Lokalsport

Den Ball in der Hand – einen Fuß in der Tür

Jasmin Dirmeier träumt als C-Jugendliche von einer Karriere in der Handball-Bundesliga

Sie hat das Handball-Einmaleins bei der SG Lenningen erlernt, spielt mit dem HC Wernau in Württembergs höchster Jugend-Spielklasse und träumt von einer Karriere in der Bundesliga. Inzwischen hat man auch beim Deutschen Handballbund ein Auge auf Jasmin Dirmeier geworfen. Die 14-Jährige aus Unterlenningen hat das Handball-Gen.

Handball-Talent Jasmin Dirmeier aus Lenningen beim Training
Handball-Talent Jasmin Dirmeier aus Lenningen beim Training

Lenningen. Wann wird aus einer begabten Sportlerin ein Ausnahmetalent? Diese Frage stellt sich den Dirmeiers seit einiger Zeit. Seit dem Tag, an dem Töchterchen Jasmin bei den Minis der SG Lenningen zum ersten Mal nach dem Ball griff, geht sie meist erfolgreicher als andere mit dem Spielobjekt um. Das war vor acht Jahren. Inzwischen ist aus dem kleinen Mädchen ein groß gewachsener Teenager geworden, der neben dem längst vorhandenen Torriecher nun auch über die passenden Körpermaße verfügt. Mehr als zehn Treffer im Schnitt – so viel wie keine andere – hat sie mit der C-Jugend des HC Wernau in ihrer ersten Saison in der Württemberg-Oberliga bisher erzielt. Höher kann man in diesem Alter als Mannschaft nicht klettern. Deshalb gelten die Mädchen im durchaus erfolgsverwöhnten Verein in Wernau inzwischen als das Aushängeschild und als ein Wechsel auf die Zukunft.

Auch wenn der HC-Nachwuchs im Kampf ums Finale der beiden besten Mannschaften in Württemberg vergangene Woche eine schwere Enttäuschung einstecken musste. Gegen den Staffelkonkurrenten SF Schwaikheim ging der HC zweimal innerhalb von fünf Tagen als Verlierer vom Platz und verspielte damit als Tabellenzweiter die Chance aufs württembergische Endspiel, das die direkte Qualifikation fürs Oberhaus bedeutet hätte. Besonders ärgerlich: Im Hinspiel musste der HC auf seine erkrankte Toptorjägerin und drei weitere Stammkräfte verzichten. Im Rückspiel am vergangenen Sonntag war Jasmin Dirmeier wieder dabei und mit zweistelliger Torbilanz erfolgreichste Wernauer Werferin. Dabei spielt die 14-Jährige beim HC gar nicht dort, wo eigentlich ihre Stärken liegen. Weil sie auf ihrer angestammten Position am Kreis häufig nicht gut genug in Szene gesetzt wird, hat sie ihr Trainer in den linken Rückraum beordert. Dort entscheidet sie Spiele schon mal im Alleingang, obwohl sie sagt: „Das Spiel eins gegen eins ist eigentlich meine größte Schwäche.“

Vor drei Wochen war das anders. Da durfte sie unter den Augen von Frauen-Bundestrainer Heine Jensen genau die Rolle spielen, die sie am besten beherrscht: Die der harten Arbeiterin am Kreis und im Abwehr-Mittelblock. „Ich habe versucht, mein Bestes zu geben und es hat wohl gereicht“, meint sie bescheiden zur Leistung bei ihrer ersten DHB-Sichtung in der Sportschule in Ruit. Es sind eher die leisen Töne, die sie mag, obwohl sie weiß, dass allzu große Zurückhaltung im Leistungssport nicht immer eine zielführende Tugend ist. Sie überlässt das Urteil lieber anderen, und die waren sich einig: Als eines von sieben Talenten des Jahrgangs 1997 haben sie die Trainer nach Ablauf der Woche ins Allstar-Team berufen. Aus einer Vielzahl an Kandidatinnen aus zehn Landesverbänden. Damit geht nun das nächste Türchen auf: Im April wird sie in Frankfurt ihren ersten offiziellen DHB-Lehrgang bestreiten.

Ähnlich begann die Karriere einer Handballerin, die ab Sommer ihre Trainerin sein wird: Ex-Nationalspielerin Maike Brückmann, die seit November Wernaus Frauenteam als Spielerin in die Württembergliga schießt, übernimmt nach Saisonende das Ruder beim erfolgreichen Nachwuchs des HC. Sie ist das große Vorbild, auch wenn das Thema Nationalmannschaft für eine Neuntklässlerin in weiter Ferne liegt. Dass sie eines Tages in der Bundesliga spielen will, so weit wagt sie sich schon heute vor. In Lenningen wäre das kein Novum: Mit Christine Dangel, die viele Jahre das Trikot von Frisch Auf Göppingen trug und ihre Karriere zurzeit beim Oberligisten TV Holzheim ausklingen lässt, teilt sie nicht nur die sportlichen Wurzeln, sondern auch die Position am Kreis. Symbolisch haben die beiden den Generationswechsel bereits vollzogen. Im November vorigen Jahres standen sie sich in der Göppinger EWS-Arena zum ersten und wohl auch einzigen Mal auf dem Spielfeld gegenüber: Beim Schaukampf zwischen der C-Jugendauswahl des HVW und dem TV Holzheim musste das Küken vorerst noch Federn lassen.