Lokales

Straßen und Keller überflutet

Wassermassen hielten Einsatzkräfte in Atem – Lenningen besonders stark betroffen

Zu weit über 1 000 Einsätzen mussten die Feuerwehren im Landkreis Esslingen am Wochenende ausrücken. Anhaltender Starkregen ließ die Pegelstände der Gewässer anschwellen wie lange nicht. Für Neckar und Fils wurde am Samstagabend Hochwasseralarm ausgelöst.

Gehweg gesperrt wegen Hochwasser in der Lauter.
Gehweg gesperrt wegen Hochwasser in der Lauter.

Kreis Esslingen. Besonders vom Hochwasser betroffen war Lenningen: Wie der Kommandant Michael Eberle auf Anfrage mitteilte, musste die Feuerwehr einen älteren Mann in Unterlenningen an der Lauter aus einer misslichen Lage retten. Er war beim Versuch, das Ufer zu stabilisieren, gestürzt, hatte sich dabei aber glücklicherweise nicht verletzt. In Schlattstall war auf einer Länge von 50 Metern ein Bachufer weggebrochen. „Das haben wir mit 1 200 Sandsäcken wieder befestigt“, so Eberle. Alle Hände voll zu tun hatte die Wehr auch damit, Keller leer zu pumpen und die Lauter in der Oberlenninger Ortsmitte sowie den Ehnisbach in Unterlenningen in Schach zu halten. Die Kläranlage Gutenberg konnte den Wassermassen nicht mehr Stand halten und lief über. „Sie wurde am Samstag außer Betrieb genommen“, sagte Eberle.

Kirchheims Stadtbrandmeister Roland Schultheiß sprach gestern ebenfalls von einer „kritischen Lage“ aufgrund der Fluten, die aus dem Lenninger Tal in Kirchheim ankamen. „Die Lauter hat uns mehr Sorgen bereitet als die Lindach.“ Insbesondere am Postplatz bestand die Gefahr, dass das Gewässer über die Ufer tritt. „Durch den hohen Pegelstand stieg auch das Grundwasser an, so dass Keller und Tiefgaragen vollliefen“, erklärte Schultheiß. „Wir sind 25 bis 30 mal ausgerückt, etwas Gravierendes war aber glücklicherweise nicht dabei“, so der Stadtbrandmeister.

Die Kirchheimer Wehr leistete zudem wie viele andere landkreisübergreifende Schützenhilfe, mussten doch Tausende von Sandsäcken nach Bad Überkingen gebracht werden. Aufgrund der Hochwassersituation im Landkreis Göppingen wurden 20 000 gefüllte Sandsäcke und 10 000 leere Sandsäcke angefordert. Das Katastrophenschutzlager im Tiefenbachtal hat mittlerweile seine gesamten Bestände an Sandsäcken an die Feuerwehren abgegeben. Bis 24 Uhr am Samstag füllte allein die Feuerwehr Nürtingen mit 40 Einsatzkräften aus den Abteilungen Stadtmitte, Reudern und Raidwangen im städtischen Bauhof 5 000 Sandsäcke, die mit Gerätewagen aus dem Landkreis Esslingen nach Bad Überkingen gefahren wurden. Auch die Ortsverbände des Technischen Hilfswerks waren im Landkreis Göppingen im Einsatz.

Wie die übrigen Wehren im Kreis Esslingen war die Freiwillige Feuerwehr Weilheim von Freitagmittag an pausenlos unterwegs zu Kontrollfahrten, um Schächte zu reinigen und Keller auszupumpen. Dass die Limburgstadt dennoch glimpflich davon kam, erklärte Wahl mit Schutzmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren umgesetzt worden waren. „Am Zipfelbach war beispielsweise ein Rechen angebracht worden, der Geröllmassen und Treibholz zurückhält“, so Wahl. Auch die Retentionsflächen Richtung Bissingen hätten sich jetzt ausgezahlt.

Im übrigen Kreisgebiet hielt der Dauerregen die Einsatzkräfte ebenfalls in Atem: In Aichwald Krummhardt gab es einen Brand in einem Heizungsraum. In Reichenbach sorgte die Feuerwehr in der Kläranlage mit vier Pumpen für den Abfluss in die Fils. Teilweise mussten auch Straßen gesperrt werden, so beispielsweise die Neidlinger Steige, die Landesstraße zwischen Weilheim und Gruibingen sowie die Steige oberhalb Hepsisaus. Gefordert waren die Wehren darüber hinaus durch das Freihalten von Rechen an Gräben und Bächen. Der Einsatzschwerpunkt lag neben dem Lenninger Tal an Fils und Neckar. Auf den Fildern mussten die Feuerwehrleute dagegen kaum ausrücken.

Gegen 23 Uhr am Samstag wurde für Neckar und Fils Hochwasseralarm ausgelöst. Betroffen davon waren alle Städte und Gemeinden entlang der beiden Flüsse. Entsprechend der örtlichen Planungen wurden die Verwaltungen und Feuerwehren in Bereitschaft versetzt. Im Landratsamt tagte eine Koordinierungsgruppe unter der Leitung des ersten Landesbeamten Matthias Berg.

Am gestrigen Sonntag beschäftigten die Feuerwehren der Neckar-Anrainer von Neckartenzlingen bis Plochingen insbesondere vollgelaufene Keller.

Wie die Feuerwehrleitstelle weiter mitteilte, fielen die Pegel an den Bächen und Flüssen im Laufe des Tages stark. Trotz Entwarnung von Seiten des Wetterfrosches wird Passanten jedoch abgeraten, sich an die reißenden Flüsse zu begeben, da an den aufgeweichten Ufern und Dämmen weiterhin große Gefahren bestehen.