Lokales

Verschnaufpause für Neidlingen

Neidlinger Haushalt 2011 mit hohen Steuereinnahmen und Zuweisungen – Keine neuen Kredite

Der Neidlinger Haushalt gleicht einer Achterbahnfahrt: Nach der schwindelerregenden Talfahrt des Vorjahres freut sich die Gemeinde 2011 wieder über eine kleine Verschnaufpause. Hohen Steuerreinnahmen und Zuweisungen stehen geringere Umlagen gegenüber.

Die größte Investition in Neidlingen ist in diesem Jahr die Ufererneuerung am Seebach.Foto: Jean-Luc Jacques
Die größte Investition in Neidlingen ist in diesem Jahr die Ufererneuerung am Seebach.Foto: Jean-Luc Jacques

Neidlingen. Nicht nur die Zahlen des Haushalts für 2011 waren für die Gemeinderäte erfreulich, auch dessen anschauliche Präsentation. Für sie wurde Neidlingens neue Gemeindeinspektorin Christina Lohrmann verdientermaßen gelobt. Den Haushalt, den die Gemeinde Neidlingen gemeinsam mit Weilheims Stadtkämmerer Sascha Schneider erstellt hatte, beschrieb sie als „solide finanziert“.

Hatte die Gemeinde im Vorjahr nur mit 60 000 Euro Gewerbesteuer gerechnet, erwartet sie heuer 1,5 Millionen Euro. In diesem Betrag sind Nachzahlungen für 2010 enthalten. Die Zuweisungen, welche die Gemeinden durch den Finanzausgleich erhalten, richten sich immer nach dem vorletzten Jahr. Weil das Haushaltsjahr 2009 in Neidlingen extrem schlecht ausfiel, fiel die Gemeinde in der Steuerkraft vom ersten auf den letzten Platz der 44 Gemeinden im Landkreis Esslingen. Deshalb bekommt sie nun erheblich höhere Zuweisungen: Mit fast 600 000 Euro liegen sie beim Zehnfachen des Vorjahres. Der Einkommensteueranteil steigt ebenfalls, wenn auch weniger drastisch. Die Grundsteuer bleibt hingegen mit 259 000 Euro fast unverändert.

Weil das Jahr 2009 finanziell so schlecht war, bekommt die Gemeinde nicht nur mehr Zuschüsse, sondern muss auch weniger abgeben. Waren im Vorjahr noch 894 000 Euro Kreisumlage fällig, sind es nun 358 000 Euro. Die Finanzausgleichsablage sinkt von 705 000 auf 202 000 Euro. Nur bei der Gewerbesteuer muss die Gemeinde mehr abgeben, nimmt sie doch erheblich mehr ein.

Im Ergebnis kann die Gemeinde aus ihrem Verwaltungshaushalt, also dem „laufenden Betrieb“, 1,24 Millionen Euro an ihren Vermögenshaushalt abführen. Davon werden 160 500 Euro zur Tilgung von Schulden verwendet. Vom Rest landet der Großteil in der Rücklage, die zuvor nur knapp über dem gesetzlichen Mindestbestand lag.

Mit Investitionen hält sich die Gemeinde sehr zurück. Größter Pos­ten ist die Ufererneuerung am Seebach, dafür sind 95 000 Euro eingeplant. Weitere Vorhaben sind der Abriss des maroden Gebäudes in der Kirchstraße 52, die Reparatur des Hallendachs der Reußensteinhalle und der Austausch der Leuchtmittel bei der Straßenbeleuchtung. Als Übergangslösung – bis die LED-Technik ausgereift und günstiger ist – setzt die Gemeinde auf Kompaktleuchtstoffröhren. 10 000 Euro sind für die Möblierung des Rathausfoyers und des Sitzungssaals vorgesehen.

Bei allem Optimismus dürfe der Verlust des Vorjahres nicht vergessen werden, warnte Christina Lohrmann. Er wurde mit rund einer Million Euro kalkuliert und belastet das laufende Jahr erheblich. Bürgermeis­ter Rolf Kammerlander sah die Lage damals als derart dramatisch an, dass er zum Thema Haushalt zu einer Bürgerversammlung einlud. Nun lässt sich absehen, dass der befürchtete Fehlbetrag deutlich niedriger ausfallen wird als befürchtet.

Die Steuersätze bleiben 2011 unverändert. Neue Kredite sind nicht nötig. Durch die geplante Tilgung sinkt der Schuldenstand auf 1,71 Millionen Euro. Das sind noch immer 937 Euro pro Bürger – ein weit überdurchschnittlicher Wert. Zusätzlich schiebt die Neidlinger Wasserversorgung einen Verlust von rund 80 000 Euro vor sich her, der sich 2011 nur sehr wenig vermindert.

Neue Schulden dürfte es auch 2012 und 2013 nicht geben. Allerdings wird die Gemeinde in beiden Jahren in ihre Rücklage greifen müssen, die sie 2011 aufgefüllt hat. Eine Zuführung zum Vermögenshaushalt wird 2012 und 2013 nicht möglich sein, im Gegenteil: Der Vermögenshaushalt wird voraussichtlich den laufenden Betrieb stützen müssen. Wohl erst im Jahr 2014 sieht es wieder besser aus.

Verabschiedet wird der Haushalt in der nächsten Gemeinderatssitzung. Bis dahin beschäftigen sich die Gemeinderäte in aller Ruhe mit dem Werk.

Der Etat in Zahlen

Verwaltungsetat: 4,36 Mio. Euro (2010: 3,75 Mio.)

Vermögensetat: 1,34 Mio. Euro (1,62 Mio.)

Gewerbesteuer: 1,54 Millionen Euro (60 000)

Einkommensteueranteil: 742

 000 Euro (685 000)

Grundsteuer A und B: 259 000 Euro (261 000)

Rücklage Ende 2011: 1,04 Millionen Euro (84 000)

Grundsteuer A und B: 400 vom Hundert (400)

Gewerbesteuer: 370 vom Hundert (370 )