Lokales

Vom zarten Pflänzchen zum starken Baum

Der Dettinger Verein Forum Altern feiert zehnjähriges Bestehen – Vorfreude auf neue Räume

Die Geschichte des Vereins Forum Altern in Dettingen begann mit einer Art Stahlkrise: Vor gut zehn Jahren drohte die Gemeinde ihren damaligen Diakon Jochen Stahl zu verlieren. Neben der Diskussion, wie man den Diakon erhalten kann, ging es bald um weit mehr: um die Zukunft der gesamten Altenarbeit.

Zahlreiche Gäste waren gekommen, um das zehnjährige Bestehen von Forum Altern zu feiern.Foto: Peter Dietrich
Zahlreiche Gäste waren gekommen, um das zehnjährige Bestehen von Forum Altern zu feiern.Foto: Peter Dietrich

Dettingen. Zur Gründungsversammlung des Vereins kamen 74 Mitglieder – das war ein guter Start. Mittlerweile gehören dem Verein etwa 300 Mitglieder an. Der Vereinsgründung seien viele Sitzungen vorausgegangen, berichtete der Vorsitzende Rudi Dölfel bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen im vollen evangelischen Gemeindehaus. Die Feier war mit dem traditionellen Adventsbasar des Vereins verbunden.

Zum Glück hat Forum Altern in Rainer Haußmann einen aufgeschlossenen Bürgermeister, der dem Verein vor zehn Jahren in der Schlossberghalle das Mörikezimmer überließ. Nach und nach wurden die nötigen Strukturen für das ehrenamtliche Engagement geschaffen. „Aus dem Pflänzlein ist ein Baum geworden“, sagte Dölfel. Es ist ein Baum mit vielen Ästen: Aus dem einstigen Spiele- und Kaffeenachmittag für Senioren ist ein umfassendes Programm geworden, vom Kochen für Senioren, von PC-Grundkursen, der Sitztanzgruppe und Kleinreparaturen bis zum Bür­gerbus. Ziel ist, die Lebensqualität der Senioren umfassend zu fördern. Sie sollen so lange wie möglich zuhause wohnen können.

Manche sagten dem Verein noch vor seiner Gründung das Scheitern voraus, erinnerte sich Haußmann. Wenn er nun sein zehnjähriges Bestehen feiere, dann müsse es gute Gründe dafür geben. „Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen, vor dem was Sie aufgebaut haben.“ Eine Befragung aller Dettinger Bürger ab 16 Jahren habe die Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement gezeigt: Es brauche Räume, die Arbeit müsse sauber finanziert sein, Ehrenamtliche müssten weitergebildet werden und bräuchten professionelle Ansprechpartner.

„In zwei Jahren wird der Vereinsbasar in den neuen Räumen stattfinden“, sagte Haußmann. Wie berichtet, sollen diese an der Kirchheimer Straße, gemeinsam mit 28 Wohnungen, entstehen. Der Kaufpreis liegt bei 460 000 Euro. Ein Teil wird aus den Mitteln des aufgelösten Krankenpflegevereins finanziert. Noch klaffe eine Lücke in der Finanzierung, ergänzte Rudi Dölfel. Er freut sich über die Unterstützung durch die Weihnachtsaktion des Teckboten. „Da hoffen wir auf ein schönes Sümmchen.“ Rund um den barrierefreien Neubau – im Frühjahr wird mit den Arbeiten begonnen – soll die Nachbarschaft einbezogen werden. „Wir wollen auf sie zugehen“, kündigte Haußmann an. „Das Thema ist das Leben im Quartier.“ Die Gemeinde müsse attraktiv bleiben. „Wer schrumpft, muss Einrichtungen schließen.“

Mit Pfarrer Wilfried Veeser kam ein Mentor der ersten Stunde zu Wort. Er erinnerte an die Anfänge des Vereins mit einer turbulenten Versammlung auf dem Guckenrain: „Da kam sogar ich ins Schwitzen.“ Das Forum Altern, so Veeser, sei „eine Bewegung von unten, aus der Bevölkerung“. Sie überschreite Generationengrenzen. Dies geschieht etwa, wenn Ältere den Kindern zeigen, wie es früher war – mit ganz viel Handarbeit beim Waschen und in der Küche. Für die Zukunft will Veeser die kirchliche Arbeit und die Arbeit des Vereins noch mehr vernetzen.

Rainer Häußler, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Esslingen, erzählte von einem Bürgermeister, der erst die Kinderbetreuung regeln und sich dann um die Alten kümmern will. „Die Betreuung wird nie fertig“, sagte Häußler und riet dazu, beides parallel anzugehen. Was in Dettingen passiere, sei „sehr fortschrittlich“. „Es ist wichtig, dass man im Ort zusammenhält.“

Wenn zehn Jahre Forum Altern, zwei Jahre Fleiß und über 40 Jahre Filmerfahrung zusammentreffen, kann etwas sehr Gutes entstehen: Es trug den Titel „Da geht noch was“ und kam vom Filmemacher Lother Bogsch, der die Arbeit des Vereins ausgiebig begleitet und seine viele Stunden Material zu einem aufschlussreichen 20-minütigen Porträt verarbeitet hatte. Der kräftige Applaus war absolut verdient.