Lokales

Sternstunden weltweiter Solidarität

Überkonfessionelle Sternsingeraktion 2014 unterstützt vor allem Flüchtlingskinder in Malawi

„Segen bringen, Segen sein“: So lautet das Motto der 56. Sternsingeraktion. Bei der offiziellen Aussendung der Sternsinger der katholischen Kirchengemeinden Sankt Ulrich und Maria Königin sind längst auch viele evangelische Kinder mit dabei und helfen gemeinsam Kindern in Not.

Vor dem Kirchheimer Rathaus, Aussendungsfeier der Sternsinger von den Katholischen Kirchengemeinden Sankt Ulrich und Maria König

Jetzt sind die Sternsinger wieder unterwegs. Fotos: Deniz Calagan

Kirchheim. Der am späten Samstagnachmittag fast menschenleere Kirchheimer Rathausvorplatz füllte sich zum offiziellen Aussendungstermin der Sternsinger in Minutenschnelle. Die von Pfarrer Franz Keil von der katholischen Kirchengemeinde Sankt Ulrich und Pfarrer Winfried Hirrlemann von Maria Königin angeführte Prozession brachte gleich noch einige interessierte Besucher der Innenstadt vor die Rathausarkaden.

Dort hatten sich auch Freunde und Verwandte der „kleinen Könige“ versammelt und sich mit den auf Handzetteln ausgeteilten Sternsingerliedern auf den feierlichen Beginn der „Aktion Dreikönigssingen 2014“ eingestellt. Mit Posaunenklängen musikalisch umrahmt wurde die Aussendungsfeier unter gerade wieder regenfreiem Himmel von Mitgliedern der Stadtkapelle und der Turmbläser unter der Leitung von Heribert Diemer.

Pfarrer Hirrlemann war begeistert, dass wieder so viele Sternsinger bereit sind, die segensbringende Weihnachtsbotschaft in die Häuser und in die Herzen zu tragen. Besonders glücklich zeigte er sich darüber, dass dieser schöne Brauch längst über die katholischen Kirchengemeinden hinauswirke. Auch Pfarrer Keil betonte, dass die Aktion des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDK) „fast schon eine ökumenische Veranstaltung“ sei. Er dankte den versammelten Sternsingern für ihr großes Engagement und für ihre Bereitschaft, auf das Schicksal von Flüchtlingskindern „in Malawi und weltweit“ aufmerksam zu machen und Hoffnung zu wecken.

„Fast jeder zweite Flüchtling weltweit ist ein Kind oder Jugendlicher“, stellte er fest und nannte als häufigste Ursachen für Flucht und Vertreibung bewaffnete Konflikte, Krieg, Terror, Verfolgung sowie Natur- und Umweltkatastrophen. Er betonte, dass Kinder und Jugendliche auch dann noch großen Gefahren ausgesetzt seien, wenn die Flucht aus dem jeweiligen Krisengebiet gelinge. Oft fehlten Lebensmittel und Medikamente, sauberes Trinkwasser sei rar, und auch die hygienischen Bedingungen ließen zu wünschen übrig.

Da Aufnahmeländer es sich vorbehalten würden, Flüchtlinge aufzunehmen oder auch abzulehnen, kümmere sich die Sternsingeraktion in diesem Jahr gezielt um die Not der Flüchtlinge. Mit den Erlösen der Sternsingeraktion 2014 sollen Krankenschwestern und Hebammen ausgebildet werden, um durch sie eine Verbesserung der medizinischen Versorgung und der hygienischen Situation sicherstellen zu können. Große Bedeutung komme auch der Unterstützung von Trauma-Behandlungen zu, die Kindern helfen sollen, die schlimmen Erlebnisse auf der Flucht zu verarbeiten.

Der Blick in die Bibel mache deutlich, dass das Thema Flucht schon immer eine große Rolle gespielt habe und auch die heilige Familie vor dem brutalen König Herodes nach Ägypten hatte fliehen müssen. „Jesu selbst war also auch das erste Flüchtlingskind, das die ersten Jahre seines Lebens in der Fremde aufwächst“, stellte Pfarrer Franz Keil fest und hob hervor, dass das Gebot des Asylschutzes schon im Alten Testament thematisiert werde. Im Buch Levitikus stehe geschrieben: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten.“

Deutliche Worte über das Thema Flucht habe auch Papst Franziskus bei seinem Besuch auf Lampedusa ausgesprochen, wo er zahlreichen Flüchtlingen begegnete und vielen Menschen gedachte, die auf tragische Weise im Meer umgekommen sind. „Diese unsere Brüder und Schwestern wollten aus schwierigen Situationen heraus Ruhe und Frieden finden. Sie haben einen besseren Ort für sich und ihre Familien gesucht und den Tod gefunden.“

Wenn Papst Franziskus den Flüchtlingen zurufe „Die Kirche ist euch nahe in eurer Suche nach einem würdevollen Leben für euch und eure Familie“, nehme er damit alle Gläubigen in die Pflicht. Den Umgang mit Flüchtlingen versteht Pfarrer Keil daher als „Maßstab und Erkennungszeichen des Christentums schlechthin“. Die Sternsinger bezeichnete er als beispielhafte Christen, da sie Worten auch Taten folgen ließen. Er wünschte ihnen gute Erfahrungen in den kommenden Tagen und entsprechendes Durchsetzungsvermögen, wenn sie nicht mit offenen Armen empfangen werden.

Dass sie aber von vielen Menschen schon erwartet werden, weil erst nach ihrem Besuch „richtig Weihnachten“ sei, konnte er den Sternsingern ebenfalls versichern. Nach Gebeten, Gesängen und Segnungen zog die eindrucksvolle Sternsinger-Prozession von den Rathausarkaden aus direkt zum Kirchheimer Krankenhaus, wo die Übermittler der christlichen Botschaft von vielen Patienten schon erwartet wurden.

Vor dem Kirchheimer Rathaus, Aussendungsfeier der Sternsinger von den Katholischen Kirchengemeinden Sankt Ulrich und Maria König
Jetzt sind die Sternsinger wieder unterwegs. Sie verbreiten die christliche Botschaft und bedanken sich mit dem über der Haustür
Jetzt sind die Sternsinger wieder unterwegs. Sie verbreiten die christliche Botschaft und bedanken sich mit dem über der Haustür festgeschriebenen Segen „Christus mansionem benedicat - Gott schütze dieses Haus“ für geöffnete Türen, offene Herzen und vor allem auch Spenden für „Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit“. Fotos: Deniz Calagan