Lokales

Vor September noch keine Entscheidung

Kirchheimer Schulentwicklungsplanung braucht noch mehr Zeit für Gespräche

Der Kirchheimer Gemeinderat hat noch einen wesentlich größeren Gesprächs- und Informationsbedarf als bisher gedacht, um abschließend über die Zukunft der Kirchheimer Schulstandorte entscheiden zu können: Erst im September soll dieser wegweisende Beschluss gefasst werden – unterstützt durch eine externe Moderation.

Andreas Volz

Kirchheim. Am Mittwoch hätte der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung eine Vorentscheidung treffen sollen, über die das Gremium dann Ende Juli öffentlich und abschließend beraten und abgestimmt hätte. Nun ist aber nach wie vor alles offen, und vor September wird auch keine Entscheidung fallen, wie Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker gestern auf Nachfrage dem Teckboten gegenüber mitteilte.

Die Situation sei nicht gerade leicht, sagte Angelika Matt-Heidecker: „Es ist sehr schwierig, hier zu entscheiden. Wir haben nun also festgestellt, dass wir doch noch länger brauchen.“ Der Gemeinderat habe unter anderem beschlossen, dass es einer externen Moderation bedarf. Außerdem solle die Verwaltung bis Juli noch einmal alle Kriterien auflisten, die für oder gegen einen bestimmten Standort sprechen. Zur Darstellung von Für und Wider jedes einzelnen Standorts gehöre es auch, die drei Modelle, die zur Debatte stehen, detailliert aufzuarbeiten.

Diese Modelle sehen wie folgt aus: die Teck-Realschule an die Raunerschule verlegen und dort dreizügig ausbauen sowie die Werkrealschulen der Raunerschule und der Alleenschule am Standort Alleenschule zusammenfassen (Modell eins); die Teck-Realschule nach Ötlingen verlegen und dort dreizügig ausbauen, die Werkrealschulen an der Raunerschule zusammenführen, die Konrad-Widerholt-Förderschule an die Alleenschule verlegen, die Konrad-Wider­holt-Grundschule schließen und die Teck-Grundschule um zwei Züge erweitern (Modell zwei); die Teck-Realschule an die Raunerschule verlegen und dort dreizügig ausbauen, die Werkrealschulen der Rau­nerschule und der Alleenschule zusammengefasst nach Ötlingen verlegen, die Konrad-Wider­holt-Förder­schule an die Alleenschule verlegen und die Konrad-Wider­holt-Grund­schule schließen (Modell drei).

Alle drei Modelle sehen jeweils vor, die Freihof-Realschule als Standort für einen mittleren Bildungsabschluss erst einmal so zu belassen wie sie ist. Außerdem steht in allen Modellen explizit: „Werkrealschule Jesingen nimmt ab dem Schuljahr 2014/2015 keine fünfte Klasse auf“.

Wie die Oberbürgermeisterin gestern erklärte, soll es keine andere Alternative geben als eines dieser drei Modelle. Demzufolge steht also bereits fest, dass die Freihof-Realschule bis auf weiteres so bestehen bleibt, dass die Werkrealschule Jesingen ein Auslaufmodell ist und dass die Teck-Realschule ihren angestammten Standort aufgeben muss.

Unklar dagegen ist und bleibt bis September, wohin die Teck-Realschule umziehen wird (an die Raunerschule oder nach Ötlingen), wo die Werkrealschulen zusammengefasst werden, um sich zur Gemeinschaftsschule zu entwickeln (an der Alleenschule, an der Raunerschule oder in Ötlingen), und ob die Konrad-Wider­holt-Schulen (Förder- sowie Grundschule) an ihrem Standort bestehen bleiben oder aber umziehen beziehungsweise sich auflösen müssen.

Bis zur endgültigen Entscheidung im September – falls diese dann nicht abermals vertagt wird – führt die Stadtverwaltung wie geplant Gespräche mit den Schulleitungen. Vorausgesetzt werden in diesen Gesprächen die Tatsachen, dass es außer den drei Modellen keine weitere Variante mehr geben soll und dass auch angedachte Verbundlösungen zwischen Werkrealschulen und Realschulen nicht mehr zur Debatte stehen.

Was noch entstehen soll, das ist eine Sozialraumanalyse für die Einzugsbereiche der Alleenschule und der Ötlinger Eduard-Mörike-Schule – so wie sie für den Dettinger Weg, also für den bisherigen Standort der Teck-Realschule, bereits vorliegt.

Wenn alle diese notwendigen Informationen zusammengetragen sind und der Gemeinderat auch über die Ergebnisse der Besprechungen mit den Schulleitungen unterrichtet ist, dann soll in der Juli-Sitzungsrunde noch einmal nicht-öffentlich beraten werden, wie es mit der Kirchheimer Schullandschaft weitergehen wird. Um Voreingenommenheiten bei der gemeinsamen Suche nach der besten Lösung möglichst umgehen zu können, soll die Moderation der Gespräche im Gemeinderat von einer externen und gänzlich neutralen Person übernommen werden.

Als Termin für die letztgültige Entscheidung in öffentlicher Sitzung wiederum ist jetzt Mittwoch, 18. September, vorgesehen.

HinausgezögertKommentar

Die Schulentwicklungsplanung ist alles andere als einfach. Denn während der Begriff „Entwicklung“ allgemein als positiv angesehen und mit so etwas wie „Wachstum“ verbunden wird, geht es bei der Schulentwicklung in Kirchheim darum, etwas abzubauen. Abgebaut werden Schulstandorte, die einst benötigt wurden, jetzt aber überflüssig sind. Das liegt vor allem daran, dass es weniger Kinder und Jugendliche gibt als vor 40 Jahren. Es liegt aber auch daran, dass die einstigen „Haupt“-Schulen schon längst nicht mehr die wichtigste Schulart stellen – entgegen ihrer eigentlichen Benennung.

Am Abbauen führt also kein Weg vorbei. Und trotzdem ist der Abbau nicht einfach: weil jeder Schulstandort seine Befürworter hat, die allenfalls bereit sind, eine andere Schule aufzugeben, nicht aber die „eigene“. Sankt Florian lässt grüßen. Der Gemeinderat ist daher in der Zwickmühle: Er muss eine vernünftige Lösung finden, die am besten für niemanden schmerzhaft ist. Das geht aber leider nicht, und deshalb tut sich das Gremium entsprechend schwer mit seiner Entscheidung. Das Hinauszögern macht es aber nicht einfacher. Eine Entscheidung vor den Sommerferien wäre für die Schulen sicher besser gewesen. Diese Chance ist jetzt leider vertan.ANDREAS VOLZ