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Tageseltern bekommen mehr Geld

Statt 3,90 Euro pro Kind und Stunde erhalten Tagesmütter- und Väter künftig 5,50 Euro

Tageseltern bekommen für die Betreuung von Pflegekindern mehr Geld. Das hat der Sozialausschuss des Kreistags beschlossen. Möglich wird das, weil die Landesregierung die Zuweisungen für die Tagespflege aufgestockt hat. Außerdem sollen Kita und Tagespflege künftig gleich viel kosten.

Ein seltenes Bild: Ein Tagesvater betreut drei Kinder. Die meisten Tageseltern sind weiblich. Unabhängig vom Geschlecht dürfen s
Ein seltenes Bild: Ein Tagesvater betreut drei Kinder. Die meisten Tageseltern sind weiblich. Unabhängig vom Geschlecht dürfen sie sich über eine Gehaltserhöhung freuen. Archivfoto: Jean-Luc Jaques

Kreis Esslingen. Die Tageseltern im Landkreis können mit einer satten Gehaltserhöhung rechnen. Statt bisher 3,90 Euro pro Kind und Stunde bekommen sie vom Landkreis Esslingen künftig 5,50 Euro erstattet. Die bessere Entlohnung gilt rückwirkend ab dem 1. Januar 2012. Grund ist, dass das Land den Landkreisen mehr Geld für den Ausbau der Kindertagespflege zur Verfügung stellt, um den Ausbau der Kleinkindbetreuung voranzutreiben. „Wir geben die 1,8 Millionen Euro weiter, um die Entlohnung der Tageseltern zu verbessern und die Elternbeiträge zu reduzieren“, sagte Sozialdezernent Dieter Krug in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Der Landkreis Esslingen geht sogar noch etwas weiter und gewährt die Leistungserhöhung auch jenen Tagesmüttern, die über Dreijährige betreuen. Hintergrund ist, dass die höheren Landeszuweisungen im vollen Umfang nur den unter Dreijährigen zugute kommen.

Neu ist außerdem, dass die Kindertagespflege für Eltern erschwinglicher werden soll. Um das zu erreichen, werden die Kostenbeteiligungen der Eltern mit den Beiträgen für Kindertagesstätten rückwirkend zum 1. Januar harmonisiert. Praktisch bedeutet das, dass der Landkreis Esslingen von Eltern, die die Kindertagespflege als Betreuungsmöglichkeit gewählt haben, nur noch so viel verlangen will, wie sie auch in der Kindertagesstätte zahlen müssten. „Angesichts der vielen verschiedenen Beiträge im Landkreis wird das keine einfache Aufgabe“, sagte Dieter Krug.

Martina Schlotterbeck, Geschäftsführerin des Tageselternvereins im Landkreis Esslingen, ist mit der Entscheidung des Jugendhilfeausschusses sehr zufrieden. „Die 3,90 Euro pro Kind und Stunde waren nicht mehr haltbar“, sagt sie. 5,50 Euro seien eine gute Basis und ein immenser Sprung.

Martina Schlotterbeck glaubt, dass es nun gelingen wird, mehr Tagesmütter für den Beruf zu interessieren. Der Kreis Esslingen habe bei der Kindertagespflege in den letzten Jahren einen leichten Ausbau verzeichnet. „Die Nachfrage hat das Angebot aber deutlich überstiegen“, sagt sie. Natürlich sei Geld nicht der einzige Beweggrund, um Tagesmutter oder -vater zu werden. „Nicht jeder ist für diesen Beruf geeignet. Und je besser der Arbeitsmarkt, desto mehr Frauen kehren schon früher in den Beruf zurück“, so Martina Schlotterbeck. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass es durch die bessere Vergütung einfacher wird, neue Tagesmütter zu finden.

Gut findet Martina Schlotterbeck auch, dass die Eltern entlastet werden. „Tagesmütter, die vom Landkreis nur 3,90 Euro pro Stunde gewährt bekamen und darüber hinaus keine Unterstützung von der Kommune erhielten, haben von den Eltern häufig einen Zuzahlbetrag verlangt, um wenigstens auf fünf Euro zu kommen“, sagt die Vorsitzende des Tageselternvereins. „Wir hoffen, dass sich das jetzt minimiert.“

Für Martina Schlotterbeck sind die Kommunen aber weiterhin in der Verantwortung, die Kindertagespflege voranzutreiben. Als gutes Beispiel nennt sie die Stadt Kirchheim. „In Kirchheim legt die Stadt drei Euro pro Kind und Betreuungsstunde drauf“, sagt Martina Schlotterbeck. Kirchheimer Tagesmütter erhalten also bisher von Landkreis und Stadt 6,90 Euro pro Kind und Stunde – mehr als der aufgestockte Beitrag des Landkreises allein. Martina Schlotterbeck hofft deshalb, dass die Kirchheimer Tagesmütter künftig nicht schlechter gestellt werden.

Begrüßenswert fände es die Vorsitzende des Tageselternvereins außerdem, wenn die Kommunen in die Finanzierung der Sozialversicherung mit einsteigen würden. „Erzielt eine Tagesmutter mit der Betreuung ein Einkommen, das 375 Euro übersteigt, muss sie Sozialversicherungsbeiträge zahlen“, erklärt Martina Schlotterbeck. Deshalb sei es für Tagesmütter unter Umständen lukrativer, weniger Kinder zu betreuen, um nicht über diese Schwelle zu kommen. Um die Mütter zu entlasten, zahlt der Landkreis Esslingen eine Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge. Um weitere Anreize zu schaffen, übernehmen manche Kommunen die zweite Hälfte, zum Beispiel Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Aichtal, Neuhausen, Deizisau und Esslingen. „Es wäre ein gutes Signal an die Tagesmütter, wenn das auch andere Kommunen so handhaben würden“, so Martina Schlotterbeck.

Als „echte Errungenschaft“ bezeichnet die Vorsitzende des Tageselternvereins die Tatsache, dass der Landkreis die 5,50 Euro nicht nur für unter Dreijährige bezahlt, sondern für alle Kinder von null bis 14 Jahren. Gut sei auch, dass der Landkreis von Eltern für die Tagespflege künftig nur noch das verlangen wolle, was sie auch in der Kindertagesstätte zahlen müssten. „Das ist eine große Errungenschaft im Sinne des Wunsch- und Wahlrechts“, so Martina Schlotterbeck.