Lokalsport

Auf des Bruders Spur

Manuel Fumic könnte die erste deutsche EM-Medaille seit sieben Jahren holen

Seit 2004 warten Deutschlands Mountainbiker auf eine Medaille bei Europameisterschaften. Am Sonntag hat ausgerechnet Manuel Fumic die Chance, seinen Bruder Lado, der das letzte Edelmetall gewann, zu beerben. Bereits heute steigt der Neuffener Junior Christian Pfäffle ins EM-Geschehen ein.

Lado Fumic, Mountainbike, Vize-Europameister, gl?cklich ?ber Silber, Polen / Walbrzych, Europameisterschaft, EM
Lado Fumic, Mountainbike, Vize-Europameister, gl?cklich ?ber Silber, Polen / Walbrzych, Europameisterschaft, EM

Kirchheim. Dass Manuel Fumic auf das Olympia-Testrennen verzichtet und stattdessen lieber trainiert hat (wir berichteten), zeigt, wie ernst er die Europameisterschaft nimmt, die am heutigen Donnerstag im slowakischen Dohnany mit dem Staffel-Rennen beginnt. Das wird der Kirchheimer allerdings nicht bestreiten, weil er auch die Tage bis zum Einzelrennen (Sonntag, 14 Uhr) lieber noch zum intensiven Training nutzt. Übrigens tut das auch keiner seiner Kollegen, die mit ihm im vergangenen September bei der WM die Silbermedaille gewannen.

Die EM in dem Dorf Dohnany am Rande der Karpaten bildet den Auftakt zu einer Reihe hochkarätiger Rennen. In den beiden Wochen danach folgen Weltcup-Rennen in Tschechien und Italien. Weitere zwei Wochen später steht die Weltmeisterschaft in der Schweiz auf dem Programm. Deshalb haben einige Weltklasseleute angekündigt, die EM-Vorbereitung nicht ganz so intensiv zu betreiben. Die beiden Schweizer Nino Schurter und Christoph Sauser verzichten gar komplett auf einen Start. Anders Manuel Fumic. „Es sind noch vier große Rennen in diesem Jahr, die Europameisterschaft ist eines davon. Deshalb hat sie schon eine große Bedeutung für mich. Ich will aufs Podium fahren.“

Die letzte EM-Medaille in der Elitekategorie der Männer hat sein Bruder Lado 2004 in Polen gewonnen (Silber). Für Manuel Fumic wäre es die erste in der Eliteklasse, nachdem er in der U 23-Kategorie einmal Gold und einmal Bronze geholt hat. Der Kirchheimer denkt noch einen Schritt weiter. „Warum sollte ich die EM nicht nutzen, um mir Selbstvertrauen zu holen. Egal was die Konkurrenz vorher sagt, viele werden stark sein, da bin ich mir sicher. Aber ich brauche mich nicht zu verstecken.“

Sein Selbstvertrauen hatte nach den Ergebnissen bei den Übersee-Weltcup-Rennen keine Nahrung mehr bekommen. Jeweils durch Defekte verlor der 29-Jährige die Chance auf Resultate, die Sicherheit geben. Dass er sich dennoch eine Medaille zum Ziel setzt, klingt erst einmal vermessen. Nüchtern betrachtet, muss sich Fumic aber ein solches Ziel stecken. Er hat mehrfach gezeigt, dass er mithalten kann. Zuletzt vielleicht nicht mit dem Tschechen Jaroslav Kulhavy und dem Franzosen Julien Absalon, mit dem Rest aber doch.

Neben Sauser und Schurter fehlt aus der Weltklasse auch noch der Südafrikaner Burry Stander. Insofern sind die Aussichten sogar besser als bei den Weltcup-Rennen. Absalon gewann am Sonntag übrigens das olympische Testrennen vor Sauser und dem Österreicher Karl Markt. Kulhavy fuhr die Konkurrenz eher im Trainingstempo.

In Dohnany erlebt auch Christian Pfäffle (Rothaus Poison-Bikes) vom MTB Teck seine EM-Premiere. 2010 war er als jüngerer Jahrgang zwar bei der WM, aber nicht bei der EM dabei. Der Junior hat in dieser Saison die deutsche Szene dominiert, was ihn aber nur noch am Rande interessiert. „Es bringt nichts, wenn ich in Deutschland vorne bin, aber international hinterher fahre“, zeigt er sich ehrgeizig. „Top-Ten ist auf jeden Fall das Ziel, aber im Grunde hoffe ich, dass es weiter nach vorne reicht.“

Nachwuchs-Bundestrainer Peter Schaupp hält ein Ergebnis unter den besten Fünf für möglich. Die Basis dafür hat Christian Pfäffle gelegt. „Er hat nach der DM sehr gut weitergearbeitet“, lobt Schaupp sein derzeit bestes Pferd im Stall. Eine kurze Krankheitsphase scheint keine Form gekostet zu haben, zuletzt hängte Pfäffle seine deutschen Konkurrenten schon wieder deutlich ab.

Die Strecke in Dohnany wird den fahrtechnischen Fähigkeiten des Neuffeners nicht entgegenkommen, das wird bei der WM Anfang September sicher anders sein. Aber allzu viele Gedanken verschwendet Chris­tian Pfäffle daran nicht. „Wenn ich die Chance habe, mit Schuermans mitzugehen, dann werde ich das tun. Auch wenn ich am Anschlag bin“, zeigt er sich angriffslustig. Schuermans heißt mit Vornamen Jens, ist Belgier und gilt im Junioren-Rennen als Titelkandidat Nummer eins.

Christian Pfäffle wird auch Teil des Staffel-Quartetts sein, das am heutigen Donnerstag um 14 Uhr die EM eröffnet. Mit ihm werden Elisabeth Brandau (Schönaich), Jochen Käß (Bietenhausen) und Markus Bauer (Lohr) das deutsche Team bilden. Am morgigen Freitag um 17 Uhr wird dann das Junioren-Rennen gestartet.