Lokalsport

Auch künftig kein Fußball am Totensonntag

Fußball-Bezirkstag in Jesingen: Karl Stradinger geht in dritte Amtszeit als Vorsitzender – WFV verkauft „Haus Waltersbühl“

149 Delegierte aus 83 der 136 im Bezirk Neckar/Fils organisierten Fußballvereine sind am vergangenen Freitag in die Jesinger Gemeindehalle gekommen und erlebten beim Bezirkstag eine friedvolle und diskussionsarme Versammlung, an deren Ende der Vorsitzende Karl Stradinger sowie die Mehrzahl des Vorstands für weitere drei Jahre im Amt bestätigt wurden.

Wenig Gegenwind: Der Fußballbezirkstag in Jesingen verlief weitestgehend harmonisch. Foto: Markus Brändli
Wenig Gegenwind: Der Fußballbezirkstag in Jesingen verlief weitestgehend harmonisch. Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Für die eine oder andere verdrückte Träne sorgte lediglich Dr. Wolfgang Zieher, Vizepräsident des Württembergischen Fußballverbands (WFV), als er dem Auditorium schmucklos mitteilte, dass das von vielen geschätzte „Haus Waltersbühl“ in Erbpacht an eine österreichische Hotelgesellschaft veräußert worden sei. In der dort bislang untergebrachten Akademie des WFV in Wangen im Allgäu hatten viele der anwesenden Funktionäre lehrreiche bis unterhaltsame Stunden verbracht. Stattdessen will sich der WFV laut Zieher auf die Sportschule Ruit konzentrieren und diese mittels einer Campuslösung mit modernen Gebäuden und Sporteinrichtungen zu einer zeitgemäßen Fortbildungseinrichtung ausbauen.

Doch der offizielle WFV-Abgesandte hatte auch positive Nachrichten für die Mitgliedsvereine in petto. Auf dem am 9. Mai in Sindelfingen stattfindenden Verbandstag, auf dem unter anderen Präsident Herbert Rösch altershalber nicht mehr zur Wiederwahl stehen wird und durch den Hildrizhausener Bürgermeister Matthias Schöck (41) ersetzt werden soll, wird vorgeschlagen, dass die Gebührenordnung neu geregelt werden soll. Dies sei möglich durch Einsparungen, die durch gezielten Bürokratieabbau wie beispielsweise die Einführung des Online-Spielberichts, entstanden seien. So sollen künftig zum Beispiel keine Gebühren mehr für den Antrag auf Trikotwerbung oder einer Turnieranmeldung erhoben werden. Darüber hinaus will der WFV auf dem Verbandstag seine Satzung ändern und künftig als „Dienstleister der Vereine“ firmieren.

Völlig „geräuschlos“ ging hingegen die Entlastung des Bezirksvorstands über die Bühne. Werner Schellmann vom 1. FC Rechberghausen übernahm das Procedere und verkündete eine einstimmige Entlastung als Ergebnis einer guten Bezirksarbeit. Auch die darauf folgende Wiederwahl von Karl Stradinger (66) als Bezirksvorsitzendem gelang einstimmig – ebenso wie die Wahl der meisten anderen Vorstandsmitglieder (siehe Extra-Kasten). In seinem Rechenschaftsbericht hatte Stradinger, der in seine dritte Amtsperiode geht, zuvor noch einige Highlights der letzten drei Jahre aufgezeigt. So sei der Online-Spielberichtsbogens trotz anfänglicher Bedenken ebenso gut angenommen worden wie die zu meldenden Ordner und die Konzentration von Staffeltagen. Lediglich die Zahlungsmoral von Gebühren und Strafen sei bei manchen Vereinen bedenklich. Beim stets aktuellen Thema „Schiedsrichterzahl“ halte sich, so Stradinger, die Anzahl der Abmeldungen und die Neuausbildungen ungefähr die Waage.

Abschied nahmen die Delegierten von zwei langjährigen Sportfunktionären. Klaus Metzler stellte sich nach fünf Jahren als Bezirksjugendleiter nicht mehr zur Wahl und blickte auf über 20 Jahre im Ehrenamt zurück. Mit Dieter Mäußnest verließ einer der hoch dekoriertesten Sportfunktionäre die Kommandobrücke – zunächst im Fußballbezirk, im Mai dann auch als Vorsitzender des Verbandsspielausschusses im WFV. Mit Klaus Bühler und Bernd Schraitle erhielten darüber hinaus gleich zwei Bezirksfunktionäre die DFB-Verdienstnadel.

Anträge wurden heuer hauptsächlich vom VfR Süßen gestellt. Christian Hocke, einst Oberligatrainer in Kirchheim und jetzt Vereinsvorsitzender der Filstäler, erläuterte die Anträge. Angenommen und somit beim Verbandstag im Mai vorzulegen sind der Antrag auf Wegfall von Schiedsrichterausfallgebühren bei Reservemannschaften innerhalb der Schiedsrichtergruppe Göppingen und der Antrag auf ein Entscheidungsspiel um Auf- oder Abstieg, wenn zwei Mannschaften punktgleich sind und die Entscheidung dadurch zustande kommt, dass eines der beiden Teams am „grünen Tisch“ und somit „nur“ mit 3:0 siegreich war.

Vom Bezirksvorstand abgeändert wurde der VfR-Antrag, am Totensonntag einen regulären Spieltag einzuführen. Trotz lokaler Unbedenklichkeit seitens der christlichen Gemeinden in Süßen, habe sich, so Dieter Mäußnest, der WFV mit den Kirchen geeinigt, am Totensonntag keinen Spieltag anzusetzen. Der Kompromiss, den Spieltag am Samstag zuvor (erste Mannschaften) und am folgenden Dienstag (zweite Mannschaften) anzusetzen, wurde mehrheitlich ebenso angenommen wie der Antrag des TSV Wendlingen, dass Mädchen ab der C-Jugend mit Gastspielererlaubnis bei einem anderen Verein spielen dürfen, wenn der Heimatverein keine Mannschaft in dieser Jahrgangsstufe habe.

Abschlägig beschieden wurde hingegen der Antrag des TSV Lichtenwald, die Saison nicht Mitte August, sondern erst im September zu beginnen. Staffelleiter Rainer Veit klärte auf, dass sonst aufgrund des verschärften Termindrucks nicht mehr gewährleistet sei, dass erste und zweite Mannschaften am gleichen Tag Heimspiele austragen könnten.

Abschließend einigte sich das Auditorium mehrheitlich erneut auf den TSV Jesingen als Ausrichter für den Bezirkstag 2018. Der TSVJ setzte sich mit 40 Stimmen gegen die TSG Esslingen (23) und den TSGV Albershausen (27) durch.

Der neue Bezirksvorstand

Mit jeweils großen Mehrheiten oder gar einstimmig wurde der Vorstand des Fußballbezirks Neckar-Fils am Freitag gewählt: Karl Stradinger (Vorsitzender), Josef Roth (Stellvertreter), Fabian Karg (Jugendleiter), Bernd Schraitle (Spielleiter), Harald Kuhn (Schiedsrichterobmann), Siegfried Bippus (Sportgerichtsvorsitzender), Heinz Thumm (Frauen- und Mädchensport), Manfred Tornow (Freizeit- und Breitensport), Jochen Uhl (Bildung und Qualifizierung), Manfred Kugel (DFB-net-Berater), Christian Keim (Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit).