Lokalsport

162 Zentimeter Selbstbewusstsein

TTC-Star Koki Niwa (19) will hoch hinaus

Ganz schön kess, der kleine Japaner: „Ich will Timo Boll schlagen und mit Frickenhausen den deutschen Tischtennis-Pokal gewinnen“, tönt TTC-Leichtgewicht Koki Niwa, mit einer makellosen Bilanz von 15:0 Siegen in dieser Saison das Schwergewicht an den Tischen der Bundesliga.

Frickenhausen. Von den pechschwarzen Haaren bis zur kleinen Zehe misst Koki Niwa nur 162 Zentimeter und wiegt gerade mal 48 Kilogramm. Manch ein Gegner, der ihn vorher nicht kannte, mag irritiert gewesen sein – hat mir der TTC Frickenhausen da etwa einen Schüler als falsche Nummer eins gegenübergestellt? Nach den ersten Ballwechseln waren derartige Gedanken aber immer rasch verflogen.

In seiner zweiten Saison in Deutschland hat der Japaner bisher alle Gegner von der Platte geputzt. Der Linkshänder mit dem feinen Händchen und den fixen Beinen ist der Shootingstar in der stärksten Liga Europas. In der Weltrangliste wird er momentan an Rang 16 geführt. Doch damit gibt sich der Überflieger aber nicht zufrieden. „Mein Ziel ist es, die Nummer eins zu werden“, sagt er voller Selbstbewusstsein.

Bisher ging es immer bergauf für den jungen Mann aus Tokio. Mit elf Jahren spielte er bereits in Japans U 18-Nationalmannschaft. 2010 gewann er Gold bei den Olympischen Jugendspielen, 2011 wurde er Jugendweltmeister. Frickenhausens chinesischer Coach Qiu Jian Xin, der in der bundesligalosen Zeit immer in Japan trainiert, entdeckte den hoch talentierten Jungen, als er 13 war. Qiu überredete ihn 2012, mit ins Schwabenland zu kommen.

Das erste Jahr verlief wenig erfolgreich. Vier Siegen standen acht Niederlagen gegenüber – nicht der Anspruch des ehrgeizigen Studenten aus dem Land der aufgehenden Sonne. Seither feilt er wie besessen an seiner Form, arbeitet stundenlang in der Frickenhausener Trainingshalle „Schafstall“, vorzugsweise mit den beiden Qiu-Söhnen Liang und Dang, die mit der TTC-Zweiten die Tabelle der zweiten Liga anführen.

Mit seiner intelligenten und variablen Spielweise hat sich der 19-jährige Koki Niwa in diesem Jahr endgültig in der Spitzenklasse etabliert. „Er spielt wie von einem anderen Stern“, schwärmen die TTC-Fans. „Nahezu perfekt“, relativiert Trainer Qiu. Um ganz nach vorn zu kommen, muss er den Rat seines väterlichen Freundes befolgen: „Einfach mehr essen. Er braucht noch den richtigen Körper.“ Koki wird das beherzigen, wenn er über Weihnachten bei seinen Eltern in Japan weilt. Dabei wird das Training auch nicht zu kurz kommen, denn nach seiner Rückkehr steigt an diesem Wochenende in der Stuttgarter Porsche-Arena die Endrunde der besten acht um den deutschen Tischtennis-Pokal – der japanische Weltklasse-Floh ist der große Hoffnungsträger des TTC Frickenhausen.

Erster Gegner im Viertelfinale ist der TTC Ochsenhausen. Die Männer aus Oberschwaben um Spitzenspieler Ryu Seung Min, den Olympiasieger von 2004, haben großen Respekt vor der Konkurrenz aus dem Ländle. „Das haben wir befürchtet“, kommentierte Präsident Kristijan Pejinovic, der Nachfolger des verstorbenen langjährigen „Machers“ Rainer Ihle, nach der Auslosung. Sollte Frickenhausen wie in der Bundesliga gewinnen, wäre der Sieger aus dem Spiel des aktuellen Bundesliga-Tabellenführers TTC Fulda-Maberzell mit dem Defensivkünstler Wang Xi gegen den Zweitligaklub TTC Schwalbe Bergneustadt der Gegner im Halbfinale. Erst wenn diese Hürde genommen ist, könnte sich Niwa seinen Traum erfüllen, Timo Boll und Borussia Düsseldorf zu schlagen und mit dem TTC seinen ersten Titel bei den Erwachsenen gewinnen.

Der Vorverkauf zum Pokalfinale läuft besser als in den beiden Vorjahren. An beiden Tagen werden zusammen mehr als 6 000 Zuschauer erwartet. Das Fernsehen zeigt den Zelluloid-Künstlern wieder einmal die kalte Schulter. „Sport 1“ sendet an den Tagen danach jeweils eine Stunde, aber dafür musste sich der Deutsche Tischtennisbund einkaufen und die Sendung selber produzieren. „Natürlich sind wir damit nicht zufrieden. Aber Jammern hilft nichts. Anderen Sportarten geht es ähnlich“, sagt Nico Stehle, Geschäftsführer der TTBL Sport GebH.