Frickenhausen. Am vergangenen Freitag tagte das siebenköpfige Präsidium des zweimaligen deutschen Meisters. „Sehr lange und intensiv“, bestätigte TTC-Manager Jürgen „Max“ Veith. Drei Stunden lang rauchten die Köpfe, dann stand der einstimmige Beschluss fest: Nach 20-jähriger Bundesliga-Zugehörigkeit – unterbrochen von einer Saison in der Zweiten Liga – werden die Frickenhausener keinen Lizenzantrag mehr stellen. „Zu 98 Prozent“, ließ RWH noch ein kleines Schlupfloch. „Sollte uns ein Wunder gelingen und wir noch einen potenten Sponsor finden, dann machen wir natürlich weiter.“ Viel Zeit bleibt indes nicht, Ende Januar müssen die Unterlagen eingereicht werden. Es dreht sich wieder einmal alles ums Geld. Matec, der größte Geldgeber, hat seine Unterstützung zum 30. Juni dieses Jahres aufgekündigt. Nach fünf Jahren. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte RWH, „aber der neue Geschäftsführer ist den Gesellschaftern des Unternehmens gegenüber wirtschaftlich verpflichtet.“
Der Etat des Bundesliga-Urgesteins bewegt sich zwischen 350 000 und 400 000 Euro pro Saison – jede Menge Holz. Den Verein plagen allerdings auch noch Forderungen des Sozialversicherungsträgers. 187 000 Euro sollte der TTC nachzahlen. Dazu kommt, dass die Berufsgenossenschaft (BG) 30 000 bis 40 000 Euro pro Jahr geltend macht. „Das ist ein Witz ersten Ranges“, schimpft Wohlhaupter-Hermann und verweist darauf, dass der TTC seit seiner Bundesliga-Zugehörigkeit erst einmal die BG in Anspruch genommen habe – als bei Janos Takacs während eines Spiels die Achillessehne gerissen ist. RWH: „Wir werden eingestuft wie ein Fußball-Bundesligist und zahlen für nix und wieder nix.“
Am 9. Dezember konnte der TTC einen kleinen Erfolg verbuchen, in Stuttgart gab es eine gerichtliche Einigung. Ein verständnisvoller Richter folgte der Argumentation der Frickenhausener. 35 000 Euro blieben am TTC aber noch hängen. „Diese Ungerechtigkeit stinkt zum Himmel“, klagt „Max“ Veith. In den Bundesländern seien die Abgaben für die Berufsgenossenschaft unterschiedlich geregelt.
Ein weiterer wichtiger Grund für den Erstliga-Rückzug ist die neue Philosophie, der sich der Verein im letzten Sommer verschrieben hat, auf junge Talente zu setzen. Wohlhaupter-Hermann: „Wir werden nie mehr einen Alt-Star verpflichten. Die kommen mit Forderungen, die wir nicht erfüllen können.“ Ein Mikael Paikov oder ein Koki Niwa werden in der kommenden Runde deshalb nicht mehr für den TTC aufschlagen – unbezahlbar. Und eine zweite Mannschaft in der Dritten Liga wird’s wohl auch nicht geben.
Dass der TTC-Präsident und seine Mitstreiter vehementer Gegner des Bundesliga-Spielsystems sind, erleichterte dem Gremium letztlich die Entscheidung. Seit die TTBL mit Dreier-Teams spielt, sind die Zuschauerzahlen im Täle extrem rückläufig. „Das Düsseldorf-Spiel war für mich die größte Katastrophe“, klagt Wohlhaupter-Hermann. An einem Dienstag kamen nur 250 Fans zu der Partie, die in früheren Jahren stets weit über 1000 Zuschauer angelockt hat.
Von der Zweiten Bundesliga versprechen sich die TTC-Verantwortlichen wesentlich mehr. Dort wird mit Vierer-Teams gespielt, wenn es über die volle Distanz geht, sind acht Einzel und zwei Doppel im Angebot. Obendrein ist der Erstliga-Unterbau bedeutend billiger, weil die TTBL-Startgebühr von 16 000 Euro wegfällt.
Trainer Jian Xin Qiu wusste vom jüngsten Paukenschlag noch gar nichts: Er weilte zuletzt in Japan und betreute dort bei den nationalen Meisterschaften einige Spieler. „Mit ihm werden wir nach seiner Rückkehr noch reden“, sagt Veith. Mit Qiu, der seit 23 Jahren in Deutschland lebt, in Nürtingen eine Tischtennis-Schule betreibt, in Linsenhofen ein Haus besitzt und längst im Schwäbischen verwurzelt ist, möchte der TTC auf jeden Fall weitermachen.