Lokales

Zukunft Ötlingens im Visier

Sanierungsgebiet bietet Chancen für die Verbesserung der Verkehrssituation

Mit einem Bürgerhaus möchte die Stadt Kirchheim Leben in die Ötlinger Ortsmitte bringen. Außerdem soll die Verkehrs­situation verbessert werden. Dazu soll auch eine Tempo-30-Zone im Ortskern beitragen.

Der Durchgangsverkehr auf der Stuttgarter Straße stellt für Ötlingen eine enorme Belastung dar. Im Zuge der bevorstehenden Ortsk
Der Durchgangsverkehr auf der Stuttgarter Straße stellt für Ötlingen eine enorme Belastung dar. Im Zuge der bevorstehenden Ortskernsanierung soll hier Abhilfe geschaffen werden. Fotos: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Wie groß das Interesse der Ötlinger Bürger an der Sanierung ihrer Ortsmitte ist, zeigte der gut besuchte Bürgerinformationsabend in der Eduard-Mörike-Mehrzweckhalle. „Ich bin überwältigt“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. An diesem Abend ging es um die Vorschläge und Überlegungen der Stadtverwaltung zur Entwicklung eines zukunftsorientierten Stadtteils mit einer lebendigen Ortsmitte. „Wir sind hier, um ihre Meinung über unsere Planungen einzuholen und zu erfahren, wohin sich das Ganze entwickeln soll“, sagte Matt-Heidecker.

Zunächst stellte Planungsamtsleiter Gernot Pohl die Schwerpunkte des Sanierungsgebiets vor. Eines der Hauptthemen war dabei die Umgestaltung der Stuttgarter Straße und der Ausbau der Isolde-Kurz-Straße. Auch der Bereich des Güterbahnhofs in Ötlingen, den die Stadt inzwischen erwerben konnte, soll umgenutzt werden: Hier sollen neue Parkplätze für S-Bahn-Kunden entstehen, um den Parkdruck auf die umliegenden Wohngebiete zu verringern. Außerdem soll mit der Sanierung von Gebäuden und Neubauten in der Reutlinger Straße die Wohnqualität erhöht werden. Auch Privatpersonen können auf finanzielle Unterstützung bei der Sanierung hoffen, sofern ihre Gebäude im Sanierungsgebiet liegen.

Zur Beruhigung des Straßenverkehrs soll die Stuttgarter Straße am Ortseingang von Wendlingen kommend umgestaltet werden. Im erweiterten Ortsbereich, für den Tempo 50  gilt, soll durch den Rückbau der Straße Raum für Parkplätze und eine Baumreihe auf einer Fahrbahnseite entstehen. Im Bereich der Ortsmitte soll gemäß den Vorschriften zur Lärmaktionsplanung künftig Tempo 30 gelten. Hier wird ein befahrbarer Pflasterstreifen mit Bauminseln in der Fahrbahnmitte vorgeschlagen, der gleichzeitig als Abbiegespur dienen soll. Auch in der Isolde-Kurz-Straße sind Baumpflanzungen vorgesehen, zusätzlich werden Längsparkplätze angelegt.

Roland Böhringer, Leiter des Amts für Familie und Soziales und selbst Ötlinger, stellte anschließend die Ideen der Stadtverwaltung für die Belebung der Ortsmitte und die Stärkung des Gemeinwesens vor. „Wir brauchen Quartiere und Stadtteile, in denen man sich wohlfühlt und mit denen man sich identifizieren kann“, sagte Böhringer. Ötlingen fehle „ein lebendiges und wahrnehmbares Ortszentrum, in dem sich die Leute gerne aufhalten“. Die gemeinwesenorientierte Arbeit im Stadtteil sei bereits gut ausgeprägt. Es gebe etwa zehn verschiedene Einrichtungen und genauso viele Standorte. Viele Einrichtungen, die zur Bildung der Gemeinschaft beitragen, würden aber außerhalb des Ortszentrums liegen, beispielsweise die Eduard-Mörike-Halle. Deshalb schlägt die Stadtverwaltung ein Bürgerhaus auf dem Parkplatzgelände neben dem Rathaus in der Lindorfer Straße vor. „Es soll ein Ort werden, an dem alle Einwohner einen Treffpunkt haben – Familien mit Kindern, Ältere, Vereine, aber auch die Jugend“, erklärte Böhringer. Auch die Nutzung als öffentlicher Veranstaltungsort sei denkbar. Wie genau das Vorhaben baulich und konzeptionell umgesetzt werden könne, steht noch nicht endgültig fest. „Letztlich möchten wir mit Ihnen gemeinsam daran arbeiten, wie die Nutzung eines solchen Bürgerhauses aussehen könnte.“

Vielschichtig und emotional ging es bei den anschließenden Wortbeiträgen der Zuhörer zu. Dabei wurde deutlich, dass sich die Ötlinger Bürger vor allem um Parkplätze und Verkehrsbelastung Gedanken machen. So wurden Detailfragen nach der Anzahl der Parkplätze und den Schnittlinien zwischen den Geschwindigkeitsbereichen der Stuttgarter Straße gestellt. Auch solle darauf geachtet werden, dass durch die Einführung von Tempo 30 im Ortskernbereich der Verkehr nicht auf Nebenstraßen ausweicht. Die geplante Erhöhung der Aufenthaltsqualität dürfe nicht auf Kosten wichtiger Parkplätze in der Ortsmitte geschehen, so die Forderung der Bürger. „Wir nehmen ihre Bedenken ernst – aber Parkplätze zu schaffen ist nicht das einzige Thema, das es planerisch zu berücksichtigen gilt“, bat Pohl um Verständnis.

Mehrheitlich positiv wurde das geplante Bürgerhaus in der Ortsmitte aufgenommen, auch wenn sich über die Eignung des vorgeschlagenen Standorts kein eindeutiges Meinungsbild ergab. „In der Gestaltung des kulturellen Lebens in der Ortsmitte sehen wir eine große Chance“, bekräftigte Matt-Heidecker, fügte aber angesichts der Diskussion um die Nutzung des Bürgerhauses hinzu: „Alle Bereiche in einem solchen Gebäude angemessen unterzubringen – Sport, Kultur, Soziales – dürfte nur schwer realisierbar sein. Hier muss möglicherweise umgedacht werden.“ Zu bedenken sei dabei auch, wo die sportlichen und sonstigen Aktivitäten, die bisher in der Eduard-Mörike-Halle stattfinden, in Zukunft untergebracht werden können. Insbesondere der TSV Ötlingen benötige hier eine klare Perspektive.

Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik bezeichnete es als positiv, „dass sich in der Ortsmitte künftig etwas tut“. Für ihn und den Ortschaftsrat ist eindeutig: „Die gemeinwesenorientierte Arbeit, wo immer und wie immer sie letztlich organisiert wird, muss im Ortskern liegen.“ In diesem Punkt sei man sich mit der Stadtverwaltung fraktionsübergreifend einig. Wie dies aber geschehen soll, dafür sei man auch auf Anregungen und Vorschläge aus der Bevölkerung angewiesen. „Ich kann nur darum bitten: Melden sie sich, bringen sie sich ein.“

Bis die Stadtverwaltung im Internet eine passende Plattform dafür zur Verfügung stellt, werden sämtliche Ideen, Vorschläge und Anregungen per E-Mail an planung@kirchheim-teck.de gesammelt.