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Vize-Schultes geht nach 34 Jahren

Ära Karl Sigel ist beendet – Verleihung der Lenninger Bürgermedaille an drei Gemeinderäte

Nach 34 Jahren ist jetzt Schluss: Karl Sigel stellte sich als Gemeinderat in Lenningen nicht mehr zur Wahl und wurde in der jüngsten Sitzung feierlich verabschiedet. Diese Ehre widerfuhr auch fünf weiteren Gremiumsmitgliedern.

Michael Schlecht (dritter von links) verabschiedete Karl Sigel, Bettina Schmid, Peter Schneider, John Arpino und Andreas Metzger
Michael Schlecht (dritter von links) verabschiedete Karl Sigel, Bettina Schmid, Peter Schneider, John Arpino und Andreas Metzger (von links) aus dem Gemeinderat. Nicht dabei sein konnte Jürgen Braun.Foto: Jean-Luc Jacques

Lenningen. „Jetzt ist es doch so weit“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht, als er Karl Sigel nach 34  Jahren aus dem Gemeinderat verabschiedete. Gewählt am 22. Juni 1980, wurde er exakt einen Monat später offiziell in sein Amt eingesetzt und seitdem sechs Mal wiedergewählt – und zwar bei jeder Wahl seit 1989 als Stimmenkönig. Bereits nach der ersten Wiederwahl wurde er zum zweiten stellvertretenden Bürgermeister gewählt, seit 1989 hat er das Amt des ersten stellvertretenden Bürgermeisters ununterbrochen inne. „Das zeigt seine besondere Bedeutung im Gemeinderat“, sagte Michael Schlecht, der an Karl Sigel dessen stete Loyalität sehr schätzte. „Das ist ein Haufen Holz, denn in dieser Zeit haben Sie Bemerkenswertes geleistet“, so Michael Schlecht weiter. Durch seine Geradlinigkeit sowie Fach- und Sachkompetenz habe sich Karl Sigel Anerkennung und Respekt im Gemeinderat und in der Bürgerschaft erworben. „Wir können hier mit Fug und Recht vom Ende einer Ära sprechen“, so der Schultes.

Nicht ganz so lang mit dabei ist Peter Schneider. Seit September 1994 gehört er dem Gremium an. „Sie waren grundsätzlich eher ein ruhiger Vertreter der Gemeinderatszunft, der die Dinge in der Regel sehr pragmatisch betrachtete“, charakterisierte ihn Michael Schlecht. Diese Eigenschaft habe ihn jedoch nie daran gehindert, den Finger aber immer dann in die Wunde zu legen, sprich das Problem zu benennen, wenn er der Meinung war, dass etwas nicht richtig laufe. Imponiert hat dem Schultes auch, dass Peter Schneider stets die Interessen der Bürger vertreten habe, ohne dabei jedoch das große Ganze zu vernachlässigen.

Bettina Schmid lässt Michael Schlecht allein schon wegen der Frauenquote ungern gehen. Ihre Amtseinsetzung fand im November 1999 statt. Seitdem gab es 220 reguläre Sitzungen, die Ausschusssitzungen und Klausurtage nicht mit eingerechnet. Nur eine einzige Sitzung „schwänzte“ sie – heuer im März. „Bettina Schmid war in den 15 Jahren keine Lautsprecherin, hielt jedoch mit ihrer Meinung auch nicht hinter dem Berg. Sie hat meiner Einschätzung nach bewusst auf Wiederholungen verzichtet, wenn alles schon gesagt war“, so Michael Schlecht.

Das Engagement der drei scheidenden Gemeinderäte würdigte das Gremium, indem es Bettina Schmid, Karl Sigel und Peter Schneider die Lenninger Bürgermedaille verlieh. „Das ist die zweithöchste Auszeichnung, die wir vergeben können. Nur das Ehrenbürgerrecht steht darüber, und das wurde bislang nur zwei Mal verliehen“, zeigte der Schultes die Bedeutung dieser Auszeichnung auf. Peter Schneider konnte aus den Händen von Michael Schlecht eine weitere Ehrung entgegennehmen: die Ehrennadel des Gemeindetags Baden-Württemberg für 20 Jahre kommunalpolitische Tätigkeit.

Die Ehrennadel für zehn Jahre kommunalpolitische Tätigkeit erhielt Andreas Metzger. Er war seit 2004 Mitglied des Gemeinderats und trat nun nicht mehr zur Wahl an. „Als Schlattstaller konnte er uns stets spezielle Hinweise geben und sein Insiderwissen – auch als langjähriger Abteilungskommandant der Feuerwehr – an uns weitergeben. Dieses Zusammenspiel brauchen wir, denn wir wollen die Ortsteile stärken, ohne die Gesamtgemeinde dabei aus den Augen zu verlieren“, so der Bürgermeister.

Aus beruflichen Gründen verzichtete John Arpino, der seit 2009 dem Gremium angehörte, auf eine weitere Kandidatur. „Wenn es ihm gelingt, mit dazu beizutragen, dass unser größter Arbeitgeber auf lange Sicht in Oberlenningen existent bleibt, dann ist das fast so viel wert wie eine Kandidatur zum Gemeinderat“, sagte Michael Schlecht mit einem Augenzwinkern.

In Abwesenheit wurde Jürgen Braun von Michael Schlecht verabschiedet und seine Arbeit gewürdigt. „In seiner ruhigen und gelassenen Art machte er nie einen Hehl aus seiner eigenen Meinung und vertrat diese ebenso sachlich“, bedauert der Schultes, dass Jürgen Braun nicht wieder in das Gremium gewählt wurde. „Er durfte die Besonderheiten der unechten Teilortswahl am eigenen Leib erfahren“, so Michael Schlecht. Trotz der 17-meisten Stimmen ist er nicht mehr im 18-köpfigen Gemeinderat vertreten.