schnell genug eingreifen, sodass es nicht auch noch zu einem Gebäudeschaden kam.

Auch in Leinfelden konnte die Feuerwehr das weitere Ausgreifen eines Brands verhindern. Dort hatten sich „vermutlich durch einen Feuerwerkskörper mehrere Holzpaletten neben einem Einkaufsmarkt entzündet“. In diesem Fall aber hat das Feuer die Gebäudefassade beschädigt und einen Schaden von circa 7 000 Euro verursacht.

Auf 10 000 Euro schätzt die Polizei den Schaden, der ebenfalls in Leinfelden-Echterdingen, in der Stettener Hauptstraße, an einem Taxi entstanden ist: Eine Rakete hatte sich im Kühlergrill des vorbeifahrenden Taxis verfangen und anschließend den Motorraum in Brand gesetzt. „Der Verursacher konnte noch nicht ermittelt werden“, schreibt die Polizei.

Der heftigste Brand allerdings, bei dem die Schäden „nach ersten Schätzungen“ auf 200 000 Euro beziffert werden, ist gegen 0.35 Uhr in der Kirchstraße in Neuhausen ausgebrochen. „Hier wurde der Feuerwehrleitstelle ein Feuer auf einem Balkon eines Wohnhauses mit angeschlossener Gaststätte gemeldet“, teilt die Polizei mit. „Die Gaststätte in dem denkmalgeschützten Gebäude hatte nicht geöffnet, der Pächter war nicht zu Hause.“ Trotz sofortigen Feuerwehreinsatzes sei die Gebäudefassade des „Saalbaus“ in Mitleidenschaft gezogen worden. Verletzte habe es nicht gegeben. Um die genaue Brandursache feststellen zu können, bittet die Polizei darum, dass Zeugen – wie in allen übrigen genannten Brandfällen auch – unter der Telefonnummer 07 11/39 90-0 Kontakt aufnehmen.

Schaden in Höhe von rund 32 000 Euro meldet die Polizei für neun Glatteisunfälle, die sich gestern Morgen gegen 5.30 Uhr bei Ebersbach ereignet haben, unter anderem auf der Straße zwischen Ebersbach und Schlierbach. In diesen Fällen gibt es aber auch Erfreuliches zu berichten: „Bei allen Verkehrsunfällen wurde niemand verletzt. Des Weiteren war in keinem Fall Alkohol im Spiel.“

Mitglieder der "Ahmadiyya Muslim Jamaat" beseitigen ehrenamtlich die Überbleibsel von Raketen und Knallern.

Mitglieder der "Ahmadiyya Muslim Jamaat" beseitigen ehrenamtlich die Überbleibsel von Raketen und Knallern.