Lokales

Stadt macht Schleichweg dicht

Weilheimer Verwaltung sieht sich nach Unfällen zum Handeln gezwungen

„Landwirtschaftlicher Verkehr frei“ steht auf einem der Schilder, die eindeutig regeln, wer die Verlängerung der Rosenstraße nutzen darf. Doch das Unrechtsbewusstsein scheint in diesem Fall nicht sehr ausgeprägt. Die Stadt schiebt dem nun einen Riegel vor.

Findlinge und ein Pfosten sollen die Rosenstraße vom Tobelwasen aus für Pkw sperren.Foto: Jean-Luc Jacques
Findlinge und ein Pfosten sollen die Rosenstraße vom Tobelwasen aus für Pkw sperren.Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. „Wenn freitags die Autobahn dicht ist und wir hier kontrollieren, geht‘s zu wie beim Zoll“, sagte Weilheims Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt gestern vor Ort. „Da stehen die Autos Schlange.“ Seitdem fast alle Kraftfahrzeuge mit einem Navi ausgestattet sind, nutzen nicht nur Ortskundige den Schleichweg vom Tobelwasen zum Gebiet Tulpenstraße/Fliederweg. Immer wieder kommt es dabei zu brenzligen Situationen: Vor zwei Jahren stürzte ein Rollstuhlfahrer auf das Bankett, und im Februar dieses Jahres musste ein Fußgänger in einem Krankenhaus ambulant versorgt werden, nachdem ein Autofahrer ihn mit seinem Außenspiegel gestreift hatte. Im Schulterschluss mit Polizei und Landratsamt als Unterer Verkehrsbehörde sieht sich die Stadt gezwungen, den stark frequentierten Weg vom Tobelwasen her für Autos dicht zu machen.

Ohne auf die Verkehrsschau abzuheben, hatte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle im Gemeinderat die beiden Unfälle ins Feld geführt, um für den verwaltungsintern gefassten Beschluss zu werben. Es gehe nicht darum, den landwirtschaftlichen Verkehr zu regulieren. „Aber diejenigen, die dort nix verloren haben, wollen wir künftig an der Durchfahrt hindern.“ Geplant sei, an der Einfahrt am Tobelwasen die Fahrbahn links und rechts mit Findlingen zu blockieren und in der Mitte einen herausnehmbaren Pfosten zu installieren. Vom anderen Ende aus sollen landwirtschaftliche Fahrzeuge auch weiterhin ihre Grundstücke anfahren können.

„Nicht jeder soll die Abkürzung nutzen können“, meinte Stadtrat Bernd Bauer. Statt die Verwaltung in ihrem Vorhaben zu unterstützen, outeten sich im Rund jedoch gleich mehrere Stadträte als regelmäßige Verkehrssünder. „Ich fahre auch durch“, bekannte ein Ratsvertreter, der es dennoch als „Katastrophe“ empfand, dass auf dem „Schleichweg“ viele zu schnell unterwegs seien. „Betrieblich bedingt“ müsse auch er den Weg nutzen, wenn sich im Städtle der Verkehr staue, so ein Ratskollege. Wieder ein anderer sah sich als Mitglied der Feuerwehr im Recht, bei Notfällen den deutlich kürzeren Weg durch die Streuobstwiesen zu nehmen, um möglichst rasch am Magazin zu sein. Die Äußerung brachte schließlich das Fass zum Überlaufen: „Das ist nicht erlaubt“, echauffierte sich Johannes Züfle kopfschüttelnd.

Angesichts der öffentlich geführten Diskussion trat Rainer Bauer schließlich auf die Bremse und setzte hinter die Debatte einen Schlusspunkt: „Wir sind bei Bekanntgaben und Anfragen.“ Wenn die Verwaltung einen Beschluss wolle, müsse sie das Thema als eigenen Punkt auf die Tagesordnung setzen. Ansonsten gehe es um eine reine Kenntnisnahme. Der Gemeinderat habe jedenfalls keine Entscheidung gefällt.

Rückendeckung aus dem Rund hin oder her: Noch vor Pfingsten möchte die Stadt Fakten schaffen. Vom Tobelwasen aus lässt sich der Weg dann nur noch als Geh- und Radweg nutzen.