pm. Gräser sind heute gern gesehener, dynamischer Bestandteil vieler Gärten. Längst hat sich herumgesprochen, dass das breite Sortiment der Gräser eine große Vielfalt an Farben und Formen bietet. Ihre große Zeit liegt in der zweiten Jahreshälfte, wenn sie ausgewachsen sind und ihre Blütenrispen und Ähren entwickelt haben. Die an der Architektur angelehnte Gartengestaltung verwendet Gräser oft in Blockbepflanzung und Monokultur, eine naturnähere Bepflanzung mit größerer Artenvielfalt setzt sich glücklicherweise immer mehr durch. Mit besten Argumenten! Gräser machen Gärten charmant, sie vermitteln zwischen blühenden Stauden und Gehölzen und passen sich auch farblich gut ein. Gräser sind selten laut, ob zwischen Stauden oder an Wegrändern, entlang von Mauern oder im Vorgarten. Ihre Anspruchslosigkeit und Pflegeleichtigkeit - vorausgesetzt es werden die für den Standort richtigen Arten und Sorten ausgewählt - sind heute das stärkste Argument. Rasen mähen macht Mühe, Schotterwüsten sind aus verschiedensten Gründen keine gute Idee. Stattdessen ist, wer sich mit seinem Garten gegen die Klimakrise und das Artensterben engagieren, aber wenig Arbeit haben möchte, mit der Pflanzung von Gräsern gut beraten.
Pflegeleicht ist nur EIN Argument
Ein Großteil der im Handel angebotenen Gräser stammt von heimischen Arten. Sie sind stark, halten die immer heißer werdenden Sommer gut aus, ohne dass sie mit kostbarem Trinkwasser gegossen werden müssen. Winterhart sind sie sowieso, denn draußen in der Natur würden sie ja sonst nicht überleben können. Sie wachsen so gut wie überall, wer also natürlich gärtnern will, kommt an Gräsern nicht vorbei und zwar längst nicht nur wegen der Optik. Heimische Gräser sind ein wichtiger Lebensraum u.a. für Schmetterlinge und andere Insekten, auch wenn man ihnen das nicht ansehen mag, wenn man ihre Halme malerisch im Wind wogen sieht.
Eier, Larven, Puppen, Raupen
Blüten in Hülle und Fülle machen uns glücklich und sind gleichzeitig für viele tierische Bewohner im Garten lebenswichtig. Schmetterlinge finden alle Menschen reizvoll und schön. Bevor der Falter allerdings fröhlich durch den Garten flattert, durchläuft der Schmetterling verschiedene Entwicklungsstadien vom Ei, über die Raupe, die Puppe bis zum erwachsenen Insekt. Etwa 75 Prozent aller bekannten Insektenarten, darunter auch Bienen, Käfer und Fliegen, durchlaufen diese Art der Entwicklung. Und diese Metamorphose braucht einen geschützten Raum. Gräser können diese ökologische Nische bieten. Das funktioniert allerdings nur, wenn man die Gräser den Winter über auch stehen lässt und sie frühestens im Februar schneidet. Einige Insektenarten überwintern als Ei, andere als Larve, wieder andere als Puppe - aber alle brauchen dafür Pflanzen. Ob die Eier an oder unter den Gräsern abgelegt sind, ob die Raupen oder Larven die Stängel oder Samen der Gräser als Nahrung nutzen - wichtig sind sie allemal. Das folgende Entwicklungsstadium der Puppe findet zwar ohne Nahrungsaufnahme statt, braucht aber Schutz vor Fressfeinden. Puppen sind bewegungslos. Innerhalb ihres Kokons findet die faszinierende Metamorphose zum erwachsenen Insekt oder zum Schmetterling statt. Larven oder Raupen finden wir viel weniger attraktiv, sind uns aber nicht wirklich bewusst, dass ohne sie nun mal kein Schmetterling fliegt. Auch andere Insekten machen eine ähnliche Metamorphose durch, Heuschrecken oder Libellen, sie häuten sich mehrmals, ohne sich zu verpuppen. Wenn man diese Zusammenhänge erahnt, dann versteht man leichter, dass Ökologie vor Ordnung kommt. Man darf auch nicht vergessen, dass die verschiedenen Insektenstadien auch Teil der Nahrungskette von anderen Tieren, z.B. der Vögel, sind. Vögel, die wir im Garten ja auch gerne sehen und hören, sind aus Sicht der Schmetterlingsraupen Fressfeinde. Wer also seine Schmetterlinge im Garten schützen will, bietet den Vögeln Futterstellen an und lässt auch die Stauden mit ihren Samen bis im Februar stehen.
Der Hausgarten, so klein er auch sein mag, kann seinen Beitrag zur Artenvielfalt leisten und Gräser helfen dabei. Ob Pfeifengräser (Molinia), Schmielen (Deschampsia), Seggen (Carex), Schwingel (Festuca) und viele andere heimische Gräser ... - sie sind nicht nur anspruchslos und attraktiv, sie sind im Verborgenen wichtige Lebensräume für Tiere, die wir längst nicht alle benennen können. Noch können Gräser gepflanzt werden.