Hülben. Es tut sich was auf der Vorderen Alb rund um Bassgeige und Burrenhof. Bereits vor über 2000 Jahren lebten dort Menschen. Die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass es sich um eine der größten Ansiedlungen der Kelten in ganz Europa gehandelt hat. Bis heute sichtbar sind ihre Verteidigungswälle, die Grabenstetten zu ihrem Namen verholfen haben, ebenso dem Burrenhof. Bei den schwäbischen „Burren“ handelt es sich um Erdhügel und sie sind nichts anderes als Grabhügel der Kelten.
Mit diesen historischen Pfunden wollen nun die Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben wuchern, denn das keltische Oppidum liegt auf deren Markung. Der gesamte Heidengraben soll für Besucher aus nah und fern attraktiv und das keltische Erbe mehr ins Bewusstsein gerückt werden – ohne dass die schöne Landschaft darunter leidet. Zu diesem Zweck schlossen sich die drei Gemeinden zusammen und blickten damit nicht nur über den eigenen Kirchturm hinweg, sondern auch noch über Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen.
Damit die Idee kein Papiertiger bleibt, engagierten die drei Kommunen das Büro für Gestaltung in Kirchentellinsfurt mit der Planung. Das präsentierte nun ihre Skizzen der Öffentlichkeit bei einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung der drei Gemeinden. Es stellte sich heraus, dass die Planer in den Vorgesprächen gut zugehört haben: In die Landschaft sollte möglichst wenig eingegriffen und keine der Gemeinden bevorzugt werden. Genau das spiegelt der Entwurf wider. Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben bilden ein Dreieck, die über Wege verbunden sind. Gleichzeitig wird die vorhandene Infrastruktur genutzt und eingebunden, etwa das Museum in Grabenstetten oder die Gastronomie.
Wer also den Heidengraben erleben will, muss aktiv werden, um die ganzen Dimensionen zu erfassen. Das kann zu Fuß, per Rad oder Segway sein. Am Burrenhof wird es ein Zentrum geben, das das magische Dreieck aufnimmt. Es besteht aus gleich großen runden Elementen. Eines davon ist ein See und repräsentiert die Hülen, denn ohne Wasser ist keine Siedlung denkbar – und Kinder lieben dieses Element seit Menschengedenken. Das Forum gleicht einem eingegrabenen Amphitheater. Hier kann jeder sein Vesper auspacken und sich ausruhen, es bietet aber auch die Möglichkeit für Open-Air-Veranstaltungen jedweder Art. Zentrum des Zentrums soll die Panoramahalle sein. Die runde Wand soll komplett geschmückt sein mit Szenen aus dem Alltag der Kelten, ähnlich der Wimmelbücher für Kinder. Der fünf Meter hohe Bau wird ähnlich eines Grabhügels aufgeschüttet, um sich so in das Landschaftsgefüge einzupassen. Damit das Zentrum weithin sichtbar wird und auch ein gewisser Werbeeffekt eintritt, wird darüber ein Ballon schweben. Der kann auch Besucher nach oben mitnehmen, damit sich jeder ein Bild von den Ausmaßen des Heidengrabens machen kann – und wie geschickt die Kelten die Landschaft für ihre Zwecke einbezogen haben.
In der Elsachstadt, einst das Herzstück der Keltensiedlung, wird ein Pavillon stehen, der den Alltag dieser Menschen aufzeigt und Fragen zu Hierarchie, Kleidung, Hygiene oder Medizin über typische Ausstellungsmedien vermittelt. Pavillons an drei Außentoren, jeweils in der Nähe einer Gemeinde, werden mit ihren zwei schrägen Wänden die Zangentore symbolisieren und thematisieren. Sie stehen für die vielfältigen Handelsbeziehungen der Kelten und der Entschlossenheit, genau zu prüfen, wer willkommen ist. Zudem sind noch einzelne Satellitenstationen geplant, die beispielsweise Landwirtschaft und Handwerk, Kult und Kultur aufgreifen – und zwar mit Internetnutzung. Angedacht ist, den Kelten mit dem eigenen Smartphone oder einem ausgeliehenen Tablet auf die Spur zu kommen.
Wie das Ganze finanziert werden kann, darüber wollen sich die Gemeinderäte nun Gedanken machen. Die kommunalen Haushalte soll das „Erlebnisfeld“ nicht belasten. Eine Projektgesellschaft oder Genossenschaft wurden genannt und alle Beteiligten hoffen auf Sponsoren. Das müssen nicht ausschließlich Firmen sein. Jeder Einzelne kann sich einbringen – beispielsweise, wenn er oder sie einen ordentlichen Betrag berappt und dann das eigene Konterfei auf dem Panoramabild wiederfindet.