Fussball

Die Fakten sprechen gegen die Fußball-Ehe

Kooperation Der FC Esslingen und Nafi Stuttgart können ihre Fusionswünsche begraben.

Der FCE um Kapitän Georgi Natsis (re.) bleibt vermutlich eigenständig. Foto: Herbert Rudel
Der FCE um Kapitän Georgi Natsis (re.) bleibt vermutlich eigenständig. Foto: Herbert Rudel

Esslingen. Die Idee ist verlockend: Der FC Esslingen, überqualifizierter Aufsteiger in die Fußball-Kreisliga A, verbindet sich mit Nafi Stuttgart. Der verfügt über das Spielrecht für die Landesliga, hat aber zu wenig Spieler und keinen eigenen Platz. Beides stellt der FCE - und macht damit einen Panthersprung in die Landesliga. „Eine Win-win-Situation. Wir könnten unsere sportlichen Ziele nachhaltig verfolgen“, so Esslingens quirliger Sportvorstand Martin Hägele voller Euphorie.

Doch die Fakten sprechen gegen diese Fußball-Ehe. Das mussten die Vorstandsmitglieder beider Vereine und eine Handvoll Nafi-Spieler erfahren, die sich am Donnerstagabend in der Gaststätte des Esslinger Bauer-Stadions zu Vorgesprächen trafen. Den hauptsächlichen Hinderungsgrund nennt Hauptgeschäftsführer Frank Thumm vom WFV: „Ein Spielrecht abzutreten ist zwar beim Eishockey möglich, aber im Fußball erlauben das die Statuten nicht.“

Der einzig machbare Weg wäre ein Zusammenschluss beider Vereine mit einem Verschmelzungsvertrag. Nafi Stuttgart wäre in diesem Falle der Rechtsträger, dem sich die Esslinger unterordnen müssten, um für die nächste Saison das gemeinsame Spielrecht für die Landesliga zu erhalten.

Bei einer Fusion die zweite Geige zu spielen, ist jedoch nicht die Intention des 2012 gegründeten Vereins. Der FCE legt großen Wert auf eine fundierte Ausbildung von Talenten, um auf längere Sicht das fußballerische Notstandsgebiet in der Kreiskapitale wiederzubeleben. 60 Jahre ist es her, seit die damaligen TSF Esslingen an das Tor zur 2. Liga anklopften. Nach dem gescheiterten Versuch ging es mit dem Fußball in der 90 000-Einwohner-Stadt kontinuierlich abwärts.

Noch sind nicht alle Gedanken an eine Zusammenarbeit verworfen. „Wir haben noch drei Wochen Zeit, uns zu entscheiden“, sagt Nafi-Spielertrainer Damir Bosnjak. Klappt es nicht mit dem FCE, soll Türkspor Stuttgart als Lückenbüßer herhalten. Ein freiwilliger Rückzug aus der Landesliga kommt für Bosnjak nicht infrage: „Ein frei werdender Platz wäre ein Geschenk für Echterdingen oder Bad Boll, das sie sich sportlich nicht verdient hätten.“ Klaus Schlütter