Lokales

So ist der MarktKommentar

Wenn es in der Kirchheimer Innenstadt keinen Lebensmitteldiscounter „an der Ecke“ mehr gibt, dann kann man das bedauern. Vielleicht muss man es sogar bedauern. Eines aber kann man nicht: Man kann es nicht ändern. Falls Norma noch in diesem Jahr den Standort Metzgerstraße aufgibt – und viele Anzeichen sprechen dafür, dass es so kommt –, dann ist das eine unternehmerische Entscheidung, die auf wirtschaftlichen Berechnungen basiert. Norma wäre nicht der erste Discounter, der den Weg in Richtung Peripherie einschlägt. Viele andere sind diesen Weg in Kirchheim schon längst gegangen. Die Kunden haben also nicht unbedingt nur Pech, wenn jetzt der letzte Discounter auch noch geht. Vielleicht hatten sie einfach jahrelang Glück, weil wenigstens einer noch so lange geblieben war.

Das ist zwar keine schöne Botschaft, und es ist auch nur ein schwacher Trost für die bisherigen Stammkunden. Außerdem mögen wirklich viele Menschen betroffen sein, die eben kein Auto haben und niemanden, der für sie einkaufen geht. Aber: Es ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die schon vor langer Zeit begonnen hat. Und fast alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass es so gekommen ist, wie es wohl kommen musste. Denn Hand aufs Herz: Wer erledigt nicht gerne seinen Einkauf möglichst bequem? Dazu gehört nun mal ein Parkplatz, der nahe an der Supermarktpforte liegt. Und der Weg, um den Einkaufswagen zurückzuschieben, sollte bitte auch nicht unnötig weit sein – man will ja beim Einkaufen nicht auch noch schwitzen, frieren oder sich vollregnen lassen.

Diese Bequemlichkeit hat eben ihren Preis, und das Ungerechte in diesem Fall ist, dass jetzt gerade diejenigen den Preis zu zahlen haben, die am wenigsten dafür können: diejenigen, die tatsächlich noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Innenstadtfiliale gekommen sind, um dort einzukaufen. Sie müssen sich jetzt umorientieren, und der eine oder andere hat sicher nicht mehr die Option, täglich einzukaufen.

Aber die Gesetze der Marktwirtschaft sind, wie alle Gesetze, mitunter unerbittlich. Und jetzt treffen sie nicht mehr die nostalgisch beschworenen Tante-Emma-Läden – weil es die sowieso schon längst nicht mehr gibt –, sondern auch die kleineren Standorte in der Innenstadt. Vielleicht erwischt es in Zukunft auch einmal die großen Märkte auf der grünen Wiese, wenn sich die Kunden irgendwann ihre Lebensmittel lieber anliefern lassen und deswegen gar keinen Laden mehr brauchen. Aber dann gäbe es ein vergleichbares Problem: Verlierer unter den Verbrauchern wären alle, die keinen Internet­anschluss haben. Sie könnten nichts mehr bestellen.ANDREAS VOLZ