Lokales

Weit mehr als eine warme Mahlzeit

In den ersten beiden Februarwochen speist die Kirchheimer Vesperkirche wieder Leib und Seele

Unter dem Motto „Gemeinsam an einem Tisch“ startet am Sonntag, 1. Februar, die siebte Auflage der Kirchheimer Vesperkirche. 15 Tage lang sind Menschen aller Generationen und Konfessionen zu gemeinsamen Mittagessen in die Kirchheimer Thomaskirche eingeladen.

Am 1. Februar beginnt wieder die Kirchheimer Vesperkirche.Archiv-Foto: Genio Silviani
Am 1. Februar beginnt wieder die Kirchheimer Vesperkirche.Archiv-Foto: Genio Silviani

Kirchheim. Bei der Vesperkirche geht es um mehr als darum, eine warme Mahlzeit serviert zu bekommen. Vom 1. bis zum 15. Februar haben Besucher der Kirchheimer Thomaskirche in der Aichelbergstraße 585 wieder täglich Gelegenheit zur Begegnung. „Eingeladen sind Reiche, die an Beziehungen arm sind, genauso wie Arme, die vielleicht innerlich reich sind“, sagt Diakon Uli Häußermann. Seine Erfahrungen, die er bislang in der Nürtinger Vesperkirche sammeln konnte, möchte er in der Teckstadt mit einfließen lassen. Gestemmt wird die siebte Ausgabe der Kirchheimer Vesperkirche wie in den Jahren zuvor wieder von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim und dem Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen.

Geöffnet sind die Türen der Thomaskirche in den beiden ersten Wochen im Februar jeweils von 11.30 bis 14.30 Uhr. Aufgetischt wird von 12 bis 13.30 Uhr. Montags bis freitags kommt das Essen mit Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch von einem privaten Anbieter. An den Wochenenden liefert es die Krankenhausküche, und als besonderes Schmankerl gibt es am Samstag, 7. Februar, selbst gemachte Maultaschen der Neuapostolischen Kirche Kirchheim. Unabhängig davon, in welcher Küche das Essen zubereitet wurde, kostet es immer den eher symbolischen Preis von 1,50 Euro. Wer es sich leisten kann, darf gerne mehr bezahlen. Darauf weisen die Veranstalter hin. Kinder finden in der Vesperkirche nicht nur eine Spielecke, sie erhalten auch eine verbilligte Karte der Kinobetriebe Frech.

„Für manche Menschen ist es wie Urlaub“, sagt die Diakoniepfarrerin Margarete Oberle. „Menschen, die sich nie begegnen würden, kommen ins Gespräch, nehmen Anteil an der Lebenssituation des anderen.“ Für Bezieher von Hartz IV bedeute die Vesperkirche auch finanziell eine Entlastung. „Mütter, die nicht kochen müssen, schnaufen in den zwei Wochen auf“, ergänzt Uli Häußermann. Er sieht darüber hinaus eine Chance für die Kirche, Nächstenliebe zu zeigen.

Auch die Vesperkirche 2015 lebt insbesondere vom Einsatz Ehrenamtlicher. „Dass die Leute bedient werden, gehört zur Gastfreundschaft dazu“, betont Uli Häußermann. Froh sind die Verantwortlichen deshalb über viele helfende Hände. Benötigt werden täglich 40 Mitarbeiter, die beim Servieren, in der Spülküche, bei der Essens- und Kuchenausgabe, der Kinderbetreuung, mit einem selbst gebackenen Kuchen oder beim Auf- und Abbau mit anpacken. Wer mithelfen möchte, kann sich für einzelne oder mehrere Tage melden. Am heutigen Dienstag, 13. Januar, können sich Neulinge von 19 Uhr an in der Thomaskirche kundig machen. Um 19.30 Uhr gibt es Informationen für alle Mitarbeiter inklusive einer Hygieneschulung.

Der Startschuss zur Vesperkirche fällt am Sonntag, 1. Februar, um 10.30 Uhr mit dem Eröffnungsgottesdienst mit Margarete Oberle und Mitarbeitenden der Vesperkirche. Zur musikalischen Gestaltung trägt die Chorwerkstatt Nabern bei. Täglich wird das Essen durch einen fünfminütigen „Impuls“ unterbrochen, den jeweils ein Seelsorger aus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen hält.

Nach dem Motto „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ gibt es während der beiden Wochen zudem vier Kulturveranstaltungen. Neben drei Konzerten hält am Montag, 9. Feb­ruar, um 19.30 Uhr die Erziehungswissenschaftlerin und Autorin Professor Marianne Gronemeyer in der Auferstehungskirche einen Vortrag zum Thema „Wer arbeitet sündigt. . . – Ein Plädoyer für gute Arbeit“. Der Eintritt ist jeweils frei, jedoch wird um Spenden zugunsten der Vesperkirche gebeten.

Kostenlos sind auch die täglichen Fahrten des Omnibusverkehrs Kirchheim zur Vesperkirche. Los geht es um 11.30 Uhr in Lindorf an der Kreissparkasse. Abgeklappert werden dann die Haltestellen Apotheke in Ötlingen, Stadthalle, Martinskirche, Teckstraße, Eichendorffstraße und Tannenbergstraße. Die Rückfahrt erfolgt um 14 Uhr.

Am Samstag, 24. Januar, ist vor dem Kirchheimer Kornhaus von 9 bis 14 Uhr ein Infostand zur Vesperkirche aufgebaut. Wer gerne bei der Vesperkirche mitarbeiten möchte, kann heute zum Infoabend in die Thomaskirche kommen oder sich bei Uli Häußermann unter der Telefonnummer 0 70 21/9 20 30 30 beziehungsweise bei Claudia Brendel unter der Nummer 01 75/9 23 79 19 melden.