Lokales

Würdevolles Sterben mit Schmerztherapie

Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung zieht nach erstem Jahr positive Bilanz

Die letzte Lebensphase bis zum Tod wollen die meisten Menschen nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause verbringen. Dies auch Schwerstkranken zu ermöglichen, ist das Ziel der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV), die im Landkreis Esslingen vor gut einem Jahr etabliert wurde.

Kreis Esslingen. Die Resonanz sei überaus positiv, berichtete der Palliativmediziner und Leitende Arzt der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV), Franz Bihr, beim Bilanzgespräch im Ruiter Krankenhaus. Um eine maßgeschneiderte Versorgung für Schwerstkranke und Sterbende zu erreichen, sei die „Pflege aus einer Hand“ unabdingbar, sagte Franz Winkler, Geschäftsführer der Kreiskliniken Esslingen, die als Träger der SAPV fungieren. So habe man eine Koordinationsstelle eingerichtet und Kooperationspartner ins Boot geholt: Dazu gehören niedergelassene Ärzte, das Städtische Klinikum Esslingen, zwei Pflegedienste, eine Pflegeeinrichtung sowie eine freie Mitarbeiterin.

Zielgruppe seien Schwerstkranke „mit schwierigen und sehr komplexen Problemen am Lebensende“, sagte Winkler. Diese Patienten haben seit 2007 einen Rechtsanspruch auf Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV), der nun umgesetzt wird. Es gehe darum, den Schwerkranken „ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod“ zu ermöglichen und ihre Selbstbestimmung zu erhalten – „und dies möglichst in ihrer häuslichen Umgebung“, erklärte der Palliativmediziner Bihr. Die SAPV zeichne sich durch Dienste aus, die sich hauptamtlich um Palliativversorgung kümmern und auf besonders qualifiziertes Personal zurückgreifen.

Als Koordinatorin der SAPV stellt Claudia Schmolke-Bohm in engem Kontakt mit Patienten und ihren Familien Pflegeleistungen zusammen, erstellt Krisenpläne, besorgt Hilfsmittel und ist auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten ansprechbar: Rund um die Uhr kann im Notfall angerufen werden. Wichtig ist ihr auch die psychosoziale Unterstützung. In „Gesprächen, die manchmal sehr in die Tiefe gehen“, bereite man sich auf die Bewältigung von Krisen oder auf das nahende Ende vor.

Christa Schlecht, die seit vielen Jahren im Hospizdienst tätig ist, betreut als freie Mitarbeiterin die Patienten im Rahmen der SAPV. „Viele Angehörige trauen sich die Pflege zu Hause nicht zu, weil sie nicht wissen, was alles möglich ist“, hat sie festgestellt. Dass noch mehr Menschen den Mut haben, schwerkranke Angehörige zu Hause zu versorgen, wünscht sich auch der Vorsitzende der SAPV Esslingen, Ernst Bühler. Auch bei vielen Hausärzten und Pflegediensten müsse in diesem Punkt noch Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Hoch zufrieden „mit dem, was wir in einem Jahr bewerkstelligt haben“, zeigte sich Franz Winkler. Über 200 Patienten seien behandelt worden, davon hätten 78 Prozent eine Vollversorgung benötigt. 22 Prozent der Patienten habe man telefonisch oder im persönlichen Gespräch beraten, informierte der Geschäftsführer der Kreiskliniken Esslingen.