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Spielteppiche statt Wohnzimmercouch

Lenninger Gemeinderat beschloss die Erweiterung des Kindergartens in Gutenberg – Wohnung wurde überraschend frei

Der Kindergarten in Gutenberg erhält ohne große Umbaumaßnahmen einen weiteren Raum. Der verschafft nicht nur mehr Platz, sondern ist wegen der U3-Kinder auch pädagogisch sinnvoll.

Der Kindergarten in Gutenberg wird um die bisher bestehende Wohnung erweitert. Foto: Deniz Calagan
Der Kindergarten in Gutenberg wird um die bisher bestehende Wohnung erweitert. Foto: Deniz Calagan

Lenningen. „Die Wohnung im Kindergarten in Gutenberg ist wegen eines Todesfalls plötzlich frei geworden“, erklärte Bürgermeister Michael Schlecht in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Aus diesem Grund äußerten die Erzieherinnen der Verwaltung gegenüber den Wunsch, diese Räume künftig nutzen zu können. „Die Erweiterung würde den gestiegenen pädagogischen Anforderung Rechnung tragen“, warb der Schultes für die Maßnahme.

Florian Fischer, Leiter des Hochbauamts, stellte kurz die ersten Überlegungen vor. Die frei gewordenen Räume waren einst als Wohnung für die Leiterin geplant. Deshalb gibt es einen direkten Zugang zum Kindergarten, und auch der Keller hat einen gemeinsamen Zugang. „Wollten wir die Wohnung wieder vermieten, müssten wir eine Abgeschlossenheit herstellen“, gab Florian Fischer zu bedenken. So müsste beispielsweise der Flur abgetrennt werden und jeder Nutzer seine Heizung erreichen können. Dafür errechnete der Hochbauamtsleiter Kosten von etwa 8 700 Euro, denn auch die Küche ist nicht mehr zeitgemäß und das Parkett müsste saniert werden.

„Dringend umgestaltet werden muss der Eingangsbereich. Wo eigentlich Kinderwagen stehen sollen, findet man dort Mülleimer – die müssen eingehaust werden“, so Florian Fischer. Immer noch provisorisch sind die Reinigungsutensilien untergebracht, der Staubsauger steht gar auf dem Gang. Auch ein neuer Anstrich der Wände sei dringend nötig, so der Amtsleiter. Rund 15 000 Euro würde die Erweiterung des Kindergartens samt Renovierung kosten, Mietausfälle entstünden von 3 000 Euro im Jahr. „Die Umnutzung ist eine sinnvolle Maßnahme bei einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis“, hielt Florian Fischer mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Die Kosten seien zwar außerplanmäßig, jedoch nicht überplanmäßig. „Da wir die Machbarkeitsstudie beim Schlössle selbst ausgearbeitet haben, konnten wir 10 000 Euro sparen“, rechnete er vor. Zudem habe sich die Kostenunsicherheit im Kindergarten Unterlenningen geklärt und somit sei die Finanzierung in trockenen Tüchern.

Die Fragen der Gemeinderäte konnten die Erzieherinnen direkt beantworten, denn sie lauschten gespannt der Debatte. „Die Situation hat sich massiv geändert, seit wir die U3-Kinder haben. Wir brauchen mehr Bauteppiche und Spielflächen. Dazu fehlt uns bisher der Platz und der Raum. Ständig müssen wir Dinge wegräumen und wieder aufbauen“, schilderten sie die Situation. Während die Kleinen auf dem Boden krabbeln wollen, wünschen sich die Vorschulkinder ein Rückzugsgebiet, wo sie sich schön in Ruhe den Aufgaben widmen können. „Es ist einfach notwendig, die Gruppen trennen zu können. Jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit, dies zu realisieren. Auch für die Umsetzung des Orientierungsplans ist es vorteilhaft“, zählten die Erzieherinnen die Vorteile auf.

„Diese Chance kommt so schnell nicht wieder“, sprach sich Michael Schlecht nochmals deutlich für die Erweiterung des Kindergartens aus und erinnerte die Räte an das Standortbekenntnis zu Gutenberg. Diesen Ball nahm Wolfgang Tröscher auf: „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Teilorte zu stützen. Dazu zählt auch ein attraktiver Kindergarten. Wenn wir diese Chance nicht ergreifen, bremsen wir uns aus.“ Gleicher Ansicht war auch Jürgen Rau. „Ein starker Kindergarten ist Voraussetzung für eine starke Grundschule“, erklärte er. Grünes Licht gab auch Karl Boßler: „Wir haben schon ganz andere Anbauten realisiert. So günstig konnten wir selten einen Kindergartenanbau finanzieren.“ Für Georg Zwingmann steht die Erweiterung außer Frage. „Das müssen wir unbedingt machen. Welche Klimmzüge haben wir in der Vergangenheit nicht schon alle unternommen und mühsam einen Raum geschaffen“, erklärte er. Und für Dieter Epple ist die Erweiterung ebenfalls eine zukunftsträchtige Lösung. „Die große Wohnungsnot wird deswegen in Gutenberg nicht ausbrechen“, stellte er klar, wo seine Prioritäten liegen.

Somit gab es keine Probleme bei der Mehrheitsfindung. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für die Erweiterung des Kindergartens aus.