Lokalsport

Biss unterm Korb

Die Knights bleiben das reboundstärkste Team der Liga

Es bleibt dabei. Die Spiele der Knights sind die sprichwörtlich enge Kiste. Der knappe Heimsieg gegen den Favoriten aus Gießen hat zweierlei gezeigt: Die Mannschaft ist mental gefestigt. Und: Es geht zur Not auch ohne Bryan Smithson.

VFL Kirchheim Knights - Giessen 46ers,Enosch Wolf gegen Björn Schoo
VFL Kirchheim Knights - Giessen 46ers,Enosch Wolf gegen Björn Schoo

Kirchheim. So richtig ausmalen, wollte es sich niemand. Was gewesen wäre, hätte sich die Mannschaft am Samstag zum vierten Mal in Folge den Knockout in der Schlussrunde eingefangen. Es kam nicht dazu. Die Knights gehen unbeirrt ihren Weg, im Guten wie im Schlechten. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte in den bisherigen fünf Spielen dieser Saison. Kein Aktionismus, keine Panikreaktionen. Weitermachen als wäre nichts gewesen. Wer auf dem richtigen Weg ist, kommt auch irgendwann ans Ziel. So die offensichtliche Überzeugung des neuen Trainers, der mit seiner unaufgeregten aber verbindlichen Art der Mannschaft Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben scheint. In einer Sprache, die jeder versteht. Michael Mai, der kaum eine Auszeit bis zum Ende ausschöpft, pflegt die kurze aber klare Botschaft. In der Kabine war am Samstag in der Halbzeitpause jedenfalls kein Platz für Missverständnisse. Indem die Mannschaft die Defensiv-Order befolgte, drehte sie in der zweiten Hälfte das Spiel. So einfach kann Basketball sein.

Vorausgegangen war allerdings eine Halbzeit, in der bei den Gastgebern wenig bis gar nichts zusammenlief. Elf Punkte Rückstand, zahlreiche Leichtsinnsfehler, schwache Defensive. „Wir waren nicht gut vorbereitet,“ räumt Michael Mai ein. „Ich weiß nicht warum.“ Überraschend kam die aggressive Press-Verteidigung des Gegners von Beginn an jedenfalls nicht. „Wir wussten natürlich, dass Gießen sehr defensivstarke Guards hat,“ sagt der Coach. Am Samstag reichte einer: der Ex-Crailsheimer Yorman Polas Bartolo, 29-jähriger kubanischer Nationalspieler, legte Knights-Spielmacher Bryan Smithson an die Kette. Beide beharkten sich bis zur völligen Erschöpfung. Die Folge: Kirchheims bisheriger Topscorer war bis kurz vor Spielende völlig abgemeldet, erzielte per Freiwurf im Schlussviertel die ersten seiner immerhin noch zehn Punkte.

Ein Schachzug, der zum Dauerproblem werden könnte? „Ich glaube nicht, dass es sehr viele Gegner gibt, die in der Lage sind, Bryan völlig aus dem Spiel zu nehmen“, glaubt Mai. Mehr Sorge bereitet dem Trainer die nach wie vor hohe Fehlerquote im Passspiel und bei der Ballführung. Vieles davon war am Samstag der Intensität der gegnerischen Defensive geschuldet. In den erneut 20 Turnovers erkennt Mai jedoch ein Grundproblem. „Das müssen wir definitiv abstellen. Darauf liegt der Fokus unserer Arbeit momentan“, räumt er ein. „Wir werden für dieses Problem ganz sicher Lösungen finden,“ ist auch Sportchef Karl Lenger überzeugt. „Wenn du hohes Tempo gehst und keine Fehler machst“, sagt Lenger, „dann spielst du in der BBL.“

Dass das Spiel auch ohne Smithsons ordnende Hand am Samstag nicht aus dem Ruder lief, ist ein Beleg für die Homogenität der Mannschaft, in der Jordan Wild sein bisher bestes Spiel im Knights-Dress ablieferte. Der US-Forward holte gemeinsam mit Center Enosch Wolf, der zum vierten Mal ein Double-Double verzeichnete, die Hälfte aller Kirchheimer Rebounds. In Zahlen ausgedrückt: 46:28 – die spielentscheidende Statistik an diesem Tag. Damit bleiben die Knights auch nach dem fünften Spieltag reboundstärkstes Team der Liga. In der Einzelstatistik belegt Wolf mit bisher 54 zweiten Bällen Platz zwei. Mehr angelte sich nur der Chemnitzer Andre Calvin mit 66.

​Zurückhaltende Fans

Packende Spiele, der zweite Heimsieg, aber unübersehbare Lücken auf den Rängen. Passt das zusammen? „Warum das so ist, kann ich leider nicht sagen“, rätselt auch Knights-Sprecher Christoph Schmidt über die bisher eher mäßigen Zuschauerzahlen in der Sporthalle Stadtmitte. Vor allem die rund 600 Besucher beim Saisonauftaktsieg gegen Nürnberg am 27. September waren aus Kirchheimer Sicht enttäuschend. 900 zahlende Gäste sollen es immerhin am vergangenen Samstag beim zweiten Heimsieg gegen den Favoriten aus Gießen gewesen sein. Verlässliche Zahlen gibt es bisher allerdings nicht. Das Problem: „Wir konnten wegen eines technischen Problems die ersten drei Heimspiele nicht per Scanner erfassen“, sagt Schmidt. Deshalb wolle man nun abwarten, wie sich die exakten Zahlen in den kommenden Wochen entwickeln. Wirtschaftlich schlägt sich der Trend nicht negativ nieder. Der Dauerkartenverkauf lief gut, offenbar blieb zum Saisonstart aber manches Stammticket daheim in der Schublade. „Das zweite Heimspiel gegen Hamburg war mit dem Feiertag ein traditionell schwieriger Termin“, sagt Schmidt, der hofft, dass das Kirchheimer Publikum jetzt Feuer fängt: „Wir haben ein neues Team, einen neuen Trainer und spannende Spiele gezeigt. Was will man mehr?“