Lokales

WutbürgerKommentar

Da ist er wieder, der seit Stutt-gart 21 populäre „Wutbürger“. Diesmal in Kirchheim, in Gestalt des Albert Kahle und seiner Mitstreiter. Zweimal bescherte der Wutbürger als solcher Alt-OB Jakob einen Bürgerentscheid. In Angelika Matt-Heideckers Amtszeit könnte diese Zahl getoppt werden, denn der Wutbürger dürfte in Kirchheim besonderes Potenzial haben.

Laut einer Göttinger Studie, die Spiegel online vorstellte, werden Wutbürger „im alternden Deutschland“ auch künftig „Akteure der Unzufriedenheit und des Protests bleiben“. Denn sie sind „protesterfahren, hoch qualifiziert und kompetent“ und verfügen oft über „reichlich Zeit“. – Gute Voraussetzungen für eine Politik von unten und einen langen Atem.

Das bedeutet, dass der Gemeinderat gefordert ist, denn er steht für die repräsentative Demokratie: Gewählte Volksvertreter fällen wichtige Entscheidungen. – Bürgerentscheide, etwa zum Kreisverkehr, sind dadurch nicht ausgeschlossen, müssen aber Einzelfälle bleiben.

Rats- und Verwaltungsmitglieder sollten den Bürger mehr denn je ernst nehmen, ohne vor ihm einzuknicken. Es geht in Zukunft darum, geduldig und überzeugend demokratische Entscheidungen öffentlich zu vertreten, unabhängig von der eigenen Meinung. Ein Bürgerentscheid über den Alleenring könnte sonst den Auftakt darstellen zu einem Reigen von Anfechtungen gemeinderätlicher Beschlüsse. Glaubwürdige Stadträte mit Rückgrat sind der beste Schutz für die repräsentative Demokratie.

IRENE STRIFLER