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Wo bleibt der Winter?

Schneemänner und Schneeballschlachten sind nicht in Sicht – Winterfreunde müssen sich gedulden

Winter? Pustekuchen. Schnee und Eis lassen auch im neuen Jahr noch auf sich warten. Ski- und Rodelfans schauen vorerst weiter in die Röhre.

Frühlingshauch statt Winterwunderland: In den vergangenen Wochen lud das Wetter rund um die Teck überwiegend zum Wandern und Spa
Frühlingshauch statt Winterwunderland: In den vergangenen Wochen lud das Wetter rund um die Teck überwiegend zum Wandern und Spazierengehen ein.Foto: Deniz Calagan

Region. Der Winter lässt sich weiter Zeit. Der vergangene Dezember verlief beinahe frühlingshaft, wirklich knackige Kälte gab es kaum. Stattdessen kletterte das Thermometer tagsüber vereinzelt sogar auf bis zu 15 Grad – beste Bedingungen, um die wärmenden Sonnenstrahlen beim ausgiebigen Spaziergang oder Wandern zu genießen. Während manch einer vielleicht froh darüber ist, dass Schiene und Straße vom Schneetreiben verschont bleiben, herrscht bei den Skiliftbetreibern in der Region Frust statt Freude: Kein Schnee bedeutet für sie auch keine Kundschaft.

Angela Gödring, Betreiberin des Skilifts in Donnstetten, konnte bis jetzt keinen einzigen Ski-Tag verzeichnen. Sie hat zwar seit den Weihnachtsferien die Bobbahn in Betrieb, aber die Ausfälle wiegen schwer. „Ohne Schnee geht es nicht, die Weihnachts- und Neujahrskurse des SSV Wernau mussten leider abgesagt werden“, sagt sie. Wegen der milden Temperaturen kann sie in Donnstetten trotz Schneekanone auch nicht viel dagegen tun, denn das Thermometer zeigt hier seit Wochen nicht die nötigen dauerhaften Minusgrade an. Es bleibt nichts anderes übrig, als die nächsten Wochen abzuwarten, so Gödring. „Wir sind nicht begeistert“, meldet auch Eberhard Weber vom Skizentrum Pfulb in Schopfloch. Viele Mitglieder regionaler Skiclubs, die sonst bei ihm auf die Piste gehen würden, hätten ihren Winterurlaub bereits anderswo verplant. Die Skikurse der Vereine fielen bislang ebenso aus. Auch wenn der Schnee bald kommt, ließe sich der bisherige Verlust kaum ausgleichen. „Uns bleibt eigentlich nur noch, wie letztes Jahr auf einen starken Wintereinbruch Mitte Januar zu hoffen – und dass der Schnee bis März bleibt. Unterhalb der bisherigen Schneefallgrenze sitzen wir Skiliftbetreiber aber momentan alle in derselben Trauergemeinschaft“, sagt Weber.

Das Ausbleiben der traditionellen Alb-Ski-Kundschaft wirkt sich auch auf den Verkauf von Wintersportartikeln aus. „Die Nachfrage nach Jacken und Mützen ist zwar da, Ski-Artikel kauft aber nur, wer weiter weg fährt“, berichtet Thomas Grimmer von Intersport Räpple in Kirchheim. Er zeigt sich aber optimistisch: „Es ist noch nie eine Jahreszeit ausgefallen. Ende Januar lockt bei uns noch dazu der Winterschlussverkauf, vielleicht wird es bis dahin noch was.“ Ein ähnliches Bild zeichnet auch Elke Holl-Gfrörer, Geschäftsführerin von Sport Holl in Weilheim: Skizubehör sei weniger gefragt als sonst. „Letztes Jahr gab es vor Weihnachten schon richtig Schnee, das hat einiges ausgemacht. Jetzt ist es einfach noch zu warm. Wir hoffen für die kommenden Wochen aber weiter auf die weiße Pracht.“

Doch wo bleibt er denn nun, der Winter? „Das ist eine gute Frage“, sagt Mona Vetter, Diplom-Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. „Für einen richtigen Wintereinbruch ist es im Vergleich zu anderen Jahren momentan deutlich zu warm“, bestätigt sie die Eindrücke der Liftbetreiber und Händler. „Für die nächsten zwei Wochen ist in unseren Modellen kein Hauch von Winter in Sicht.“ Grund dafür seien die Tiefdruckgebiete über dem Atlantik, die eine viel zu nördliche Laufbahn eingeschlagen hätten. Bisher werde deshalb überwiegend milde Atlantikluft in den Südwesten getragen. „Die richtige Kaltluft, beispielsweise aus Sibirien, bleibt noch unangezapft. Und in absehbarer Zeit wird sich das wohl auch nicht ändern“, prophezeit Vetter. Für die kommenden Tage sieht sie zunächst wechselhaftes, stark bewölktes Wetter mit Temperaturen von bis zu 10 Grad, hin und wieder gepaart mit Regen. Es sind erst mal Schirme statt Schnee angesagt. „Es gibt aber noch Hoffnung für die Freunde des Winters: Seit dem 1. Januar tragen Wettertiefs wieder Frauennamen. Nach Xaver und Christian kommt vielleicht bald ein Tief, das wie Frau Holle kräftig die Laken schüttelt und uns endlich den begehrten Schnee beschert“, meint die Meteorologin augenzwinkernd.