Lokales

Wenn die Trauer das Lachen auffrisst

Der Kinder- und Jugendhospizdienst steht seit 15 Jahren Familien mit schwerkranken Kindern bei

Wenn das eigene Kind im Sterben liegt, gerät das Leben aus der Bahn. In den Tagen des Abschiednehmens begleitet und unterstützt der Kinder- und Jugendhospizdienst Kirchheim Eltern und Angehörige seit 15 Jahren. Dieser Geburtstag wurde am Samstag im Bohnau-Haus gefeiert.

Lachen, singen und Seifenblasen steigen lassen: Der 15. Geburtstag des Kinder- und Jugendhospizdienstes wurde unbeschwert gefeie
Lachen, singen und Seifenblasen steigen lassen: Der 15. Geburtstag des Kinder- und Jugendhospizdienstes wurde unbeschwert gefeiert.Foto: Nicole Mohn

Kirchheim. Als Bernhard Bayer und Georg Hug sich vor 15 Jahren daran machten, in Kirchheim einen Hospizdienst für Kinder aufzubauen, leisteten sie wahre Pionierarbeit. Denn außer in Berlin gab es ein solches Angebot bis dato nirgends in Deutschland. Der Hospizdienst der Kirchheimer wurde bald zu einem wichtigen Leuchtturmprojekt im Land; die beiden halfen anderen Gruppen beim Aufbau ihrer Dienste, wie der Kreisbeauftragte des Malteser-Hilfsdienstes, Dr. Carl-Ludwig Graf von Ballestrem, in seiner Festrede sagte.

Von den ersten Schritten hat sich der Dienst, der vom Malteser-Hilfsdienst und den katholischen Kirchengemeinden getragen wird, zu einer

Tragende Säule des Dienstes sind die Ehrenamtlichen

wichtigen Einrichtung im Landkreis entwickelt und ausgebaut. So bietet der Kinder- und Jugendhospizdienst inzwischen neben der Begleitung von betroffenen Familien Unterstützung in der Trauerphase an, zum Beispiel auch für Kinder, die ein Elternteil verloren haben, berichtete Katharina Steck. Sie leitet und koordiniert zusammen mit Seelsorger Thomas Kubetschek den Dienst.

Tragende Säule des Dienstes sind aber die Ehrenamtlichen, die den Familien zur Seite stehen. Als Paten entlasten und unterstützen sie betroffene Familien, geben Zeit, um zuzuhören, zu reden und ein Stück des Weges mitzugehen.

Derzeit stehen 28 Frauen und Männer als Paten Familien mit lebensbedrohlich erkrankten oder im Sterben liegenden Kindern helfend zur Seite. Sie gehen in die Familien, hören zu, reden, spielen oder sind einfach für die Familienmitglieder da. Die jüngsten Mitglieder wurden gestern in einem feierlichen Gottesdienst in den Hospizdienst aufgenommen. Für ihre Arbeit zollte Carl-Ludwig Graf von Ballestrem den Paten höchsten Respekt: „Sie leisten wichtige psychologische und therapeutische Arbeit“, bedankte er sich bei den Paten.

Kaum etwas sei belastender als der Schicksalsschlag, wenn das eigene Kind sterbe. Trauer, Schmerz, Einsamkeit und Verzweiflung bestimmten den Alltag, wo früher Unbeschwertheit gewesen sei. Gefühle, die es zu verarbeiten gelte. „Sonst wächst die Gefahr der psychischen Erkrankung“, sprach der niedergelassene Psychotherapeut aus Erfahrung.

Vor der aktuellen Diskussion über Sterbehilfe für Kinder, wie sie Belgien zulassen will, zeigte er sich froh darüber, dass sich im Hospizdienst für Kinder und Jugendliche Menschen für einen anderen Weg entschieden haben – die Begleitung. Er zitierte eine belgische Palliativ-Schwester: „Ich habe noch nie ein Kind sagen hören: ,Ich will sterben.‘ Kinder wollen leben.“

Das drückt sich auch in der Arbeit der Clowns aus, die den Kinderhospizdienst seit zehn Jahren unterstützen. Sie gehen in die Familien und schenken den Patienten und ihren Angehörigen einige unbeschwerte Momente, um das Lächeln zurückzubringen. „Wir können als Clowns den Tod nicht ausgrenzen, aber wir können Vermittler sein, dass jeder Moment lebenswert ist“, zitierte Carl-Ludwig Graf von Ballestrem aus der Arbeit der Spaßmacher.

Gemeinsam lachen, singen und Seifenblasen steigen lassen: Seinen 15. Geburtstag feierte der Kinder- und Jugendhospizdienst zusammen mit seinen Paten, Familien und Förderern bunt und unbeschwert. Im Mittelpunkt standen dabei die Clowns, die mit den Kindern, aber auch den Erwachsenen kleine Späße machten und spielten.