Lokales

Weilheim wird närrisch

Die Zähringerstadt hat jetzt eine Narrenzunft: RossMugga bestreiten ihre erste Fasnetssaison

Bisher war Weilheim närrisches Niemandsland. Aber das soll sich nun ändern: Die neu gegründete Narrenzunft RossMugga möchte die schwäbisch-alemannische Fasnet in der Zähringerstadt etablieren.

Die RossMugga sind da: Sigi Ludwig (links), Jasmin Wagner und der zweite Zunftmeister Klaus Wagner präsentieren ihr neues Häs.Fo
Die RossMugga sind da: Sigi Ludwig (links), Jasmin Wagner und der zweite Zunftmeister Klaus Wagner präsentieren ihr neues Häs.Foto: Matthias Kintzi

Weilheim. In Kirchheim und Lenningen stürmen die Narren schon seit Jahren zur Fasnetszeit die Rathäuser. Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle dagegen ist am Schmotz‘gen Doschtig in der Vergangenheit immer verschont geblieben. In absehbarer Zeit wird aber auch er seine Amtsgeschäfte während der tollen Tage niederlegen müssen. „Wir haben schon jede Menge Pläne für Aktionen in Weilheim“, verrät Siegfried Ludwig, Zunftmeister der neu gegründeten Weilheimer RossMugga. Einen Rathaussturm hat die Zunft ebenso im Visier wie das Stellen eines Narrenbaums. Allerdings noch nicht in diesem Jahr. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, betont Sigi Ludwig. Der junge Verein müsse erst wachsen, sich gut aufstellen und finanzielle Mittel ansparen, um all die Visionen umsetzen zu können.

Gegründet haben sich die RossMugga im März vergangenen Jahres. Fasnets-Neulinge sind die Mitglieder nicht. Sie waren jahrelang bei den Reußenstein-Dämonen aktiv, einer Narrengruppe, die rund um Wiesensteig und Neidlingen aktiv ist. „Wir wollten aber mehr als nur einen losen Zusammenschluss“, begründet Sigi Ludwig, warum er und 14 andere sich dazu entschlossen haben, ihr „eigenes Ding“ zu machen.

In den vergangenen Monaten hatten die Weilheimer Narren nun alle Hände voll zu tun. Als Erstes galt es, einen Namen für die Zunft zu finden. „Es sollte etwas mit Weilheim zu tun haben.“ Die Mitglieder schmökerten in den Geschichts- und Sagenbüchern, bis Gründungsmitglied Karin Wagner auf eine Geschichte in Manfred Wetzels Buch „Vom Land um die Teck“ stieß: Demzufolge konnten die Weilheimer an vier Freitagen im Mai ihre Sommersprossen loswerden, und zwar, indem sie sich mit Tau wuschen: Die „RossMugga“ – nach dem schwäbischen Wort für Sommersprossen – waren geboren.

Eben diese Sommersprossen finden sich auch auf den Masken wieder, die der renommierte Ravensburger Maskenschnitzer Jogi Weiß für die junge Zunft angefertigt hat: Zwei blaue Tautropfen kullern dem Maskengesicht über die Schläfe und waschen die ungeliebten Punkte weg. Auch wenn alle sogenannten Larven unverkennbar den RossMugga zuzuordnen sind, sieht jede doch ein bisschen anders aus: So streckt eine zum Beispiel die Zunge heraus, eine andere entblößt einen einzelnen Zahn.

„Zum Nikolaustag ist auch unser Häs fertig geworden“, freut sich Monika Weigele, Lebensgefährtin von Sigi Ludwig und Kassiererin des Vereins. Ein weiteres Mal war Karin Wagner treibende Kraft: Die gelernte Bekleidungsschneiderin, die auch Häswärtin ist, nähte sämtliche Kostüme für die derzeit 18 Aktiven: braune Röcke und Hosen, rote Jacken, karierte Schürzen und Tücher.

Eingeweiht worden sind die Kostüme bereits – und sie sollen auch in den nächsten Wochen kräftig zum Einsatz kommen. Der Terminkalender der RossMugga ist nämlich proppenvoll. Auch wenn die Zunft dieses Jahr noch keine eigenen Events organisiert, so mischt sie doch kräftig auf Umzügen, Partys und Veranstaltungen mit. Dann verteilen die Hästräger Bonbons und Lutscher, werfen Konfetti und „verschönern“ die Gesichter von Zuschauern mit schwarzer und grüner Farbe.

Für die Zukunft wünschen sich die RossMugga, dass ihre Zunft kräftig wächst. „Wir suchen neue Mitglieder und Sponsoren“, sagt Sigi Ludwig. Willkommen seien alle, die Spaß an der schwäbisch-alemannischen Fasnet haben, gerne bei Umzügen mitlaufen und sich auch über die närrische Zeit hinaus im Verein engagieren wollen. „Es gibt bei uns ein Sommerfest, eine Weihnachtsfeier und Jugendarbeit.“ Zuletzt haben die jüngeren Hästräger Buttons mit der Aufschrift „RossMugga“ gebastelt, die nun verkauft werden.

Jung und Alt, Frauen und Männer, Familien und Einzelpersonen – bei den Weilheimer Narren ist eine bunte Mischung aktiv. Sigi Ludwig ist mit seinen 51 Jahren der Älteste im Bunde, das jüngste Mitglied ist zwölf Jahre alt. Mit einer Ausnahme kommen die RossMugga derzeit zwar alle aus Weilheim und Neidlingen. „Es sind aber auch Interessierte von weiter weg willkommen“, betont der Zunftmeister.

INFO

Wer die RossMugga in Aktion sehen möchte, hat dazu Gelegenheit beim Umzug der Lenninger Hexa am 12. Februar, beim Umzug in Gosbach am 15. Februar oder beim Umzug in Wiesensteig am 16. Februar. Weitere Veranstaltungen sind auf der Homepage der Zunft, www.rossmugga.de, zu finden. Dort erhalten Interessierte auch weitere Informationen.