Lokales

Werte vermitteln – ganz nebenbei

Dän Klein ist neuer Jugendreferent der evangelischen Kirchengemeinde Dettingen

Er ist deutscher Profivizegrillmeister 2013, hat einen Allerweltsnamen und arbeitet als Jugendreferent in Dettingen: Daniel „Dän“ Klein ist ein aufgeschlossener junger Mann mit vielen Visionen.

Dän Klein zusammen mit Jugendlichen im Keller des Alten Gemeindehauses in Dettingen.Foto: Jean-Luc Jacques
Dän Klein zusammen mit Jugendlichen im Keller des Alten Gemeindehauses in Dettingen.Foto: Jean-Luc Jacques

Dettingen. Ja, Dän Klein ist dunkelhäutig – und nein, er ist kein Flüchtling aus Eritrea. „Ich sehe doch eigentlich ganz anders aus als die Eritreer“, wundert sich der 29-Jährige schmunzelnd, der in den vergangenen Wochen ab und an mit den Flüchtlingen verwechselt wurde, die in Dettingen Asyl gefunden haben. Er stört sich aber keineswegs an dieser Tatsache; vielmehr lobt er die Dettinger für ihr herausragendes Engagement für die Flüchtlinge. Und wenn ihn jemand, wie vor kurzem geschehen, mit gebrochenem Englisch anspricht, antwortet er auf breitestem Schwäbisch. Dann sind die Menschen erst einmal baff.

Dän Klein lebt seit September in Dettingen. Er ist neuer Jugendreferent der evangelischen Kirchengemeinde, und damit Nachfolger von Markus Eichler, der sich einer anderen Aufgabe zugewandt hat. „Dän“ ist nur ein Spitzname. Eigentlich heißt er Daniel. „Aber ,Daniel‘ funktioniert nicht“, winkt er ab. „In Dettingen zum Beispiel gibt es drei Daniel Kleins.“ „Dän“ bleibe im Ohr, „mittlerweile unterschreibe ich sogar mit diesem Namen“.

Der 29-Jährige ist in Börtlingen im Kreis Göppingen aufgewachsen. Geboren wurde er in Sri Lanka, kam aber als Adoptivkind schon im Alter von wenigen Wochen nach Deutschland. In Göppingen besuchte er das Gymnasium. Anschließend studierte er in Esslingen Mechatronik und Elektrotechnik. Ein „einschneidendes Lebensereignis“, auf das er nicht näher eingehen will, bewegte ihn schließlich zu einem Wechsel: Er brach sein Studium ab und setzte das der Theologie in Berlin und Tübingen fort.

„Aber auch dieses Studium habe ich nicht abgeschlossen“, gibt er unumwunden zu. „Ich liebe die Theologie, aber ich bin einfach ein Praktiker.“ Deshalb beschloss er, an der evangelischen Missionsschule in Unterweissach eine Ausbildung zum Jugendreferenten zu absolvieren. „Im Jahr 2013 war ich damit fertig und habe mir danach einen Lebenstraum erfüllt“, erzählt Dän Klein begeistert. Er nahm sich eine einjährige Auszeit und bereiste die Welt. In drei Etappen – immer wieder war er zuhause bei seiner Frau – ging es nach Südostasien, Israel und in die USA. In dieser Zeit hat er Beeindruckendes, aber auch Schlimmes erlebt, zahlreiche Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und viele Erfahrungen gesammelt. In Israel zum Beispiel sprach er mit den Menschen über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Und an der Grenze zu Syrien musste er von der Ferne mitanhören, wie in dem kriegsgebeutelten Land Granaten einschlugen.

Der Dettinger ließ sich stets ganz auf die fremden Kulturen ein, was manchmal eine Herausforderung darstellte. „In Thailand gibt es beispielsweise kein ,Nein‘“, erzählt Dän Klein. Fragte er die Menschen nach dem Weg, „sagten sie immer, wo es lang geht, obwohl sie teilweise keine Ahnung hatten.“

In Börtlingen wuchs Dän Klein in einer christlich geprägten Familie auf. Dennoch gab es eine Phase in seinem Leben, in der Gott und der Glaube weit weg waren. „Das war in meiner Jugendzeit“, erinnert er sich. Über ein solches Auf und Ab, das es mit dem Glauben gebe, will er mit den Jugendlichen aus Dettingen sprechen. Er möchte seine Erfahrungen weitergeben. Den jungen Leuten will er aber auch einen Weg aufzeigen, wie sie sich in unserer leistungsorientierten Gesellschaft zurechtfinden können und wie sie mit schwächeren Mitmenschen umgehen sollten. Der Jugendreferent will Werte vermitteln, und zwar möglichst nebenbei.

Gelegenheit dazu gibt es genügend, sei es im Konfirmationsunterricht, bei den Jugendgottesdiensten freitags um 20 Uhr im Alten Gemeindehaus oder bei Ausflügen und Freizeitaktivitäten. Für das kommende Jahr plant die evangelische Kirchengemeinde zwei Freizeiten für Jugendliche und junge Erwachsene: Die Volljährigen dürfen sich im September auf erlebnisreiche Tage in Thailand freuen; die Jüngeren sollen noch selbst entscheiden, wo die Reise hingeht. Dän Klein könnte sich einen Ausflug nach Ostdeutschland vorstellen, möglicherweise verbunden mit einer großen Herausforderung: Um ein eingeschränktes Leben kennenzulernen, könnte die Gruppe mit wenig Geld losziehen und „einfach schauen, wie weit sie kommt“, überlegt er. Übernachtungsmöglichkeiten gebe es unter jeder Brücke.

Wichtig ist Dän Klein darüber hinaus die „Jungmännerarbeit“, bei der etwa 25 Jungs regelmäßig unterschiedliche Dinge zusammen unternehmen. Zum Beispiel haben sie zusammen den Christbaum in der Kirche aufgestellt. „Wir wollen vielleicht noch zusammen Bier brauen oder auch zum Schlachten gehen“, erzählt der Vater eines wenige Tage alten Jungen. Schlachten? Ganz genau. Dän Klein hat in diesem Metier Beziehungen, schließlich hat er nebenbei noch ein Gewerbe angemeldet: Er bietet Grillworkshops und Eventcatering an.

Das Grillen ist seine große Leidenschaft. Mit seinem Wettkampfteam „South Side BBQ“ (BBQ ist eine Abkürzung für Barbecue) wurde er in den Jahren 2010 und 2012 deutscher Grillmeister im Amateurbereich. 2013 folgte die Profivizemeisterschaft. Bei Dän Klein kommen ganze Menüs auf den Grill, saisonal und „hausgemacht“. Dabei darf es auch die ordinäre Rote Wurst sein – vorausgesetzt, sie ist selbst hergestellt, betont der 29-Jährige, der hin und wieder beim Zerlegen von Schlachttieren hilft.

Kein Wunder also, dass das Grillen im Rahmen der Jugendarbeit in Dettingen eine große Rolle spielt. Parallel dazu soll das christliche Weltbild vermittelt werden: Den jungen Leuten soll gezeigt werden, wie man mit Lebensmitteln und Tieren sinnvoll umgeht. Der Respekt vor Mensch, Natur und Umwelt steht im Vordergrund.

Für die Zukunft hat Dän Klein noch zahlreiche Ideen. „Wer viele Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, sagt er grinsend – „oder einfach Jugendreferent werden“.